FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 3/2021

geren Vergangenheit seinen Nettobeitrag bereits erhöhen und baute damit wohl auch Druck auf die eigene Regulierungs- praxis auf. So hob die WWK 2018 die Net- tobeiträge im Bestand um bis zu 40 Pro- zent an. Auch Generali und Hanse-Merkur mussten für Teilbestände an der Preis- schraube drehen. Bei der Generali, zu der die Dialog gehört, hatte die Kürzung der Überschussbeteiligung in der BU-Versiche- rung 2018 zu bis zu acht Prozent Beitrags- erhöhung geführt. Unter der Lupe Wer mehr zur Regulierungs- praxis der Anbieter erfahren möchte, kann die kürzlich von Franke und Bornberg vorge- legte „BU-Leistungspraxis-Stu- die 2021“ zu Rate ziehen, die auf Daten für das Geschäfts- jahr 2019 beruht. Die Analyse bezieht sich zwar nur auf sie- ben große BU-Versicherer, doch diese decken laut den Autoren „deutlich über 50 Prozent des Marktes“ aller Leistungsfälle 2019 ab. „Die Datengrundlage wird von den Versicherern gebildet, die sich im zurück- liegenden Jahr an unserem BU-Unternehmensrating oder dem BU-Leistungspraxisrating beteiligt haben“, erklärt Ana- lyseleiter Christian Monke. Al- lianz, Zurich und – zum ers- ten Mal – die Gothaer sind die Teilnehmer des BU-Leistungs- praxisratings. Die Gothaer er- reichte auf Anhieb eine gute Note, die Zurich ebenfalls.Die Allianz erzielte die Höchstwer- tung (hervorragend). An der Leistungspraxis-Studie nehmen darüber hinaus Ergo Vorsorge, Generali Deutschland, HDI und Nürnberger teil. Sie stel- len sich der Untersuchung schon seit Jahren im Rahmen des BU- Unternehmensratings und schnitten dort allesamt „hervorragend“ ab. Zusammen bringen es die sieben Anbie- ter auf 7,1 Millionen Versicherte, von denen Ende 2019 fast 146.000 BU-Leistungen bekamen, davon beinahe 32.000 Neuan- meldungen. Je Gesellschaft wurden min- destens 125 Leistungsfälle untersucht. Er- gebnis: Die BU-Leistungsquote der sieben Versicherer beträgt wie im Vorjahr 79 Pro- zent (siehe Gra k vorige Seite). „Der pau- schale Vorwurf, BU-Versicherer wollten sich vor der Leistung drücken, geht ins Leere“, sagt Franke. Im Schnitt wird die BU-Rente im Alter von 48,1 Jahren bewilligt, besonders häu g zwischen dem 46. und dem 57. Lebensjahr. Die meisten Ablehnun- gen erfolgen, weil der vertrag- lich vereinbarte BU-Grad (in der Regel 50 Prozent) nicht er- reicht wird. Auf diesen Sach- verhalt entfallen 60 Prozent aller negativen Entscheidungen (Vorjahr: 55 Prozent). Bei psy- chischen Erkrankungen ist ein zu niedriger BU-Grad sogar für 68 Prozent der Ablehnun- gen verantwortlich. Wichtigster Leistungsauslö- ser bei Erkrankungen, die zur Berufsunfähigkeit führen, wa- ren auch im Jahr 2019 psy- chische Krankheiten und Ver- haltensstörungen mit knapp 28 Prozent der Fälle. Es folgen Krankheiten des Muskel-Ske- lett-Systems mit nahezu unver- änderten 23,2 Prozent. Krebs- erkrankungen, in Statistiken als „bösartige Neubildungen“ ge- führt, haben mit 18,1 Prozent auf Platz drei die Herz-Kreis- lauf-Krankheiten abgelöst (7,2 Prozent). Große Unterschiede BU-Versicherung (Nettobeitrag) für einen Tischler (Musterfall*) Die Kalkulationen der Berufsunfähigkeitsversicherer klaffen auseinander. *30Jahre,Nichtraucher,1.500EuroBU-Rentebis65;ÜberschüssemitBeitragverrechnet Quelle:Map-Report918/2021 » In der BU-Versicherung zeigen sich deutliche Tendenzen zur Unterkalkulation. « Michael Franke, Franke und Bornberg Durch- schnittliche Prämie: 151,25 Euro FOTO: © MAP-REPORT FONDS & VERSICHERUNG Berufsunfähigkeitspolicen 260 fondsprofessionell.de 3/2021

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