FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 2/2021
Editorial MEINUNG D er ESG-Boom ruft die Bafin auf den Plan. Soll ein deutscher Publikumsfonds „als nachhalti- ges Investmentvermögen (…) aufgesetzt werden, muss sich dies nicht nur in dessen Verkaufsunter- lagen, sondern auch in den Anlagebedingungen widerspiegeln“, heißt es im Entwurf einer Richtlinie, die noch im zweiten Quartal in Kraft treten soll. Die Bafin begründet ihren Vorstoß damit, dass sie angesichts der Flut von Ökofonds „Greenwashing“ befürchtet. Sie begründet das unter anderem mit der Offenlegungsverordnung. Das neue EU-Regel- werk verpflichtet die Anbieter zwar zu mehr Trans- parenz im Umgang mit Nachhaltigkeitsaspekten, sagt aber nichts zur inhaltlichen Ausgestaltung der Anlagebedingungen oder zur Formulierung des Fondsnamens. Darum sieht sich die Bafin zum Handeln gezwungen.Wer sich vor Augen führt,wie viele Produkte die Anbieter gemäß der EU-Ver- ordnung als nachhaltig eingestuft haben, kann das sogar nachvollziehen (siehe auch Seite 124). Der Hebel, den die Bafin ansetzen möchte, ist jedoch der falsche. Bei den Anlagebedingungen kann sie nur auf deutsche Fonds einwirken. Sind die Regeln zu streng, vertreiben die Banken eben Lu- xemburger Portfolios.Damit ist weder den Anlegern geholfen noch demFondsstandort Deutschland. Effi- zienter wäre es, beim Vertrieb anzusetzen, also Leit- planken vorzugeben, wann ein Finanzprodukt hier- zulande als nachhaltig angepriesenwerden darf.Bleibt die EU an dieser Stelle zu locker, kann die Bafin auf nationaler Ebene immer noch nachschärfen. Löbliche Idee, falscher Hebel Ihr Bernd Mikosch, Chefredakteur fondsprofessionell.de 2/2021 11 FOTO: © AXEL GAUBE FÜR FONDS PROFESSIONELL
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