FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 3/2021
Dienstweg“ getro en werden. „Wenn es zum Beispiel um größere Kredite geht, sitzen wir Vorstände oft mit am Tisch“, sagt Ernst. Wie das Ergebnis auch ausfällt: Spätestens einen Tag nach dem Gespräch weiß der Kunde, woran er ist. In der Stadtsparkasse Borken spielen die Geschichte und auch die Verbundenheit mit dem Arbeitgeber eine große Rolle.Das lässt sich an den Wänden in den Fluren und im Treppenhaus ablesen, durch das es jetzt nach unten in die Kundenhalle geht. Fotos von altenWerbeaktionen zeugen von der Vergangenheit. „Für eine gemeinsame Zukunft“, steht auf einem Plakat zum 125- jährigen Jubiläum. Das war 1984. Eine Mitarbeiterin hat ein Bild gestickt, das die Sparkasse in jenem Jahr zeigt. Junge Kunden gewinnen Doch gewachsene Kundenbeziehungen und Heimatverbundenheit allein helfen nicht weiter. Eine neue, junge Klientel muss nachwachsen. „Das Neukundenge- schäft ist in der Tat nicht ganz so einfach“, berichtet Vertriebsvorstand Jahn. „Aber auf dem Land ist es immer noch so, dass die Kinder ihr Konto dort erö nen, wo auch die Eltern ihres haben“, sagt er. Zudem ist es das Ziel, jedes Jahr mindestens einen Auszubildenden einzustellen. „Dadurch ha- ben wir auch junge Mitarbeiter, die in Bor- ken gut vernetzt sind, Bekannte und Freun- de als Kunden gewinnen“, erklärt Jahn. Um junge Kunden zu halten, wenn sie etwa zum Studium in eine andere Stadt ziehen, bietet ihnen die Stadtsparkasse Bor- ken bis zum 25. Geburtstag ein kostenloses Girokonto an. „Und mit der Sparkassen- App können sie natürlich von überall aus Smartphone-Banking betreiben, das ist ganz wichtig“, sagt der Vertriebsvorstand. Von der rechten Seite der Kundenhalle sind Büros abgetrennt, in einem sitzt Azubi Lucas. Er ist 16 Jahre alt und hat heute sei- nen allerersten Tag bei der Stadtsparkasse Borken. Viel sagen möchte er deswegen noch nicht. Nur so viel: Er war gut in Mathe und ndet Finanzen spannend. In welchem Bereich er später einmal arbeiten möchte, weiß er bislang nicht. Die Auswahl, die Lucas einmal haben wird, ist jedenfalls breit. Die Stadtsparkasse Borken bietet ihren Kunden die komplette Palette an Bankdienstleistungen an – von A wie Anlageberatung bis Z wie Zahlungs- verkehr. Versicherungen gehören ebenso dazu wie Bausparverträge, das Wertpapier- geschäft und die Vermögensverwaltung. Fonds von der Deka sind im Programm, aber auch solche von Drittanbietern wie J.P.Morgan Asset Management, Blackrock, Fidelity oder Franklin Templeton. Die Vermittlung läuft ausschließlich über die Vertriebsplattform der Deka. Noch keine „Strafzinsen“ Wie stemmt die kleinste Sparkasse der Republik all das in Zeiten von Negativ- zinsen und unter dem Regime der EU- Finanzmarktrichtlinie Mi d II? „Einfacher ist das Geschäft natürlich nicht gerade ge- worden“, sagt Vorstand Ernst. Bisher berech- net die Sparkasse Borken ihren Kunden noch keine „Strafzinsen“ auf Spareinlagen. „Wir wollen das nicht, denn es entspricht nicht dem genetischen Code einer Spar- kasse“, erklärt Ernst. „Aber betriebswirt- schaftlich ist es völliger Nonsens, was wir hier machen“, gibt er zu. Schließlich verdie- ne sein Institut mit dem Einlagengeschäft nicht nur keinen einzigen Cent mehr. „Wir zahlen auch noch drauf“, so Ernst. Lang sei das nicht mehr durchzuhalten. Die geräumige Kundenhalle macht nicht den Eindruck, dass in Borken die kleinste Sparkasse Deutschlands steht (links.). Das Institut ist im Ort prä- sent, auch mit Werbematerial (oben). Der „Ausreden-Würfel“ soll Kunden bewusst machen, dass alles für eine gute Geldanlage spricht (unten). BANK & FONDS Sparkassen 376 fondsprofessionell.de 3/2021 FOTOS: © CHRISTOPH HEMMERICH
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