FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 3/2021
Nein. Nicht alle Autoren schreiben Stu- dien, damit Anleger daraus eine Mehrren- dite gegenüber dem Markt erzielen kön- nen. Analysten verfassen die Reports aus sehr unterschiedlichen Gründen, etwa um die Mechanismen einer Branche zu erläu- tern, aber auch um den Vertriebsteams Material zu liefern oder um Investment- banking-Aufträge zu ergattern. Nicht jeder Analyst hat den Auftrag, die Aktien mit den besten Chancen auf eine Outperfor- mance zu nden.Das verstehen leider viele Investoren nicht.Wir konzentrieren uns in der Informations ut aber auf die Perlen, die nachweislich Alpha erzielen. Die spielen in unserem Team mit, alle andere quali zieren sich nicht. Überprüfen Sie nochmal die Einschätzun- gen von den Analysten, auf die Sie Ihre Auswahl stützen? Nein. Wir könnten niemals das Research der ganzen Autoren replizieren. Sie verfü- gen über umfassende Kenntnis der Unter- nehmen, Branchen und lokalen Märkte, die sie beobachten.Wenn wir dies ernsthaft überprüfen wollten, hieße dies ja letztend- lich, wir kennen uns genauso gut oder besser aus als diese Fachleute. Das ist nicht der Fall. Und meiner Meinung nach kann das auch niemand anders. Wir beschrän- ken uns darauf, die besten Köpfe zu identi- zieren und herauszu ltern. Welche Rolle spielt nun Nachhaltigkeit bei Ihrem Ansatz? Wir schließen die Unternehmen mit einer schlechten Nachhaltigkeitsbewertung aus. Das mag nicht besonders innovativ klin- gen. Allein auf Ausschlusskriterien zu set- zen bekam zuletzt geradezu eine negative Konnotation. Ich nde aber nichts Schlech- tes daran, die Unternehmen aus dem Port- folio zu verbannen, mit denen man nichts zu tun haben möchte. Zudem zeigen die Daten ganz klar: Wer die nach ESG-Kri- terien schlechtesten Unternehmen aus- schließt, erzielt eine bessere Performance; wohingegen die Firmen mit den höchsten ESG-Bewertungen längst nicht immer auch eine bessere Wertentwicklung aufwei- sen. Nachhaltigkeit allein ist kein Allheil- mittel für Erfolg. Aber erfolgreiche Firmen zu finden, die auch nachhaltig wirtschaften, kann doch ebenfalls einen Mehrwert erschaffen. Unser Ausgangspunkt ist ein anderer. Wir wollen im ersten Schritt erfahren, welche Titel wir besser nicht halten.Die Kombina- tion aus unserer Analyse der Aktienpro- gnosen mit dem ESG-Filter zeichnet ein sehr eindeutiges Bild davon, welche Unter- nehmen wir nicht besitzen wollen. Firmen mit De ziten bei der Nachhaltigkeit ber- gen Risiken. Und wer Risiken ausschließt, erzielt eine bessere Performance. Daraus ergibt sich im zweiten Schritt der Kreis von Unternehmen, mit denen wir überdurch- schnittliche Ergebnisse erzielen sollten. Wie genau setzen Sie das Portfolio letzt- endlich zusammen? Wir verlassen uns auf das, was wir am besten können: Aktien auswählen. Und dies gelingt uns, indem wir diejenigen nden, die die besten Analysten für eine Aktie sind. Wir suchen die Unternehmen, die im Vergleich zu ihren Konkurrenten am besten abschneiden werden. Ansonsten wahren wir eine strikte Neutralität mit Blick auf die Branchenverteilung oder Faktoren wie Investmentstile, Regionen oder Ähnliches. Letztendlich ähneln wir unserer Benchmark – mit einigen ent- scheidenden Unterschieden.Wir betreiben auch kein Market-Timing. Vielen Dank für das Gespräch . SEBASTIAN ERTINGER FP » Ich finde nichts Schlechtes daran, die Unternehmen aus dem Portfolio zu verbannen, mit denen man nichts zu tun haben möchte. « Kevin Parker, Sustainable Insight Capital Management KURZ-VITA: Kevin Parker Von 2004 bis 2012 leitete Kevin Parker weltweit die Asset- Management-Einheit der Deutschen Bank. Zuvor arbeitete er im Aktienhandel des Instituts. Bevor er 1997 zum deutschen Branchenprimus stieß, nahm er verschiedene Positionen bei der US-Großbank Morgan Stanley ein. Nach seinem Abschied von der Deutschen Bank gründete er Sustainable Insight Capital Management. Zudem ist er Miteigner und Gründer des biologisch-dynamischen Weinguts Château Maris in der französischen Region Languedoc-Roussillon. FOTO: © PETER BAIAMONTE | UNIVERSAL-INVESTMENT 134 fondsprofessionell.de 3/2021 MARKT & STRATEGIE Kevin Parker | Sustainable Insight Capital Management
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