FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 3/2021

seien neue Technologien wie künstliche Intelligenz notwendig, um Signale von Marktgeräuschen zu trennen. „Mit Maschi- nen können wir diese Daten besser ver- arbeiten. Am Ende werden aber immer noch Menschen entscheiden, wie diese Daten zu interpretieren sind.“ Allerdings steht am Anfang, der Suche nach Datenquellen, immer noch Hand- arbeit. Rund 100 Mitarbeiter an dem neu in Indien etablierten Standort spüren eigens Daten auf und übertragen sie in ein auswertbares Format. „Die Nachhaltigkeits- berichte der Unternehmen sind nicht stan- dardisiert“, sagt Hübner. „Die Informatio- nen verstecken sich in viel Prosa oder schö- nen Bildern – anders als bei den klassi- schen Kapitalmarktinformationen.“ Portfolio-Temperatur Da die Nachhaltigkeitsberichte nur ein- mal im Jahr erscheinen, ziehen die Recher- cheure Informationen aus weiteren Quel- len wie Medienberichten oder den sozialen Netzwerken heran. „Daraus lässt sich eine Bewertung erstellen, wie transparent Unter- nehmen sind“, ergänzt der Deutschland- Chef. „Wenn sie sich nicht äußern, ist das schon vielsagend.“ Aus den Daten erstellt Arabesque ESG- Bewertungen, darunter den sogenannten „Temperature Score“. „Dieser analysiert den Beitrag von Unternehmen zur Klimaerwärmung. Banken und Vermögensverwalter kön- nen damit die ‚Temperatur‘ ihres Portfolios messen“, erläu- tert Hübner. Das Tool eigne sich als anschauliche Darstel- lung eines Nachhaltigkeits- themas gegenüber den End- kunden, „weil es abstrakte Kriterien in einen konkreten Wert übersetzt, mit dem Kun- den etwas anfangen können“. Solche Scores verkauft Ara- besque eigenem Bekunden nach an Banken und Asset Manager. Die großen Häuser entwickeln allerdings zu- nehmend eigene Bewertungsskalen. Sie wollen daher eher Rohdaten beziehen, die Arabesque anbieten möchte. Mittlere und kleinere Asset Manager seien jedoch nach wie vor an vermarktungsfertigen Nachhal- tigkeitsnoten interessiert. Weiterhin wollen die Frankfurter noch in diesem Jahr eine Plattform auf den Markt bringen, auf der Unternehmen, die nicht an der Börse sind, Antworten zu ESG-Fragen hinterlegen können. Die An- gaben werden automatisch in die Formate anderer ESG-Datenanbieter übertragen, sodass eine einmalige Beantwortung gleich mehrere Anfragen abdeckt. „Die einfache Handhabe setzt auch für Mittelständler einen Anreiz, sich mit Nachhaltigkeitskri- terien zu beschäftigen“, erläutert Hübner. Besser verzahnen Der Geschäftsbereich AI wiederum ent- wickelt über künstliche Intelligenz Anlage- ansätze. Gut 1.000 vorgetestete Strategien seien lanciert und würden mit Partnern vermarktet. So besteht eine Kooperation mit der DWS, die sich an Arabesque AI be- teiligt hat, aus der ein gemeinsamer Fonds entsprang. „Künstliche Intelligenz ermög- licht eine gleiche oder gar eine überlegene Performance zu günstigeren Kosten als ak- tives Management sowie eine stärkere Indi- vidualisierung von Strategien“, sagt Hübner. Die Asset-Management-Einheit von Ara- besque wiederum hat eigene Publikumsfonds lanciert. Der neue Spartenchef Herman Bril, ehemaliger Leiter des Pensionsfonds der Vereinten Nationen, soll die Innovation vorantreiben, neue Ideen um- setzen sowie die Produktent- wicklung intern mit S-Ray und AI besser verzahnen. „Wir wollen dazu beitragen, dass Investoren bessere Anlageent- scheidungen im Sinne von Nachhaltigkeit tre en“, erläu- tert Hübner das Vorhaben des Hauses und ergänzt: „Es liegt noch so viel Potenzial brach, das wir ausschöpfen können.“ » Die Informationen in Nachhaltigkeitsberichten verstecken sich in viel Prosa oder schönen Bildern. « Matthias Hübner, Arabesque Finanzstarke Förderer Anteilseigner von Arabesque S-Ray Die Fondsgesellschaft DWS hält zudem an der Gesellschaft Arabesque AI einen Anteil in Höhe von 24,9 Prozent. Quelle:Arabesque,Börsen-Zeitung DWS 2,68 % + + Helaba Digital 2,19 % Land Hessen 2,19 % Accenture 1,58 % Commerz Real 4,87 % Arabesque Holding 75,23 % Allianz X 11,26 % VERTRIEB & PRAXIS Arabesque 320 fondsprofessionell.de 3/2021 FOTO: © OLIVER WYMAN

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