FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 2/2021
der Produktanbieter erreicht bei Weitem nicht das Niveau, das wir sonst bei den Gebühreneinnahmen erreichen würden. Wir begleichen die Differenz. Dies sehen wir als Investition.“ Zugleich betont die ING, dass für sämtliche der 800 ETFs im Angebot der Bank die Kosten entfallen. „Wir wollen die Kunden nicht zu be- stimmten Produkten und Anbietern füh- ren, sondern eine breite Auswahl bieten“, erläutert Förster. Das von den ETF-Anbie- tern bezuschusste Modell hält die ING – wie andere auch – für alle Seiten für vor- teilhaft. „Davon profitieren die Kunden und wir als Bank“, sagt Förster. Einträglicher Handel Nicht so überzeugt ist Thomas Niss. Er ist Gründer und Geschäftsführer des Wie- ner Start-ups Own 360. „Ein kostenloser ETF-Sparplan ist ein Eintrittsprodukt“, er- läutert Niss. „Man holt den Kunden hinein und monetarisiert ihn an anderer Stelle. Die Kostenbelastung wird einfach nur an eine andere Stelle verlegt.“Auch bei gebüh- renfreien Brokern bezahle am Ende der Kunde durch seine Handelstätigkeit. „Sonst wäre das Geschäftsmodell nicht tragfähig“, erläutert Niss. „Hier passiert genau das, was nicht sein sollte: Die Kleinanleger werden zum Traden gebracht. Das sollten sie aber nicht tun, weil sie mit hoher Wahrschein- lichkeit Geld verlieren.“ Die Österreicher entwickelten ein anderes Modell eines gebührenfreien Sparplans.Auf der PlattformOwn360 können sich börsen- notierte Unternehmen mit ihren Informa- tionen für Aktionäre präsentieren. Sie errei- chen damit Privatanleger und erweitern somit ihren Aktionärskreis.Own360 wiede- rum erhält von den Unternehmen eine Ver- gütung. Diese ermöglicht es, den Anlegern einen Sparplan auf einen hauseigenen Fonds anzubieten, bei dem sämtliche Gebühren erstattet werden – sofern die Anleger regelmäßig an Abstimmungen teil- nehmen. Gut die Hälfte der im österreichi- schen Auswahlindex ATX vertretenen Ak- tiengesellschaften ist auf Own360 präsent. Mühsam abgewöhnen Ob sich das von den ETF-Anbietern be- zuschusste Modell eines gebührenfreien Sparplans oder Alternativen wie die von Own360 durchsetzen, muss sich zeigen. Ein gutes Signal für die Finanzbranche ist aber, dass das lange ersehnte Warmwerden der Sparer mit der Wertpapieranlage an Temperatur gewinnt. In Zeiten erodieren- der Zinserträge winken dringend benötigte Provisionseinnahmen. Eine Frage stellt sich allerdings: Wenn die Geldhäuser gerade ihre Kunden mühsam von kostenlosen Girokonten entwöhnen, werden sie ihnen irgendwann auch die gebührenfreien Spar- pläne abgewöhnen müssen? SEBASTIAN ERTINGER FP » Die Kostenbelastung wird einfach nur an eine andere Stelle verlegt. « Thomas Niss, Own360 Regelmäßig gespart Deutsche Anleger schließen immer mehr ETF-Sparpläne ab. Prognosen rechnen mit neun Millionen bis 2025. Quelle:Extra-ETF |*perEndeJanuar 0,16 Mio. ETF- Sparpläne 2,17 0,0 0,5 1,0 1,5 2,0 2,5 2021* 2020 2019 2018 2017 2016 2015 2014 Anzahl in Mio. Anzahl der ETF-Sparpläne Starker Anstieg Auch das Volumen kletterte zuletzt deutlich nach oben. Für die Angaben befragt der Branchendienst Extra-ETF die heimischen Direktbanken. Quelle:Extra-ETF 0,2 Mrd. Euro 3,6 0,0 0,5 1,0 1,5 2,0 2,5 3,0 3,5 4,0 2020 2019 2018 2017 2016 2015 2014 Mrd. Euro Jährliches ETF-Sparplanvolumen deutscher Privatanleger BANK & FONDS ETF-Sparpläne 396 fondsprofessionell.de 2/2021 FOTO: © OWN360
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