FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 2/2021
Als das Bezahlsystem Apple Pay eingeführt wurde, warfen viele Bran- chenteilnehmer der US-Firma vor, die eigene Marktmacht auszunutzen. Jetzt vermuten manche, dass sich die Geschichte wiederholt. App gemacht Eine Richtlinienänderung im App Store von Apple irritiert die Fintech-Szene. Anbieter unabhängiger Konto- und Geldanlage- Apps fürchten, dass die Abkehr vom Open-Banking-Ansatz droht. M it Apps wie Finanzguru, Money- money oder Finanzblick kann sich der Bankkunde seine Konten und Anla- gen, die er bei verschiedenen Kreditinstitu- ten hat, per Knopfdruck auflisten lassen. Er erhält damit schnell einen vollständigen Überblick über seine Finanzen. Doch für Nutzer des iPhone, die dafür eine ban- kenunabhängige Softwarelösung nutzen wollen, könnte damit bald Schluss sein. Der US-Technologiegigant Apple änderte im Februar nämlich seine Richtlinien für Finanz-Apps, die in den hauseigenen App Store aufgenommen werden wollen. In den Bedingungen heißt es jetzt, dass „Apps, die dem Trading, dem Investieren und der Geldverwaltung dienen, von denjenigen Finanzdienstleistern kommen sollten, die diese Dienstleistungen auch anbieten“. Weggefallen ist ein Einschub, wonach dies auch Anbieter sein können, die die von den Finanzinstituten zur Verfügung gestell- ten Schnittstellen – im Branchenjargon API genannt – nutzen. Was sich auf den ersten Blick wie eine langweilige Nachricht anhört, die höchs- tens eine Handvoll Programmierer interes- sieren dürfte, versetzt die Anbieter mobiler Banking-Lösungen in Aufregung. So twit- terte beispielsweise Michael Haller von der Moneymoney-App seine Befürchtung, dass das von der europäischen Politik vorge- schriebene Open-Banking-Prinzip ausge- hebelt werden könnte. Open Banking be- deutet, dass neben Kreditinstituten auch Fintechs und Start-ups die Möglichkeit be- kommen, durch den vom Kunden gewähr- ten Zugriff auf Kontoinformationen An- wendungen für Bankkunden zu gestalten. Eigenes Produkt „Die Änderung der ‚App Store Review Guidelines‘ stellt eine Einschränkung des durch den Open-Banking-Ansatz entstan- denen Marktes für dritte Zahlungsdienst- leister an offenen Schnittstellen dar“,meint Rechtsanwalt Thomas Loos von der Kanz- lei Krammer Jahn aus Bayreuth.Der auf di- gitales Recht spezialisierte Anwalt vermutet, dass der US-Konzern die Änderung nicht ohne Hintergedanken vorgenommen hat. „Bemerkenswert ist die Tatsache, dass in engem zeitlichemZusammenhang mit der Änderung der Richtlinien bekannt wurde, dass Apple beabsichtigt, ein eigenes Pro- dukt namens ‚Finhealth‘ anzubieten“, sagt Loos. „Dessen Funktionsweise ist zwar noch nicht näher bekannt, wird möglicher- weise aber den gegenwärtigen Open-Ban- king-Angeboten ähneln.“Apple könnte also Drittanbieter von Multibanking-Software aus dem eigenen Store werfen, um ein mögliches eigenes Produkt zu pushen. „Innerhalb der Systematik der Vertrags- werke von Apple behält sich das Unter- nehmen in den ‚iOS Developer Program » Man kann den Spekulatius auspacken und die große Ver- schwörung (t)wittern – oder eben die Kirche im Dorf lassen. « Maik Klotz, Unternehmensberater BANK & FONDS Apple 406 fondsprofessionell.de 2/2021 FOTO: © NICOLE LIENEMANN | STOCK.ADOBE.COM, KANZLEI KRAMMER JAHN
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