FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 3/2021
Scharf kalkuliert Der Preiskampf in der Berufsunfähigkeitsversicherung beschert vielen Kunden im Nachhinein höhere Beiträge. Nicht nur deshalb sollten Makler bei der Wahl von Tarif und Anbieter genau hinsehen. D ie Anbieter haben jahrelang den Wettbewerb um die besten Bedin- gungen in der Berufsunfähigkeitsversiche- rung (BU) angeheizt und zugleich die Bei- träge für wenig riskante Berufe gesenkt. In der Folge konnten sich viele Menschen mit gesundheitlich riskanteren Berufen den Invaliditätsschutz nicht mehr leisten. Jüngstes Beispiel: Die Continentale be- rechnete die Risiken vieler Arbeitsfelder neu und senkte die Beiträge für über 500 Berufe, darunter in den Bereichen Hand- werk und Technik, IT und Software, Mar- keting und Medien. „Teurer ist es für nie- manden geworden“, beteuert Vorstand Helmut Hofmeier. Man rechne stets nach- haltig und langfristig, noch nie habe die Continentale die Nettobeiträge ihrer Be- standskunden anheben müssen.Wie dieses Kunststück bei immer geringeren Beiträ- gen gelingt, verrät der Versicherer nicht. Und ob neu ins Programm genommene Berufsbilder wie Cloud-Architekt, Digital- Währungsberater oder Umweltschutz- Laborant am Ende mehr oder weniger anfällig für Berufsunfähigkeit sind, ist noch nicht absehbar. Was für die Continentale spricht: Im ak- tuellen „Stabilitätsrating der Berufsunfähig- keits-Versicherer“ des Brancheninforma- tionsdienstes „Map-Report“ schneidet das Unternehmen im Vergleich von insgesamt 27 Anbietern mit am besten ab – gemein- sammit Wettbewerbern wie LV 1871, Alli- anz, Swiss Life, Hannoversche und Volks- wohl Bund. Neben dem Beitrag (Kalkula- tion, Dynamik und Scoring) bewerten die Analysten auch Stabilität (Konstanz der Überschüsse und Schadenquote) und Fi- nanzstärke der Gesellschaften. Höhere Beiträge In der Vergangenheit hatten einige Versi- cherer die Überschüsse im BU-Bestand „an- passen“ müssen. Sprich: Kunden mussten höhere Nettobeiträge zahlen oder büßten Leistungen ein (siehe FONDS professionell 2/2018, Seite 316). „Auf das Neugeschäft sind diese Anpassungen in der Regel nicht durchgeschlagen, was einen gewissen Bei- geschmack geben kann,“ resümiert Map- Report-Analyst Reinhard Klages. So zeigt die Beitragskalkulation der BU-Versicherer 2021, die für 30-jährige Bankkau eute, Maschinenbauingenieure und Tischler un- tersucht wurde, dass einige Anbieter den durchschnittlichen Zahlbeitrag (Nettobei- trag) um bis zu 30 Prozent und mehr un- terschreiten. Auch die Continentale ver- langt im Preisbeispiel für einen Tischler (Nichtraucher), der bis 65 monatlich 1.500 Euro BU-Rente absichern will, netto 20 Prozent weniger als der Durchschnitts- beitrag (siehe Gra k Seite 260). Es gibt sogar Versicherer, die nur die Hälfte der marktüblichen Durchschnitts- » Wer mit 40 gesundheit- lich aus der Kurve fliegt, wird im Alter wohl oder übel dem Staat auf der Tasche liegen. « Volker Looman, Finanzanalytiker Mancher Beruf ist riskanter als andere – etwa der des Tischlers. Bei der Wahl einer Berufsunfähigkeits- police sollten Makler und ihre Kunden nicht nur auf den Preis achten, sondern auch auf andere Aspekte. FONDS & VERSICHERUNG Berufsunfähigkeitspolicen 258 fondsprofessionell.de 3/2021 FOTO: © WALER | STOCK.ADOBE.COM, STEFAN NEUENHAUSEN | FRANKE UND BORNBERG
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