FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 2/2021

Das müssten Sie ein wenig erläutern. Speziell in Deutschland haben viele institu- tionelle Investoren, aber auch die Fondsein- käufer von Family Offices oder größeren Vermögensverwaltungen zum Teil extrem harte Vorgaben, die ihnen ein Investment in synthetisch replizierte Produkte verbie- ten. Und ein aktienorientierter Dachfonds- manager wird eher auf Zielfonds verzich- ten, die Wertpapierleihe betreiben, weil die- se Fonds unter steuerlichen Aspekten oft nicht zu 100 Prozent als Aktieninvestment seines Dachfonds anerkannt werden. Ein Thema, das die Märkte beschäftigt, ist der Shift von Wachstumswerten zu Value- aktien. Manch einer hat noch seine Zweifel. Zweifel sind da nicht mehr angebracht. Dafür ist die Rotation schon viel zu weit fortgeschritten. Im Grunde sollte die Ent- wicklung auch niemanden überraschen. Denn wir blicken auf eine extrem lange Periode zurück, in der Wachstumswerte, verengt auf eine kleine Zahl US-amerikani- scher und chinesischer Technologiewerte, den Markt regelrecht dominiert haben.Da- durch ist eine ideale Ausgangsbasis für eine Value-Rallye entstanden. Durch die massi- ven Stützungsmaßnahmen seitens der Fis- kalpolitik und der Notenbanken als Reak- tion auf die Pandemie ist zudem inzwischen Wachstum auf einer viel breiteren Basis vorhanden. Und mit der in den nächsten Monaten anstehenden Wiederöffnung der Volkswirtschaften nach einer langen Zeit der Lockdowns ist mit einer zyklischen Er- holung zu rechnen, von der vor allem Un- ternehmen profitieren werden, die extrem stark von der Pandemie betroffen sind, wie Tourismuswerte, Fluggesellschaften, aber auch Hotel- und Restaurantbetreiber. Die Frage ist natürlich: Wie lang kann das andauern? Über den Sommer hinweg dürfte der Auf- trieb an den Aktienmärkten, gestützt von einem allgemeinen Optimismus, weiter anhalten. Im kommenden Jahr allerdings rechnen wir damit, das sich die Spreu vom Weizen trennen wird. Dann wird sich zei- gen, wer die relativen Gewinner in den kri- sengebeutelten Sektoren sein werden. Das dürften natürlich vor allem jene Unterneh- men mit einer starken Bilanz sein, die es zudem verstanden haben, sich auf die ange- sprochenen strukturellen Veränderungen in der Welt einzustellen und ihr Geschäfts- modell entsprechend anzupassen. Haben Sie keine Angst vor einemweiteren Anstieg der Zinsen, zumindest in den USA? Abgesehen davon, dass Angst kein guter Ratgeber ist, beobachten auch wir die Ent- wicklung, wie sie sich inzwischen bei den Zinsen, insbesondere in den USA, aber auch bei der Preisentwicklung abzeichnet, mit einer gewissen Sorge. Solange es bei moderat steigenden Zinsen bleibt, würden bestimmte Bereiche wie etwa Banken und Versicherungen sogar von einem höheren Zinsniveau profitieren. Gefährlich für die Aktien- wie auch die Rentenmärkte wäre ein zu starker und zu schneller Anstieg der Zinsen, ausgelöst zum Beispiel durch die Angst der Anleger vor einer früher als der- zeit erwarteten Rücknahme der lockeren Geldpolitik der Federal Reserve. Sprechen Sie etwa von Taper Tantrum2.0? Vollkommen auszuschließen ist eine solche Entwicklung natürlich nicht. Aber im Grunde haben alle Notenbanken signali- siert, dass sie in einem solchen Fall nicht nur mit beruhigenden Worten, sondern letzlich auch beherzten Taten eingreifen würden. Auf die USA bezogen, sieht es im Moment danach aus, dass das dortige Wachstum in diesem Jahr so stark ausfallen wird, dass die Fed sogar noch im laufenden Jahr ihre massiven Wertpapierkäufe wird zurückfahren können. Andererseits zeigt der sogenannte Dot Plot der Federal Re- » Über den Sommer hin- weg dürfte der Auftrieb an den Aktienmärkten, gestützt von einem all- gemeinen Optimismus, weiter anhalten. « Sonja Laud, Legal & General IM MARKT & STRATEGIE Sonja Laud | Legal & General Investment Management FOTO: © TOM BIRTCHNELL 106 fondsprofessionell.de 2/2021

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