FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 1/2021

Die Daten müssten ja regelmäßig gepflegt werden – und keiner zahlt für den Service.“ Der Vergleichsexperte schiebt den poli- tisch Verantwortlichen den Schwarzen Peter zu: „Das funktioniert so nicht. Es liegt an der Gesetzgebung, dass dies ein absur- des Unterfangen ist. So kann man keine Markttransparenz erzielen!“ Noch dazu dürften die Banken die Informationen ver- schlüsseln, sodass man sie nur sehr schwer automatisch auslesen könne, erklärt Herbst. „Dies ist aber dem Staat egal. Hauptsache, die EU-Verordnung ist umgesetzt.“ In Eigenregie Das Thema schlägt weiter hohe Wellen und ist im Wahljahr mittlerweile auch zum politischen Zankapfel geworden. Da die Zeit drängt und die Bundesregierung keinen Rüffel von der EU-Kommission oder von der Opposition bekommen möchte, schließt das Finanzministerium auch die Einrichtung eines staatlichen Vergleichsportals nicht mehr aus. Frei nach demMotto: „Wenn es sonst keiner machen will, müssen wir wohl selber ran.“ MARCUS HIPPLER FP Dorothea Mohn | Verbraucherzentrale Bundesverband „Öffentlich-rechtliche Lösung “ Dorothea Mohn vomVerbraucherzentrale Bundesverband über die Kritik an der Girokonto-Transparenz- seite und die eingereichte Klage gegen das Vergleichsportal Check24. D orothea Mohn leitet das Team Finanzmarkt beim Verbraucherzen- trale Bundesverband (VZBV) in Berlin, der zu Jahresbeginn wegen des Girokon- to-Vergleichsportals eine Unterlassungs- klage gegen Check24 eingereicht hat. Frau Mohn, wie stehen Sie zu der Ab- schaltung der Webseite? Dorothea Mohn: Es ist bedauerlich, dass der gesetzliche Kontenvergleich von Check24 Qualitätsmängel hatte und das Unternehmen nicht bereit war, diese abzustellen. Das Unternehmen war mit der gebotenen Marktabdeckung zufrie- den, die aus unserer Sicht aber inakzep- tabel war. Jetzt muss es darum gehen, zügig Ersatz zu finden. Wir plädieren weiter für eine öffentlich-rechtliche Lö- sung. Die Interessenkonflikte scheinen bei einer kommerziellen Umsetzung kaum überwindbar zu sein. Welche Auswirkungen hat die Einstellung des Angebots eigentlich auf Ihre einge- reichte Klage? Das Klageverfahren hat sich aus prozess- rechtlicher Sicht mit der Schließung der Vergleichswebsite nicht automatisch erle- digt. Wie es weitergeht, hängt wesentlich von Entscheidungen und Erklärungen der Check24 Vergleichsportal Karten & Konten GmbH im weiteren Prozessver- lauf ab. Wie hoch schätzen Sie die Chance ein, dass ein anderes Unternehmen ein- springen und eine Transparenzseite für den Kontovergleich errichten wird? Die Bereitschaft im Markt scheint dafür gegenwärtig nicht gegeben zu sein. Mir ist in dieser Hinsicht kein kommer- zieller Anbieter bekannt. Was kann der Gesetzgeber tun, damit Deutschland die EU-Vorgaben dennoch zeitnah erfüllt? Wir haben für eine Umsetzung die Bafin oder die Stiftung Warentest ins Spiel ge- bracht. Gut wäre es, wenn der Gesetz- geber die Banken flankierend verpflich- ten würde, über Schnittstellen die Konto- daten aktuell bereitzuhalten.Diese sollten dann vom Anbieter des Vergleichs abge- fragt werden können. Sind nicht die Verbraucherzentralen ein geeigneter Dienstleister, um eine solche Webseite anzubieten? Produktvergleiche gehören nicht zu den Kernaufgaben der Verbraucherzentralen. Hier ist die Stiftung Warentest etabliert. MARCUS HIPPLER FP Dorothea Mohn, VZBV: „Die Interessenkonflikte scheinen bei einer kommerziellen Umsetzung kaum überwindbar zu sein.“ BANK & FONDS Girokontenvergleich 390 fondsprofessionell.de 1/2021 FOTO: © VERBRAUCHERZENTRALE BUNDESVERBAND (VZBV)

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