FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 2/2021
Brennstoffzelle im Labor: Bei der Nutzung von Wasserstoff entstehen keinerlei giftige Abgase oder schädliche Rückstände. Daher gilt die Wasserstofftechnologie als nachhaltig und zukunftsweisend. Treibstoff der Zukunft Wasserstoffinvestments sorgten vor gut 20 Jahren unter Anlegern für einen Hype. Derzeit entwickelt sich das Thema erneut zum Trend. Und diesmal könnten sich langfristig Chancen bieten. D as chemische Element mit dem Sym- bol H steht im Periodensystem ganz oben links. Es macht drei Viertel der ge- samten bekannten Materie aus und wurde im Jahr 1766 vom englischen Naturfor- scher Henry Cavendish entdeckt, der es als „brennbare Luft“bezeichnete. Das Gas ent- zündete sich am 6. Mai 1937 im Tank des Luftschiffs „Hindenburg“. Und es ließ um die Jahrtausendwende einen Hype unter Anlegern rund um den Globus entflam- men. Die Rede ist von Wasserstoff. Gut 20 Jahre, nachdem der letzte Run auf Wasserstoffaktien jäh ein Ende fand, beflügelt das Thema heute erneut die Fantasie von Anlegern. Diesmal könnten sich Investments, denen das einfachste aller Elemente zugrunde liegt, allerdings zu einem langfristig vielversprechenden Trend entwickeln. Denn anders als vor zwei Dekaden, als der Begriff ESG noch nicht geprägt war, treibt im Jahr 2021 das Be- dürfnis nach nachhaltigen Geldanlagen die Kurse von Wasserstoffaktien an. Vor allem aber ist es der politische Wille, die Wirtschaft klimaneutral aufzustellen, der dauerhaft für Aufwind sorgen könnte. Fondsanlegern, die an dem neuen Trend teilhaben möchten, stehen seit wenigen Monaten zwei ETFs und ein gemanagtes Sondervermögen offen. Berater sollten ihre Kunden aber auch auf die Risiken solcher Themenfonds aufmerksam machen. Chancen durch die Klimadebatte „Die Chancen für Wasserstoff sind natür- lich in der Klimadebatte begründet“, sagt Gerd Junker, Mit-Geschäftsführer des ethisch-ökologischen Vermögensverwalters Grünes Geld aus Aschaffenburg, der mit dem GG Wasserstoff R seinen Angaben zufolge den ersten gemanagtenWasserstoff- fonds initiiert hat. Kapitalverwaltungsgesell- schaft ist die Hansainvest. „Dutzende von Ländern weltweit haben sich zum Ziel gesetzt, klimaneutral zu wachsen. In zehn bis 20 Jahren werden vor- aussichtlich rund 25 Prozent der weltwei- ten Energieversorgung aus Wasserstoff kommen“, schätzt Junker. Diese These stützt auch eine aktuelle Stu- die der internationalen Strategieberatung Strategy&, die zur Beratungsgesellschaft PwC gehört. Die Autoren der Untersu- chung mit dem Titel „Laying the founda- tions of a low carbon hydrogen market in Europe“ kommen zum Schluss, dass die globale Dekarbonisierung bis 2030 jährlich um zwölf Prozent voranschreiten muss, wenn die Ziele des Pariser Klimaabkom- mens erreicht werden sollen. Ein entscheidender Eckpfeiler der Ener- giewende könne der Aufbau einer kohlen- stoffarmen Wasserstoffwirtschaft sein. „Aus- gehend von einem anhaltenden Nachhal- tigkeitstrend, in dem Kohlenwasserstoffe in der Wirtschaft sukzessive ersetzt werden, wird sich die globale Wasserstoffnachfrage bis 2040 im Vergleich zu 2019 von 71 Me- tertonnen auf 137 Metertonnen fast verdop- peln“, schreiben die Strategy&-Experten. Bis zum Jahr 2070 erwarten sie gar eine Ver- siebenfachung auf 519 Metertonnen. Das lässt in der Tat auf einen langfristi- gen Anlagetrend hoffen. Doch bislang gibt es bei der Verwendung und Herstellung von Wasserstoff noch einige Hürden, die einem boomenden Einsatz des Gases im MARKT & STRATEGIE Wasserstofffonds 140 fondsprofessionell.de 2/2021 FOTO: © LUCHSCHENF | STOCK.ADOBE.COM
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