FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 3/2021
Ernst im Meetingraum. Er ist zwar kein „Borkaner“, mittlerweile aber seit knapp zehn Jahren Vorstandsvorsitzender der Stadtsparkasse. Jahn ist seit 2017 neben Ernst das einzige Vorstandsmitglied. Die beiden Chefs kennen nicht jeden Kunden beimVornamen. Aber nicht zuletzt weil sie sich in der örtlichen Feuerwehr, in Vereinen und bei Veranstaltungen auch privat enga- gieren, haben sie einen engen Kontakt zu ihrer Klientel – und wissen um die Ge- schichte der Stadt und des Kreises. „Bis Anfang der 1990er-Jahre lebte Bor- ken vom Braunkohleabbau“, erzählt Jahn. Davon zeugen bis heute das hier ansässige Hessische Braunkohle-Bergbaumuseum, der Besucherstollen mitten in der Innen- stadt und verschiedene Kunstwerke. Grubenunglück 1988 „Die Braunkohle hat die Region geprägt und das Städtchen Borken reich gemacht“, sagt Jahn. Doch am 1. Juli 1988 geschah das Unglück in der einzigen Grube, in der untertage gefördert wurde. Es forderte viele Tote und Verletzte. „Nach der Explosion begann der Struk- turwandel“, weiß Ernst. Die Folgen des Unglücks hätten Stadt und Region nie ganz verkraftet. „Zudem sind wir hier auf dem Land, es fehlt der klassische Mittel- stand“, sagt Ernst. „Mit dieser Geschichte, mit der ländlichen Prägung, kurz mit den Menschen hier, leben und arbeiten wir“, erklärt er. „Und das wollen wir auch.“ O ensichtlich funktioniert die Zusam- menarbeit. Von den etwa 13.000 Einwoh- nern, die Borken zählt, haben immerhin mehr als 72 Prozent ein Konto am Europa- platz 1.Und das obwohl es in Borken noch eine Rai eisenbank und im direkten Um- feld zwei weitere Sparkassen gibt.Die Kreis- sparkasse Schwalm-Eder ist mit einer Bilanzsumme von rund 2,6 Milliarden Euro im Geschäftsjahr 2020 mehr als 13 Mal so groß wie die Stadtsparkasse Borken. Die Stadtsparkasse Schwalmstadt ist nur wenig größer als das Borkener Institut. Gewachsene Beziehungen „Natürlich werden Preise immer ver- gleichbarer, und als kleines Institut sind wir vielleicht zum Teil etwas teurer als Mitbewerber“, sagt Ernst. „Aber was uns zugutekommt, sind die gewachsenen Beziehungen zu unseren Kunden und der persönliche Kontakt.“ Fast alle Mitarbeiter, die in der Beratung tätig sind, sind echte Borkaner, machen ihren Job schon seit Jahrzehnten, kennen ihre Kunden und deren Familien. Man tri t sich im Sportverein, bei Schulveran- staltungen oder auf privaten Festen. Das scha t Vertrauen und Nähe. Hinzu kommt, dass Termine schnell zu haben sind und Entscheidungen auf dem „kurzen Der erste Arbeitstag: Azubi Lucas mit seinen neuen Kolleginnen (links). Die Stadtsparkasse Borken hat ihren Sitz am zentral gelegenen Europaplatz (oben). 1984 wurde die Stadtsparkasse Borken 125 Jahre alt (Foto unten). » Wir möchten unsere kleine Sparkasse so lange eigenständig halten, wie es nur geht. « Christoph Ernst, Vorstandsvorsitzender BANK & FONDS Sparkassen 374 fondsprofessionell.de 3/2021 FOTOS: © CHRISTOPH HEMMERICH
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