FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 2/2021
Viele Versicherer legen ihren Policen bekannte Indizes zugrunde. So wie die Allianz. „Uns war immer wichtig,mit Stan- dardindizes wie dem Euro Stoxx 50 oder dem S&P 500 zu arbeiten“, sagt Thomas Wiesemann, Vorstand Maklervertrieb der Allianz Leben. Unternehmen wie Barme- nia, Ergo und einige weitere beschreiten einen anderen Weg und konzipieren haus- eigene Indizes. Diese basieren auf besonde- ren Managementansätzen und sollen die Volatilität im Zaum halten. Der neue Quotentrend Kursverluste waren es auch, die 2020 den „neuen Trend zur Quote“ eingeläutet haben. Kamen in den vergangenen Jahren öfter Caps zum Einsatz, überwiegen jetzt Beteiligungsquoten. So hat unter anderem die R+V ihre Indexpolice, die sie zuvor zusammen mit der Condor anbot, über- arbeitet. Neben einem neuen Index setzt die R+V-Police nun auch eine Quote ein. Der Quotentrend ist vor allem dem Co- rona-Crash vom Frühjahr 2020 geschuldet. Geht es an den Börsen nach unten, so neh- men zwar sowohl Modelle mit Cap als auch solche mit Quote das Minus voll mit. Steigt der zugrunde liegende Index danach wieder steil nach oben, haben Policen mit Quo- te jedoch besser an der positi- ven Entwicklung teil. Bei einem Modell mit Renditedeckel dau- ert es hingegen länger, bis der Einbruch aufgeholt ist. Das Börsenjahr 2020 zeigt es: Der Dax holte nach dem Crash in drei Monatsrallyes enorm auf und verzeichnete schließlich ein Plus von 3,6 Prozent. Die Summe der mo- natlichen Renditegutschriften für eine entsprechende Index- police mit einem Cap von drei Prozent belief sich hingegen fast auf minus 20 Prozent, die Rendite für den Anleger lag daher bei null. Zwar waren nach Berech- nungen des IVFP auch Policen mit Quote 2020 – je nach Ende des Indexzyklus – häufig nicht in der Lage, positive Renditen zu erzielen. Inhaber von Policen, die auf dem Cap-Verfahren basieren,mussten aber noch öfter eine Nullrunde drehen. Ein Sonderweg Weder einen Cap noch eine Quote setzt die HDI Leben ein. Stattdessen verwendet sie für ihre Police weiterhin ein sogenann- tes Multi-Selekt-Konzept, das auf Schwan- kungen an den Kapitalmärkten reagiert. Je höher die Volatilität, desto geringer fällt automatisch die Beteiligung des Kunden an der Indexentwicklung aus. Mit dem aktuellen Hang zur Quote wären die Versicherer in Sachen neue Fea- tures für ihre Indexprodukte vielleicht am Ende angekommen – doch da ist auch noch die Quotelung. Anbieter wie Barme- nia erlauben schon seit Jahren eine Auftei- lung der Überschüsse auf Zins und Index- beteiligung. „Inzwischen sehen insgesamt fünf der von uns untersuchen Tarife diese sogenannte partielle Quotelung vor“, weiß Assekurata-Experte Lars Heermann. „Ich bin mir nicht sicher, ob all diese neuen Produktmerkmale in der Praxis auch relevant sind“, sagt Heer- mann. Für den Berater werden die ohnehin komplexen Poli- cen damit noch schwerer zu er- klären. „Und welcher Kunde will sich schon jedes Jahr zwi- schen so vielen Optionen ent- scheiden?“, fragt Heermann. Nicht zuletzt scheinen selbst die Versicherer nicht vollends überzeugt zu sein. Die Wachs- tumsaussichten im Segment der Indexpolicen schätzen sie im Schnitt jedenfalls nur noch als „neutral“ ein, wie die Asse- kurata-Studie zeigt. Und das obwohl sie ihre Instrumente erst jüngst ganz neu gestimmt haben. ANDREA MARTENS FP » Uns war immer wichtig, mit Standard- indizes wie dem Euro Stoxx 50 oder dem S&P 500 zu arbeiten. « Thomas Wiesemann, Allianz Enorme Unterschiede Entwicklung des Dax nach verschiedenen Berechnungsweisen Die Summe der Monatsrenditen der Police kann im Minus liegen, selbst wenn der Index Plus macht. Quelle:BerechnungenvonFONDSprofessionellmitDatenvonBoerse.de -20 % -10 % 0 % 10 % 20 % 30 % 2020 I 2019 I 2018 I 2017 I 2016 I 2015 I 2014 I 2013 I 2012 I 2011 Jahresrendite Summe der Monats- renditen Summe der Monatsrenditen mit Cap bei 3 % fondsprofessionell.de 2/2021 245
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