FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 1/2021
macht die Sparte für Attacken attraktiv. Neo-Banken wie N26 oder Revolut zielen hier mit ihren Smartphone-Angeboten auf die Klientel der Zukunft.Den internationa- len Zahlungsverkehr, eines der wenigen Felder, auf dem sich dank der Wechselkurs- gebühren noch ansehnliche Erträge erzie- len lassen, nehmen Anbieter wie das briti- sche Fintech Transferwise in die Zange. Phalanx gebildet Auch imWertpapiergeschäft bildete sich eine Phalanx aus jungen Unternehmen, die klassische Bankdienstleistungen überneh- men. So bieten einige Apps Privatkunden einen einfachen Überblick über die persön- lichen Finanzen. Andere Anbieter erobern den Wertpapierhandel. Direktbroker wie Robinhood oder die in Deutschland gestartete Bank Trade Republic verlangen keine Handelsgebühren und hoffen so, in großem Stil Kunden anzulocken. Im Heimatmarkt der Bank of America buhlen im Vermögensverwaltungsgeschäft seit geraumer Zeit Robo Advisors wie Bet- terment oder Wealthfront um Kunden. Auch hierzulande wächst das Feld der digi- talen Vermögensverwalter. Branchenprimus Scalable Capital etwa knüpfte ein Netz an Kooperationspartnern, die Kunden zulie- fern, darunter die ING. Die Münchner stellen ihre Dienste aber auch als White-Label-Pro- dukt Dritten zur Verfügung. Selbst in die Köngisdiszi- plin, das Geschäft mit institu- tionellen Kunden, dringen die Fintechs vor. Die Startbedin- gungen seien hier angesichts der hohen regulatorischen Hürden zwar schwieriger, räu- men die Analysten von CB Insights ein. Dennoch fassen sogar auf diesem Terrain die jungen Konkurrenten Fuß. Als Beispiel verweisen die Experten auf digitale Asset Manager wie Fount und die Berliner Gesellschaft Liqid. Deren Dienst- leistungen zielen auch auf Geschäftskun- den und institutionelle Investoren ab und stehen damit in direkter Konkurrenz zu den Asset-Management-Einheiten traditio- neller Banken. Daneben öffnet ausgerechnet die Regu- lierung ein weiteres Tor. So müssen Finanz- institute seit Inkrafttreten der Finanzmarkt- richtlinie Mifid II ihren Kunden die Kos- ten für Research in Rechnung stellen. Zuvor finanzierten die Investmentbanken Aktien-, Anleihen- und volkswirtschaftliche Studien über die Handelsgebühren. Diese Umstellung öffnet Raum für unabhängige Analysehäuser. In diese Lücke stoßen auch Fintechs vor. Sie liefern etwa Daten über Aktien- und Anleihenmärkte, aus denen sich Anlageentscheidungen ableiten lassen. Die CB-Insights-Experten nennen Firmen wie Sentieo und Koyfin. Sparkonto vom Elitebanker Die Dynamik im Finanzgeschäft reicht sogar so weit, dass traditionelle Akteure i- hre Rolle überdenken und neue Felder er- schließen. So hatte sich der Branchenriese Goldman Sachs stets auf das Investment- banking konzentriert. Im Zuge der Digita- lisierung stiegen die New Yorker Eliteban- ker allerdings in das Privatkundensegment ein. Mit ihrer Onlinebank Marcus bieten sie schlichte Sparkonten oder Kleinkredite an. Und das mit Erfolg: In Großbritannien etwa nimmt Marcus seit vergangenem Sommer keine Neukunden mehr an – wegen des großen Andrangs. Doch wie eingangs erwähnt sind es nicht allein die Fin- tech, die das Fundament klas- sischer Finanzdienstleister erschüttern. So erweitert bei- spielsweise der Handelsriese Amazon stetig sein Geschäft – und dringt im Zuge dessen auch in Felder wie Zahlungs- dienstleistungen und Versiche- rungen vor, wie eine weitere Analyse von CB Insights zeigt. Der Konzern verfolgt dabei jedoch bestimmte Ziele. „Ba- sierend auf unseren Erkennt- nissen ist es schwer zu be- haupten, dass Amazon die Bank der nächsten Genera- Vom Aussterben bedroht? Die Zahl der traditionellen Geldhäuser sinkt. In Europa verläuft der Schwund besonders rapide. Quelle:St.LouisFRED ,EZB Anzahl 0 5.000 10.000 15.000 20.000 2019 2018 2017 2016 2015 2014 2013 2012 2011 2010 2009 Zahl der Banken: USA Zahl der Banken: Europäische Union » Für traditionelle Banken ist Scheitern keine Option. « Klaus-Georg-Meyer, Capgemini fondsprofessionell.de 1/2021 385
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