FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 2/2021

erläutert Hirt. Vor wenigen Jahren fand ein Forscherteam beispielsweise heraus, dass die Aktien von Firmen, mit denen EOS einen Engagement-Prozess durchlaufen hatte, weniger riskant sind als die Titel von ver- gleichbaren Unternehmen ohne einen sol- chen Dialog. Das sei aber nur möglich, wenn es sich um „echte“Engagements handle, was wirk- lich mit viel Arbeit und Aufwand verbun- den sei, betont Hirt. „Das ist nicht mit einem Telefonat erledigt, sondern da geht es um einen intensiven Austausch, oft vor Ort in persönlichen Gesprächen mit Vor- ständen und Aufsichtsräten.“Darumwerde er skeptisch, wenn einige Asset Manager von Tausenden Engagements berichten, obwohl sie vielleicht nur zwei ESG-Ana- lysten beschäftigen.Mit so wenigen Leuten sei das gar nicht vernünftig zu bewältigen. Kleine Firma, großer Hebel „Allerdings können nicht nur große Marktteilnehmer etwas erreichen“, betont Christoph Klein, Geschäftsführer von ESG Portfolio Management. Seine Investment- boutique aus Frankfurt managt zwei Fonds, die zusammen 32 Millionen Euro verwalten. Trotz dieser im Branchenver- gleich mickrigen Dimension scheuen Klein und seine Kollegen nicht den Kon- flikt mit Weltkonzernen, wie ein Blick in den Engagement-Bericht auf seiner Home- page zeigt, in dem der Asset Manager detailliert über seine Initiativen berichtet. Exemplarisch ist das Engagement beim Frühstücksflockenhersteller Kellogg Co. „Als ich im Sommer 2019 Urlaub in den Vereinigten Staaten machte, fiel mir im Su- permarkt eine Einmalpackung Cornflakes auf“, berichtet Klein. „Das mag praktisch sein, weil man nur Milch reingießen muss, produziert aber Unmengen Kunststoff- müll.“Klein forderte den Konzern auf, ihm die Verpackungsstrategie des Unterneh- mens zu erläutern, doch die Investor-Rela- tions-Abteilung reagierte nicht auf seine Anfrage. „Dann startete ich eine PRI Colla- boration“, sagt Klein. Auf dieser Plattform der UN-Initiative „Principles for Responsi- ble Investment“ (PRI) können Investoren Unterstützer für Engagement-Vorhaben suchen. „Ich habe einen Brief aufgesetzt, den zahlreiche weitere Asset Manager unter- zeichneten – in Summe vertreten wir rund 60 Milliarden US-Dollar“, so Klein. Jetzt rea- gierte der Cornflakes-Gigant. Zunächst gab es Calls mit der IR-Abteilung, dann auch mit dem Nachhaltigkeitschef. „Wir zogen » Ich werde skeptisch, wenn Asset Manager von Tausenden Engage- ments berichten. « Hans-Christoph Hirt, Federated Hermes EOS So aktiv engagieren sich die Asset Manager Viele Fondsanbieter berichten einmal im Jahr über ihr Abstimmverhalten auf Hauptversamm- lungen und über ESG-relevante Dialoge mit Managern der Portfoliounternehmen. Eine – kleine – Auswahl. Hauptversammlungen: Allianz Global Investors hat im vergangenen Jahr welt- weit auf 10.183 Aktionärstreffen abge- stimmt, ein Plus von sieben Prozent zum Vorjahr. Amundi nahm an rund 4.250 Hauptversammlungen teil – eine Steigerung um 19 Prozent. Lyxor war 2020 zwar „nur“ auf 447 dieser Treffen präsent, doch das entspricht im Vergleich zu 2019 mehr als einer Verdoppelung. UBS Asset Management meldet, auf über 11.000 Hauptversammlungen in 60 Ländern abgestimmt zu haben – das sind 96 Prozent aller Aktionärs- treffen, auf denen der Schweizer Vermögens- verwalter stimmberechtigt war. Engagement: Das „Investment Stewardship“- Team von Legal & General Investment Management (LGIM) berichtet von 665 Engagements mit Unternehmen im ver- gangenen Jahr. UBS AM beziffert die Zahl der Engagements auf 429, was ein Plus von 20 Prozent zumVorjahr bedeu- tet. Axa Investment Managers stand 2020 mit 319 Emittenten im „aktiven Dialog“, wie es der Fondsanbieter formuliert. Das sind 47 Pro- zent mehr als 2019. Amundi führte mit 472 Unternehmen Gespräche über die Energiewende und den Klimawandel, mit 378 Firmen ging es um den Schutz der Ökosysteme. Degroof Peter- cam AM berichtet, im vergangenen Jahr 101 Schreiben zu ESG-Aspekten an Unternehmen ver- schickt zu haben – etwas weniger als 2019. Dies könnte ein Zeichen dafür sein, dass einige En- gagement-Themen allmählich zu „Best Practices“ werden, so der Brüsseler Asset Manager. Ablehnung mit Ansage: Anfang 2020 kündigte LGIM an, gegen alle Unternehmen zu stimmen, bei denen die Rollen von Vorstands- und Verwal- tungsratsvorsitzendem zusammenfallen – eine im angelsächsischen Raum verbreitete Konstellation. In 411 Fällen votierte der Vermögensverwalter dann tatsächlich aus diesem Grund gegen das Management. Amundi hingegen lehnt aus Prinzip Vergütungssysteme ohne ESG-Indikatoren ab. „Dies führte zu einer Negativquote von 31 Prozent der die Managervergütung betreffenden Abstim- mungen im Jahr 2020“, so der Asset Manager. MARKT & STRATEGIE ESG-Engagement 116 fondsprofessionell.de 2/2021 FOTO: © DEAN NORTHCOTT | FEDERATED HERMES

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