FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 2/2021

Die meisten Investoren stehen irgendwann vor der Frage: Aktien oder Anleihen? Wandelanleihen nehmen ihnen die Entscheidung ab. Als Allheilmittel für jede Börsen- phase taugen die Titel jedoch nicht. Puffer für volatile Zeiten Wandelanleihen bieten aufgrund ihrer besonderen Eigenschaften insbesondere bei unruhigen Börsen Vorteile. Das wissen findige Manager von Multi-Asset-Portfolios durchaus zu schätzen. D as Beste aus zwei Welten. Unter dieser schlagwortartigen Verkürzung wer- den gern die Vorteile von Wandelanleihen beschrieben, weil sie die Chancen von Aktien mit der Sicherheit eines Anleihen- investments kombinieren. Da ist auch durchaus was dran. Als eine Art Faustregel gilt, dass Wandelanleihen am Anstieg einer Aktie zu rund zwei Dritteln partizipieren. Fällt dagegen der Aktienkurs, sind Conver- tibles, wie die Wandler im Englischen hei- ßen, nur zu etwa einem Drittel vom Kurs- rückgang betroffen. Zudem war die Volati- lität von Wandelanleihen in der Vergan- genheit nur etwa halb so groß wie die von Aktien. Ihre Widerstandsfähigkeit haben Convertibles gerade erst wieder während der krisenhaften Entwicklng im vergange- nen Jahr unter Beweis gestellt. Als die Märkte imMärz zusammenbrachen, konn- ten die Convertibles zunächst ihre Schutz- funktion voll ausspielen, um von der nach- folgenden Erholung der Märkte in hohem Maß zu profitieren. Ganz so einfach, wie es Faustregeln nun einmal suggerieren, ist es erwartungsgemäß aber auch bei Wandelanleihen nicht.Denn auch diese Papiere tragen natürlich ein ge- wisses Risiko. Kommt es zum Beispiel zum Totalausfall des Emittenten, dann hilft auch die Absicherungsfunktion des Anleihen- teils nicht mehr. Auch ein stärkerer Anstieg der Zinsen, wie er sich seit geraumer Zeit abzeichnet, dürfte an Wandelanleihen kaum ohne Blessuren vorbeigehen, weil auch deren Anleihenkomponente von ent- sprechenden Kursrückgängen betroffen wäre. Allerdings können die Wandler bei einer solchen Entwicklung einen weiteren Vorteil für sich verbuchen. Zu ihrem Plus wird dabei die Tatsache, dass die Anleihen- komponente der entsprechenden Papiere in der Regel eine relativ kurze Laufzeit zwi- schen drei und fünf Jahren aufweist. Das lässt sie auf Kursrückgänge am Anleihen- markt aufgrund steigender Zinsen tenden- ziell weitaus weniger stark reagieren. Das zeigt sich auch in der historischen Betrach- tung. Abgesehen von der extremen Anlei- hen-Baisse im Jahr 1994 haben Wandel- anleihen Phasen steigender Zinsen relativ gut weggesteckt. Vorteile für Multi-Asset-Manager Es sind diese besonderen Eigenschaften, die Wandelanleihen vor allem für Total- Return-Konzepte und Multi-Asset-Lösun- gen interessant machen. Darauf weist auch Marc-Alexander Knieß, Senior Portfolio Manager für globale Convertible Bonds bei Lupus Alpha, hin: „Globale Wandelanlei- hen eignen sich als Renditequelle für viele Anforderungen von Anlegern. Einem An- leiheninvestor bieten sie die Chance auf Outperformance, Aktienanleger profitieren von einem begrenzten Kursrisiko, und » In Zeiten von Negativ- zinsen gestaltet sich die Suche nach realen Renditen im Anleihen- segment schwierig. « Hans-Willi Brand, HWB Capital Management MARKT & STRATEGIE Wandelanleihen 160 fondsprofessionell.de 2/2021 FOTO: © ANDILEVKIN | STOCK.ADOBE.COM, PARINPIX | STOCK.ADOBE.COM

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