FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 2/2021
Unter den Banken finden sich renom- mierte Namen wie die Deutsche Bank, S-Kreditpartner aus der Sparkassen-Finanz- gruppe oder die Hypovereinsbank. Auch die Commerzbank ist seit Mai 2020 auf den Seiten der Plattform „gelistet“. Das Frankfurter Institut bietet Darlehen ab einem Nettokreditbetrag von 1.500 Euro bis zu 80.000 Euro und Laufzeiten zwi- schen zwölf und 96 Monaten an. Die Bank, die derzeit umstrukturiert wird, versucht über die Plattform insbeson- dere junge und internetaffine Menschen anzusprechen, die noch nicht zum eigenen Kundenkreis gehören. „Mit Smava haben wir einen bundesweit bekannten Partner gewonnen, um unseren Ratenkredit für Neukunden weiter zu öffnen“, sagt Inga Krämer, die in der Commerzbank den Bereich Ratenkredite verantwortet. „Über die Präsenz auf der Vergleichsplattform steigern wir die Wahrnehmung als Partner an der Seite unserer Kunden auch beim Ratenkredit.“ Neben dem reinen Konsu- mentenkredit bietet die Bank über Smava auch einen „Eigentümerkredit“ an, der für eigengenutzte und vermietete Immobilien in Anspruch genommen werden kann. Aussagen über die bisher vermittelten Kreditvolumina macht das Institut nicht. Insgesamt scheint die Commerzbank aber gut durch das letzte Jahr gekommen zu sein. „Wir konnten unseren Marktanteil im Konsumentenkreditgeschäft während der Coronakrise ausbauen“, so Krämer. „Affiliate“ Auch Finanzberater können mit den Kreditplattformen zusammenarbeiten und diesen Kunden zuführen. In der Regel agieren sie als Tippgeber, neudeutsch „Affi- liate im Kreditbereich“ genannt. Die Platt- formen buhlen um die Vertriebler mit um- fangreichen Werbematerialien auf White- Label-Basis, die eine individualisierte Kun- denansprache und auch Vergleichsrech- nungen ermöglichen sollen.Neben Smava sind auch die Mitbewerber Check24 oder Verivox im Affiliates-Geschäft unterwegs. Dies gilt auch für Finanzcheck. „Für Berater mit Erlaubnis nach Paragraf 34c Gewerbeordnung bieten wir ein spezi- elles B2B-Bankenportfolio an“, sagt Artopé. „Der Berater führt hierbei selbstständig die Beratung, die Auswahl der Bank und die Begleitung des Kunden bis zum Abschluss durch.“ Für Berater ohne 34c-Erlaubnis offeriert das Unternehmen zwei Modelle: Während man als „Tippgeber Light“ nur Kontaktdaten und den Kreditwunsch über- mittelt, erfassen die Vermittler beim „Com- fort“-Modell auch die wirtschaftlichen Daten des Kunden. Provisionen gibt es nur bei Abschluss und nach Ablauf des 14-tägi- gen Widerrufsrechts des Kreditnehmers, reine Leads werden nicht vergütet. Das Geld bekommt der Vermittler dann im Folgemonat ausgezahlt. Richtig reich wird man damit aber nicht. „Oftmals sind es Beträge zwischen 17,50 und 20 Euro, die für eine Kreditver- mittlung gezahlt werden“, berichtet ein Branchenkenner. „Aber Kleinvieh macht bekanntlich auch Mist, und das Geld nimmt man quasi nebenher gern mit.“Sei- nen Lebensunterhalt bestreitet wahrschein- lich kaum ein Vermittler damit, obwohl in einem Werbevideo des Smava-Partnerpro- gramms von einem Vertriebler berichtet wird, der imMonat über 20.000 Euro Pro- visionen durch die Zusammenarbeit gene- riert haben soll. Kostspielig Smava nutzt die Fusion mit Finanzcheck übrigens für Synergien – und setzt Mitar- beiter frei. Rund 50 der mittlerweile rund 950 Mitarbeiter müssen sich einen neuen Job suchen. Dies ist bei einem Fintech auch nicht anders als bei klassischen Banken oder Versicherern. Aber auch die Führungsetage von Finanzcheck kam nicht ungeschoren davon: Die beiden Geschäfts- führer und Gründer Moritz Thiele und Andreas Kupke verließen das Unterneh- men im Rahmen des Zusammenschlusses. Da nur jeder dritte Kunde mehr als ein- mal auf die Plattform zugreift und zum „Wiederholungstäter“wird,muss der Betrei- ber immer neue Kunden generieren.Dafür steckt das Unternehmen viel Geld in Wer- bung und Marketing. Neben teuren TV- Spots zählen auch spektakuläre Aktionen dazu. Vor knapp drei Jahren ließ Smava beispielsweise mitten in einer Berliner Ein- kaufsstraße einen Pool voller Geldscheine aufstellen – versehen mit dem Slogan „Schluss mit Geldverschwendung“. Dass die Kreditvermittler viel Aufmerk- samkeit erregen müssen, hat einen weite- ren Grund: Es besteht immer die Gefahr, dass Kunden quasi bei der Bank „hängen“ bleiben, bei der sie den Kredit letztlich erhalten. Die Institute achten sehr darauf, dass der Darlehensnehmer, der ursprüng- lich über eine Kreditplattform kam, nach Möglichkeit im eigenen Haus bleibt. MARCUS HIPPLER FP » Wir konnten unseren Marktanteil im Konsu- mentenkreditgeschäft während der Corona- krise ausbauen. « Inga Krämer, Commerzbank fondsprofessionell.de 2/2021 405
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