FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 3/2021
sie ein Aussterben von lialbasierten Ge- schäftsmodellen in den kommenden fünf Jahren für wahrscheinlich oder sogar sehr wahrscheinlich halten. „Die Pandemie hat die Banken gezwungen, auch komplexere und beratungsintensivere Produkte und Angebote, die es zuvor nur in der Filiale gab, digital bereitzustellen“, sagt Kanika Hope, Strategieche n des Softwareunter- nehmens Temenos, das die Studie in Auf- trag gab. Sogar Immobilienkredite und erklärungsbedürftige Finanzprodukte wür- den heute über das Internet vertrieben. Der durch die Covid-19-Pandemie for- cierte Wandel zum digitalen Geschäft sowie die zeitweilige volkswirtschaftliche Schwächephase decken zudem schonungs- los die Ertrags- und Kostenprobleme der Finanzinstitute auf. So bemerken die Exper- ten der zu PwC zählenden Beratungsgesell- schaft Strategy& Rückgänge bei internatio- nalen Transaktionen sowie Kreditkarten- zahlungen und ein geringeres Volumen bei Konsumentenkrediten. Massive Einschnitte Dies mündete bei Europas Geldhäusern in einen Ertragsrückgang von vier Prozent. Damit schrumpfte auch der operative Gewinn deutlich, so die PwC-Experten. Bei einem Viertel der 50 untersuchten Institute brach dieser 2020 um 40 Prozent gegen- über dem Vorjahr ein. Im Gesamtdurch- schnitt el der Überschuss um acht Pro- zent von 210 auf 193 Euro pro Kunde. Der Gewinneinbruch hat Folgen. Trotz bereits teils massiver Schließungen von Ge- schäftsstellen werden Europas Banken ihr Filialnetz in den nächsten zwei Jahren um bis zu weitere 40 Prozent zurückstutzen, prophezeien die PwC-Experten (siehe Gra- k unten). Als Begründung für die drama- tische Prognose verweisen die Branchen- kenner auf die weitgehend fruchtlosen Be- mühungen der Banken, Kosten zu senken. Europas Retailbanken senkten zwar die operativen Kosten pro Kunde im Jahr 2020 Nikola Glusac, Bain & Company: „Die Abwande- rung verschärft den Handlungsdruck und gefährdet zunehmend das Geschäftsmodell.“ Markus Bergmann, Bain & Company: „Wenn die Loyalität zur Hausbank sinkt, wird die Kundschaft offener für alternative Angebote.“ Untreue Kunden Wo Bankkunden Produkte abschließen Rund 60 Prozent der Deutschen wenden sich zumindest zum Teil von der Hausbank ab. 56.000Personen inelfLändernwurdenbefragt,davon rund7.600 inDeutschland. |sortiertnach „NurWettbewerber“ 0% 20% 40% 60% 80% 100% Italien Niederlande Spanien Portugal Frankreich Deutschland Schweiz Großbritannien Nur Wett- bewerber Hausbank und Wettbewerber Nur Hausbank 23 % 36 % 41 % Zum Kahlschlag angesetzt Entwicklung europäischer Bankfilialen Die Filialnetze wurden bereits ausgedünnt, doch der Abbau dürfte sich weiter beschleunigen. *PrognoseaufBasisderAnkündigungenvonBanken |Quelle:PwC/Strategy&RetailBankingMonitor2021 0 10.000 20.000 30.000 40.000 50.000 60.000 70.000 2023* 2020 2019 2018 2017 2016 Zahl der Bankfilialen in Europa 71.300 Filialen 36.000 Filialen BANK & FONDS Hausbank 388 fondsprofessionell.de 3/2021 FOTO: © BAIN & COMPANY (2)
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