FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 1/2021
Kreditwesens künftig entwickeln könnten. Im ersten schreiben sie die Trends der Jahre 2014 bis 2019 in die Zukunft fort. Im zwei- ten unterstellen sie ein japanisches Szenario mit anhaltend ultraniedrigen Leitzinsen und zudem schwachem Wirtschaftswachs- tum. In beiden Fällen nimmt das Aufwand-Er- trag-Verhältnis spürbar zu (siehe Grafik vorige Seite). Sprich: Die Kosten steigen schneller als die Erträge. In anderen Teilen der Welt sieht es nur zum Teil besser aus. In einer Analyse berechneten die Berater vonMcKinsey,wie stark die Institute Kosten drücken und Erträge steigern müs- sen, um eine Eigenkapital- rendite auf dem Niveau von vor der Coronakrise zu erreichen oder zumin- dest die Schwelle von zehn Prozent zu nehmen. Die erforderlichen Eingriffe fal- len fast überall erheblich aus. Nur die Banken aus Nordamerika und den asiatischen Schwel- lenländern stehen vergleichsweise gut da (siehe Grafik unten). Kenne die Kunden Für Europa und insbesondere Deutsch- land gilt jedoch: „Banken müssen jetzt handeln“, fordert Baumgarten von Simon Kucher. Er gibt drei Leitlinien an die Hand: Erstens müssten die Institute ihren Vertrieb konsequent digitalisieren und von der Filiale auf eine Omnikanalstrategie um- schwenken. Zweitens sollten sie eine effek- tivere Ansprache von Kunden erreichen. Dazu müssen sie Daten besser analysieren und Kunden genauer in Segmente ein- sortieren, um ihnen passendere Produkte anbieten zu können. Drittens fordert Baumgarten eine klare Strategie für die Zusammenarbeit mit externen Partnern. Dazu zählen auch Fintechs, die nicht nur Konkurrent, sondern auch Kooperations- partner sein können (siehe auch den Arti- kel auf Seite 384). „Banken, die sich jetzt nicht auf eine tiefgreifende Veränderung ihrer Kostenstruktur einstellen, werden einen unhaltbaren Wettbewerbsnachteil erleiden“, mahnt Brackert von BCG. Ein Hauch Hoffnung Neben all den düsteren Prognosen fin- den sich aber auch überraschend optimis- tische Ausblicke. „Die US- Banken zeigen sich in bril- lanter Verfassung“, sagt Joseph Urciuoli, Research- leiter von Spectrum Asset Management. „Ihre euro- päischen Pendants hinken zwar hinterher. Doch auch Europas Institute sind in guter Verfassung.“ Die Coronakrise entspreche nicht der Finanzkrise 2008. „Diese entsprang der man- gelhaften Kapitalausstat- tung. Die Banken verloren damals nahezu ihr ges- amtes Kapital“, erinnert Urciuoli. „Heute jedoch verfügen die Geldinstitute über ausreichend Reser- ven.“ SEBASTIAN ERTINGER FP Jens Baumgarten, Simon Kucher & Partners: „Der Handlungsdruck bei der Digitalisierung wurde durch Covid-19 deutlich verstärkt.“ Joseph Urciuoli, Spectrum Asset Management: „Die US-Banken zeigen sich in brillanter Verfassung. Ihre europäischen Pendants hinken hinterher.“ Erträge rauf, Kosten runter Notwendige Veränderungen, damit Banken bis 2024 wieder eine Eigenkapitalrendite auf Vor-Corona-Niveau erreichen So stark müssten Banken ihre Kennziffern justieren, um wieder eine Eigenkapital- rendite auf Vorkrisenniveau zu erreichen – oder überhaupt erst über die Zehnprozent- marke zu kommen. *umEigenkapitalrenditevonzehnProzentzuerreichen |Quelle:McKinseyGlobalBankingAnnualReview2020 -30 % -20 % -10 % 0 % 10 % 20 % Latein- amerika Asien Schwellen- länder* Asien Industrie- länder* China Europa* Nord- amerika Ertrag, Veränderung Kosten, Veränderung Eigenkapital- rendite vor Krise BANK & FONDS Pandemie-Folgen 394 fondsprofessionell.de 1/2021 FOTO: © JENS BAUMGARTEN | SIMON KUCHER & PARTNERS, SPECTRUM ASSET MANAGEMENT
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