FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 2/2021
Auf der Goldwaage: In der Fonds- branche kam es zuletzt wieder zu großen Übernahmen und Fusionen. Wegen des Konkurrenz- und Kostendrucks wollen Asset Manager wachsen – um fast jeden Preis. Genau abgewogen Der Appetit der Asset Manager auf Übernahmen ist groß. Das treibt die Kaufpreise in die Höhe. Dennoch gibt es von Deal zu Deal deutliche Unterschiede. Welche Faktoren eine Rolle spielen. E s ist ein Megadeal: Die US-Großbank Morgan Stanley kauft den amerikani- schen Asset Manager Eaton Vance. Der Kaufpreis beziffert sich auf sieben Milliar- den Dollar. Die Transaktion rangiert damit unter den größten Übernahmen der Fondsbranche weltweit (siehe Tabelle „Dicke Deals“ auf Seite 378). Das ist nicht das einzige Zusammengehen unter Vermö- gensverwaltern in den vergangenen Mona- ten. Die Columbia-Threadneedle-Mutter Ameriprise Financial übernimmt Teile von BMO Global Asset Management, Amundi will Lyxor kaufen. Fast scheint es, als hätte die Covid-19-Pandemie den Appetit an Übernahmen nicht verdorben. Doch vergleicht man die Kaufpreise und setzt diese ins Verhältnis zum verwalteten Vermögen, das der Käufer erwirbt, fallen die erheblichen Unterschiede auf. So erhielt der britische Fondsanbieter Jupiter Asset Management bei der Übernahme von Mit- bewerber Merian Global Investors für jede hingeblätterte Million ein verwaltetes Ver- mögen von 57,4 Millionen Pfund. Die bei- den Private-Equity-Gesellschaften GTCR und Reverence Capital Partners, die jüngst Wells Fargo Asset Management übernah- men, erhielten für jede investierte Million hingegen rund 287 Millionen Volumen. Damit erscheint die Fondssparte des US- Instituts als Schnäppchen (siehe Grafik folgende Seite). Doch welche Faktoren be- stimmen letztlich, wie viel Geld bei Über- nahmen für einen Asset Manager über den Tisch wandert? Eine Spurensuche. Ein Grund für die erheblichen Differen- zen bei den Kaufpreisen könnten, so der erste Verdacht, große Unterschiede bei Um- satz und Gewinn der übernommenen Ge- sellschaften sein. „Natürlich spielen Kenn- ziffern wie das verwaltete Vermögen oder die Profitabilität eine Rolle“, sagt Maren Schmitz, die bei der Wirtschaftsprüfungs- gesellschaft KPMG das Asset-Management- Beratungsgeschäft in Deutschland leitet. „Weitere wichtige Faktoren sind die Kun- denstruktur und das Preisgefüge.“ Zum Aufschlag bereit Manche Anbieter seien eher an Mitteln von institutionellen Investoren interessiert, andere eher an Geld von privaten Sparern. Das Geschäft mit Profianlegern bringt zwar große Volumen ein, die erzielbaren Gebühren sind aber nicht so hoch. Das Retailgeschäft wiederum lockt mit einem höheren Einnahmenniveau, dafür ist der Aufwand auch höher. „Doch am Ende können die Kaufpreise deutlich davon abweichen, was die Stan- dardkennzahlen andeuten würden“, hält Schmitz fest. Schwerer als harte Ziffern wiegen mitunter weiche Faktoren. „Der Übernahme eines anderen Asset Managers wohnt derzeit ein strategischer Wert inne, insbesondere bei größeren Übernahmen“, erläutert die Branchenkennerin. „Einige » Der Übernahme eines anderen Asset Managers wohnt derzeit ein strate- gischer Wert inne. « Maren Schmitz, KPMG VERTRIEB & PRAXIS Übernahmen in der Fondsbranche 374 fondsprofessionell.de 2/2021 FOTO: © ALPHASPIRIT | STOCK.ADOBE.COM
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