FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 2/2021

wir können mit unserer Erfahrung den unabhängigen Finanzberatern einen Mehr- wert bieten. In Deutschland in den Vertrieb über die großen Banken einzusteigen er- scheint uns einfach nicht als sinnvoll. Planen Sie weitere Partnerschaften mit Vertrieben? Wir verhandeln mit weiteren Koopera- tionspartnern, etwa für investmentbasierte Versicherungslösungen, sowie mit Berater- netzwerken. Unser klares Ziel ist, den Ver- trieb über diese Kanäle auszubauen. Möchten Sie nur im Vertrieb expandieren? Oder soll auch das Investmentteam wach- sen? Wir wollen auch unsere hauseigene Invest- mentkompetenz erweitern, insbesondere in den Bereichen Aktien und Anleihen. Le- diglich zehn Prozent unseres verwalteten Vermögens betreuen wir selbst.Wir wollen dies über die nächsten fünf Jahre auf ein Drittel aufstocken. Daher bauen wir das Team in Dublin aus. Wir verfolgen dann immer noch einen Multi-Manager-Ansatz. Wir wollen häufiger einer der Manager sein – aber niemals der einzige. Wieso wollen Sie einen größeren Teil der Mittel hausintern verwalten, wenn Sie doch einen ausgewiesenen Multi-Manager- Ansatz pflegen? Wenn man sich von den anderen Anbie- tern abheben will, muss man einen Mehr- wert bieten.Wenn man als Multi-Manager- Anbieter lediglich die erfolgreichsten Manager auswählt, die aber auch alle ande- ren kaufen, kommt man langfristig nicht weiter. Mit so einem Ansatz agiert man praktisch wie ein Indexfonds. Das rechtfer- tigt nicht die Kosten aktiven Managements. Wir müssen vielmehr etwas Einzigartiges schaffen.Wir erweitern daher einerseits die hauseigene Kompetenz beim Aufspüren guter Boutiquen sowie andererseits die Ex- pertise bei der Auswahl von Wertpapieren. Jüngst kam es zu einigen Übernahmen in der Fondsbranche. Morgan Stanley kaufte EatonVance, Franklin Templeton akquirier- te Legg Mason. Wollen Sie bei der Konsoli- dierung auch eine Rolle spielen? Bei diesen Zusammenschlüssen handelt es sich umMegadeals. Das ist jenseits unserer Liga. Aber wir können von dieser Entwick- lung durchaus profitieren. Inwiefern? Infolge dieser Übernahmen und Fusionen zieht es so manches hervorragende Invest- mentteam vor, seine eigene Gesellschaft zu gründen. Je größer ein Asset Manager durch Übernahmen wird, desto komplexer gestalten sich die internen Abläufe. Die Fir- menkultur verliert an Klarheit. Das stellt für viele Investmentteams den Anlass dar, in die Selbstständigkeit zu wechseln. Das wiederum verschafft uns die fantastische Gelegenheit, Partnerschaften mit exzellen- ten Managern zu knüpfen und ihre Strate- gien in unserem Sortiment anzubieten. Übernehmen Sie auch Anteile an Bou- tiquen? Auch wenn es nicht zu unseremGeschäfts- plan gehört, Anteile zu kaufen, sollte man niemals nie sagen. Denn wer weiß: Wenn sich die Beziehung zu einer Boutique mit- tel- und langfristig bewährt, die Zusam- menarbeit funktioniert und beide Seiten Freude an der Kooperation haben – warum sollten wir uns dann nicht an der Gesellschaft beteiligen? Aber das ist nicht unser primäres Ziel. SEBASTIAN ERTINGER FP KURZ-VITA: Furio Pietribiasi Nach seinem Studium an der Universität Triest arbeitete Furio Pietribiasi zunächst als Analyst und Aktienfondsmanager bei der Bank Mediolanum in Mailand. 1998 ging er für den italienischen Finanzkonzern nach Dublin, um dort das Fondsgeschäft aufzubauen. 2008 wurde er Vorstandschef von Mediolanum International Funds. Pietribiasi diente als Präsident des Fondsverbands Irish Association of Investment Managers. Aktuell hat er den Vorsitz der Branchenlobby Financial Sercvices Ireland inne. Zudem gründete er die italienisch-irische Handelskammer in Dublin. » Nicht alle Gesellschaf- ten verfügen über die Kapazität, um mit einem so granularen Geschäft umgehen zu können. « Furio Pietribiasi, Mediolanum VERTRIEB & PRAXIS Furio Pietribiasi | Mediolanum FOTO: © MEDIOLANUM 350 fondsprofessionell.de 2/2021

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