FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 2/2021
tur sichern können – und zwar aus dem Interesse der Institute und nicht aufgrund ihrer Eigentümerrechte. Welche Bedenken nahmen Sie im Kreise der Mitarbeiter wahr? Gab es beispielswei- se Sorge um den langfristigen Erhalt der Arbeitsplätze? Klink: Es war genau andersherum. Wenn Sie an einem „alten“Standort sitzen, nichts zu tun haben und Ihnen langweilig ist, machen Sie sich – wenn Sie wirtschaftlich denken – Sorgen um den Erhalt Ihres Ar- beitsplatzes. Jetzt in den Finanzpunkten, die gut ausgelastet sind und ausreichend Frequenz haben, gibt es für die jeweiligen Kolleginnen und Kollegen – je zwei Ange- stellte sind unter der Woche an drei Stand- orten tätig – diese Sicherheit. Wunsch-Weber: Unser Betriebsratsvorsitzen- der stand voll und ganz hinter uns. Die Idee bietet ja auch Perspektiven. Die Mitar- beiter in den gemeinschaftlichen Filialen sind Mitinnovatoren: Sie besitzen ein Han- dy, einen Laptop und einen E-Dienstwagen. Und sie arbeiten in einem papierlosen Büro ohne Ablage. Die Mitarbeiter wissen, wie das Bankgeschäft in der Zukunft sein wird. Und sie identifizieren sich sehr stark mit der Idee: Sie bezeichnen sich selbst als die „Finanzpunktler“. Konnten Sie andere Institute für Ihr Konzept begeistern? Gibt es bereits Nach- ahmer? Klink: Nachdem vor Kurzem in Weiden in der Oberpfalz ein Finanzpunkt der Raiff- eisenbank Oberpfalz Nordwest und der Sparkasse Oberpfalz Nord erfolgreich dem Kundengeschäft übergeben wurde, startete zuletzt der Austausch mit mehr als 20 inter- essierten Instituten aus ganz Deutschland. In den Gesprächen geht es um die Über- nahme der „Blaupause“ – also Verträge, die bereits den Landes- und Bundeskartellbe- hörden, aber auch Bundesbank und Bafin bekannt sind.Wir konzipierten von Anfang an alle Verträge so, dass sie ohne weitere Prüfungen für alle Institute offen gestaltet sind. Damit entfallen aufwendige Informa- tions- und Abstimmungsrunden mit den verschiedenen zuständigen Behörden. Kann das Konzept der Finanzpunkte in Deutschland flächendeckend umgesetzt werden? Klink: An dieser Stelle möchte ich gern den Experten Dr. Hans-Martin Kraus, der Partner bei Deloitte Consulting ist, zitieren. Seinen Analysen zufolge sind Finanzpunk- te für rund ein Drittel der Geschäftsstellen, die Sparkassen und Genossenschaftsban- ken betreiben, nicht nur denkbar, sondern auch wirtschaftlich. Bundesweit könnte das Konzept für 6.000 von rund 18.000 Stand- orten in Frage kommen. Seinen Hochrech- nungen zufolge wäre eine Kostenersparnis bundesweit in einer Größenordnung von zwei Milliarden Euro pro Jahr denkbar. FrauWunsch-Weber, die Frankfurter Volks- bank fusioniert gegenwärtig mit einer Volksbank aus dem benachbarten Bayern. Können Sie sich vorstellen, dass Sie das Konzept der geteilten Filiale künftig auch mit einer bayrischen Sparkasse umsetzen? Wunsch-Weber: Ich war von Anfang an überzeugt von der Idee. Jetzt – nach der ersten Bilanz – haben wir auch die empi- rische Evidenz, dass unsere Kunden die Idee annehmen. Wo immer sich also eine Möglichkeit ergeben sollte,mit den Finanz- punkten langfristig die Präsenz in der Fläche zu sichern, werden wir darüber nachdenken. Vielen Dank für das Gespräch. MARCUS HIPPLER FP » Unsere Bankvorväter hätten sich gefreut, wenn sie so viele Kontakte mit den Kunden gehabt hätten wie wir derzeit. « Oliver Klink, Taunus Sparkasse KURZ-VITA: Oliver Klink Der studierte Betriebswirt ist seit 2012 Vorstandsvorsitzen- der der Taunus Sparkasse. Zuvor war der gelernte Bank- kaufmann für die Allianz Bank, die Deutsche Bank sowie die Dresdner Bank / Commerzbank tätig. BANK & FONDS Eva Wunsch-Weber I Frankfurter Volksbank + Oliver Klink I Taunus Sparkasse FOTO: © FINANZPUNKT 402 fondsprofessionell.de 2/2021
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