FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 3/2021

Der Hamburger Sachwertanbieter Paribus hat sein Geschäft in den vergangenen Jahren durch Übernahmen massiv ausgebaut. Im Interview erläutert Geschäftsführer Thomas Böcher die dahinterstehende Strategie. A nfang 2014 übernahm Paribus das Management einiger Immobilien- fonds der insolventen und in Betrugsfälle verwickelten Wölbern Invest. In den darauf folgenden Jahren kamen Fonds der Immo- bilienwerte Hamburg, ABN Amro und zuletzt Marble House Capital hinzu. Trotz der großen Fülle von Fonds fordert jedes einzelne Asset spezi sche Aufmerksamkeit. Herr Böcher, auf der Homepage Ihres Un- ternehmens Paribus findet sich folgender Satz: „Uns macht es Spaß, die Extrameile zu gehen, um eine stetig hohe Kontinuität und Qualität bei der Bearbeitung der uns anvertrauten Projekte sicherstellen zu kön- nen – für unsere Anleger und Investoren“. Veranschaulichen Sie uns bitte, was man sich konkret darunter vorstellen muss. Thomas Böcher: Von einem Asset Manager, nehmen wir als Beispiel das Asset Immobi- lie, wird erwartet, dass die Vermietung läuft, die Kostenabrechnungen ordentlich sind, dass das Objekt soweit instand ist und am Ende verkauft wird. Punkt. Unserem Ver- ständnis davon, noch eine Extrameile zu gehen, liegt die Frage zugrunde: Reicht das aus? Wir fragen: Wie kann ich die Miete steigern, wie kann ich den Mieter stärker an den Kosten beteiligen? Möglicherweise hat er ja selbst auch einen Vorteil davon. Oder das Thema Optionen: Es ist Standard geworden, dass ein Mieter die Option er- hält, die bestehenden Konditionen nach Ablauf der eigentlichen Frist nach eigenem Ermessen zu verlängern.Das halten wir für Nonsens, denn man räumt jemandem ein Recht ein und verp ichtet sich dazu, passiv zu bleiben. Damit macht man sich abhän- gig von der Entscheidung des Mieters. Ge- gen solche Standards zu verhandeln ist hart, und man muss viel argumentieren, wenn man von dem, was der Vertragspart- ner für üblich hält, abweicht. Wenn wir unsererseits eine Option fordern, demMie- ter vorfristig kündigen zu können, oder vorschlagen, den Optionsvorteil auf die Miete umzulegen, dann ernten wir zu- nächst Unverständnis, aber letztlich stärkt es unsere Position. Würdigen Ihre Anleger das? Selbst da müssen wir manchmal Wider- stände überwinden. Wir haben 2014 aus der Wölbern-Insolvenz eine Immobilie ins Management übernommen, deren Finan- zierung unmittelbar und deren Mietvertrag zwei Jahre später auslief. Das Objekt war mit 60 Millionen bewertet worden, einge- kauft wurde es aber zu 110 Millionen. Es hatte das Image einer Pleiteimmobilie eines Emissionshauses, das insolvent ist und des- sen Manager wegen Betrugs im Gefängnis sitzt. Unsere Aufgabe war nun, das Image zu drehen, um einen höheren Preis realisie- ren zu können.Wir haben eine neue Story entwickelt und neue Aufmerksamkeit auf das Objekt gelenkt. Ein erstes indikatives Bieterverfahren kam auf einen möglichen Preis von 75 Millionen Euro, zu dem der Beirat auch sofort verkaufen wollte. Wir waren uns aber sicher, dass das noch nicht das Ende der Fahnenstange ist, und haben den Beirat zu Geduld gemahnt. Schließlich haben wir zu 80 Millionen Euro verkauft. „Regulierung hat manchmal schizophrene Wirkung“ » Gegen Standards zu verhandeln ist hart, und man muss viel argumentieren, wenn man vom Üblichen abweicht. « Thomas Böcher, Paribus FOTO: © JOST FINK 182 fondsprofessionell.de 3/2021 SACHWERTE Thomas Böcher | Paribus

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