FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 2/2021

Welche Kosten entstanden durch die Um- setzung des Konzepts? Sie haben bei- spielsweise die Standorte umgebaut und sie auch neu ausgestattet. Auch ins Marke- ting mussten Sie investieren. Klink: Für einen bemannten Finanzpunkt belaufen sich die Kosten auf jeweils rund 250.000 Euro. Insgesamt sind rund fünf Millionen Euro an Investitionen angefallen. In der Gewinn-und-Verlust-Rechnung sind die Finanzpunkte im operativen Geschäft jedoch seit dem ersten Tag profitabel. Durch die Initiative sind Ihre Institute an jeweils vier neuen Standorten vertreten. Sie beide sind jeweils rund zehn Jahre an der Spitze Ihrer Banken: Können Sie sich daran erinnern, wann Sie das letzte Mal eine neue Filiale eröffnet haben? Wunsch-Weber: Wir haben in den letzten Jahren einige Filialen neu eröffnet, ins- besondere im östlichen Teil unseres Ge- schäftsgebiets.Wir gehen dahin, wo unsere Kunden uns brauchen. Klink: Als Taunus Sparkasse renovieren wir unsere Standorte regelmäßig, und ab und zu gibt es auch eine räumliche Verlegung, insofern habe ich einige Neueröffnungen mitgemacht. In meiner Amtszeit haben wir im Übrigen nur eine Filiale dauerhaft geschlossen, ohne dass nicht zumindest SB- Infrastruktur dort geblieben wäre. Da war ich auch am letzten Tag vor Ort und habe gemeinsammit den Mitarbeitern das Licht ausgemacht. Neue Finanzpunkte eröffnen macht jedoch definitiv mehr Spaß. Wir folgen natürlich den Kundenströmen, bei- spielsweise eröffnen wir bald am Kellerei- platz in Hofheim eine neue Filiale. Wenn man Multikanal will, muss man sich dauernd kümmern. Nicht alle Banker sind von Ihrer Idee be- geistert. Der Vorstandschef einer nord- rhein-westfälischen Sparkasse lehnt das Modell für sein Haus mit folgendenWorten ab: „Wir sind Marktführer in unserem Geschäftsgebiet, warum soll ich mir die Konkurrenz buchstäblich ins eigene Haus holen?“Wie stehen Sie zu dieser Aussage? Wunsch-Weber: Wir haben immer betont, dass Finanzpunkte eine Alternative sein können – und eben nicht zwingend sind. Wir haben den Mut, über die Nähe den Wettbewerb weiterzuentwickeln. Wir kön- nen uns jetzt unmittelbar messen, da können beide Häuser nur daran wachsen. Innovative und tragfähige Ideen auszupro- bieren gehört seit jeher zur genossenschaft- lichen Verbundidee dazu. Klink: Wir erleben einen hohen gegensei- tigen Respekt. Die Finanzpunkte werden von den jeweiligen Mitarbeitern gehegt und gepflegt, und es wird geschätzt, dass man mit modernster Technik arbeiten kann. Vorab machten wir alle Teams mitei- nander bekannt, dadurch ist der Respekt voreinander noch einmal gestiegen. Auch von unseren Gremien wird das Konzept begrüßt. Zumal jetzt, ein Jahr nach der ersten Eröffnung, klar ist: Finanzpunkte stärken den Markenkern beider Häuser. Herr Klink, Verwaltungsräte bei Sparkas- sen sind oft mit Politikern und Bürger- meistern besetzt. Mussten Sie in diesem Gremium viel Überzeugungsarbeit leisten? Klink: Dazu eine kleine Anekdote, die mir ein Sparkassenvorstandskollege, der auch die Finanzpunkt-Idee aufgenommen hat, berichtete: Als er das Konzept in der Ver- waltungsratssitzung vorgestellt hat, erhielt er Applaus. Das erste Mal überhaupt in sei- ner gesamten Amtszeit. Als Taunus Spar- kasse haben wir das Glück, dass unser Ver- waltungsrat eine innovative und auch kun- denorientierte Einstellung besitzt. Es war eine einstimmige Entscheidung. Insbeson- dere die Bürgermeister verstanden schnell, dass sie mit diesem Konzept die Infrastruk- KURZ-VITA: Eva Wunsch-Weber Die Bankkauffrau und Betriebswirtin kam 1993 zur Frankfur- ter Volksbank. Sie leitete unter anderem den Vorstandsstab, das Dezernat für Grundsatzfragen sowie den Personalbereich. 2008 wurde Wunsch-Weber in den Vorstand berufen, 2012 übernahm sie den Vorsitz des Gremiums. » Unsere Mitarbeiter bezeichnen sich selbst als Finanzpunktler. « Eva Wunsch-Weber, Frankfurter Volksbank BANK & FONDS Eva Wunsch-Weber I Frankfurter Volksbank + Oliver Klink I Taunus Sparkasse FOTO: © FINANZPUNKT 400 fondsprofessionell.de 2/2021

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