FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 2/2021

chenvertreter, die am „Hotel-Talk“ teil- nahmen, davon aus, dass es trotz der verheerenden Belegungszahlen nur zu moderaten Preisabschlägen von höchstens 20 Prozent kommen wird, wenn eine deutsche Hotelimmobilie dieses Jahr ver- kauft wird. Hotels bleiben lukrativ Das niedrige Transaktionsvolumen rührt jedoch nicht daher, dass Hotels als Investment unattraktiv geworden wären. Im Gegenteil: „Es gibt einen hohen Appetit, in Deutsch- land in Hotelimmobilien zu investieren, da Investoren an die Erholungsfähigkeit von Deutsch- land glauben“, sagt EVHC-Ge- schäftsführer Andreas Ewald. Dem kann Detlef Kaiser, der beim Immobiliendienstleister Dr. Lübke und Kelber für Hoteltrans- aktionen zuständig ist, nur bei- pflichten: „Bei uns sind im Früh- sommer 2020 binnen weniger Wochen Anfragen für Investitio- nen in der Größenordnung von sechs bis acht Milliarden Euro eingegangen. Das ist mehr, als der Gesamt- markt im Jahr 2019 Volumen hatte.“ Die große Nachfrage trifft jedoch auf ein quasi nicht vorhandenes Angebot. „Die Erwartung, jetzt zu günstigen Preisen kau- fen zu können, wird einfach nicht erfüllt. Keiner ist bereit, einen Corona-Rabatt zu geben“, erklärt Kaiser. Hotelberater Ewald ergänzt: „2021 ist weiterhin mit einem zu- rückhaltenden Investmentmarkt zu rech- nen. Es bestehen noch große Differenzen bei den Preisvorstellungen von opportunis- tischen Käufern und Hoteleigentümern.“ Betreiber leiden Not Die Erklärung,warum das Hotelgewerbe in existenzielle Not geraten ist und den- noch kaum Hotels zum Verkauf angebo- ten werden, findet sich in der unterschied- lichen Situation von Betreibern und Eigen- tümern. Der einen Seite wird zunehmend die Luft zum Atmen genommen. Hotel- betreiber mussten im Jahr 2020 Umsatz- einbußen von rund 60 Prozent verkraften, schätzt die auf Hotels spezialisierte Unter- nehmensberatung Treugast Solutions. Ent- sprechend prognostiziert Rechtsanwalt Werner: „Wir werden bei den Betreibern eine Konsolidierung erleben.“ Die andere Seite kann die Situation hingegen viel entspannter sehen. Kapitaldienst machbar Der Kapitaldienst, den Eigentü- mer erbringen müssen, wenn sie ihr Hotel mit Fremdkapital finan- ziert haben, stellt die stärkste Bedrohung dar, und die scheint einstweilen noch ganz gut auszu- halten zu sein. „Wir haben auf dem Kapitalmarkt für Langfrist- finanzierungen ein Zinsniveau zwischen einem und zwei Pro- zent“, sagt Hotelexperte Kaiser. Preisabschläge von 15 bis 25 Pro- zent, wie sie opportunistische Investoren erwarten würden, er- gäben aus Sicht der Kapitalseite daher keinen Sinn. Detlef Kaiser, Dr. Lübke & Kelber: „Die Erwartung, jetzt günstig kaufen zu können, wird nicht erfüllt. Keiner ist bereit, einen Corona-Rabatt zu geben.“ Andreas Ewald, Engel & Völkers Hotel Consulting: „Im Jahr 2021 ist weiterhin mit einem zurückhalten- den Investmentmarkt zu rechnen.“ Kaum Hotels in Betreiberhand Eigentümer deutscher Hotels 2020 Die meisten deutschen Hotels sind im Eigentum von Investoren. Hohen Verkaufsdruck haben sie noch nicht. Quelle:Engel&VölkersHotelConsulting Sonstige 15 % + + Betreiber 5 % Immobilien AG 31 % Spezialfonds 10 % Versicherungen/ Pensionskassen 15 % Investment/ Asset Manager 24 % » Wir werden in Deutsch- land keine echten Hotel- notverkäufe sehen. « Marc Werner, Hogan Lovells SACHWERTE Hotelinvestments 214 fondsprofessionell.de 2/2021 FOTO: © CHRISTINE LUTZ | ENGEL & VÖLKERS HOTEL CONSULTING, DR. LÜBKE & KELBER

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