FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 3/2021

um etwa zwei Prozent gegenüber demVor- jahr, doch das reichte nicht. „Da fallende Einnahmen nicht durch eine Kostenreduk- tion kompensiert werden konnten, stieg das Aufwand-Ertrags-Verhältnis für drei Viertel der untersuchten Banken“, berichtet Andreas Pratz,Hauptautor der PwC-Studie. Besonders dramatisch ist die Lage bei den deutschen Instituten: Ihnen gelang es im Schnitt nicht, die Kosten zu drücken. Neue Anlaufstelle Die Hausbanken sind zwar akut diesem Wandel ausgesetzt, dennoch ist ihr Ge- schäftsmodell nicht auf Gedeih und Ver- derb dem Untergang geweiht. Mit attrakti- ven und zeitgemäßen Angeboten können die Institute einer Abwanderung der Kun- den entgegenwirken. So ergab die Bain- Umfrage, dass Bankkunden durchaus be- reit sind, der Hausbank eine neue Chance zu geben. Drei von vier Befragten, die auf ein direktes Angebot des Wettbewerbs ein- gegangen sind, geben an, dass sie das Pro- dukt im Fall einer gleichwertigen O erte auch bei ihrer Bank gekauft hätten. „Voraussetzung dafür ist eine wettbe- werbsfähige Kostenstruktur“, betont Bain- Branchenexperte Bergmann. „Die Haus- banken können die Abwanderung stop- pen, wenn ihre Produkte ökonomisch attraktiv sind und sie ihre Klientel zudem zum richtigen Zeitpunkt ansprechen.“ Dafür müssen die Institute bei den ins Vir- tuelle verlagerten Kaufgewohnheiten ihrer Kundschaft mithalten. Die Filiale verliert damit ihre Stellung als erster Anlaufpunkt. „Im Bankmodell der Zukunft wird die Kundenansprache umgekehrt: Anstatt durch die besten Standorte möglichst viele Kunden in die Filialen zu locken, werden zukünftig durch gezieltes Onlinemarketing Kundenkontakte gewonnen“, prognostiziert PwC-Mann Pratz. Die so angebahnten Kontakte lassen sich dann – bei Bedarf – in der Filiale im persönlichen Gespräch fort- setzen. Entschlossen handeln Das heißt aber auch: Die Hausbank darf sich nicht auf die bestehende Kundenbe- ziehung verlassen, sondern muss auch in der digitalen Welt immer wieder um die Aufmerksamkeit buhlen und bei Produk- ten wie Service mit den O erten der Kon- kurrenz mithalten. Dann stehen die Chan- cen nicht schlecht, dass die Kunden ihrem Stammhaus die Treue halten. „Voraus- setzung ist jedoch“, betont Bain-Partner Glusac, „dass die Banken ihre Chancen jetzt konsequent nutzen, entschlossen han- deln und – allem voran – ihren digitalen Vertrieb optimieren.“ SEBASTIAN ERTINGER FP » Im Bankmodell der Zukunft wird die Kundenansprache umgekehrt. « Andreas Pratz, Strategy&/PwC Dominanter Zins Einnahmequellen deutscher Banken in Milliarden Euro Die Zinserlöse deutscher Banken schwinden. Den Rückgang kann die Steige- rung der Provisionserlöse nicht ausgleichen. Quelle:FitchRatings 0 30 60 90 120 2020 2019 2018 2017 2016 2015 2014 2013 Zinserlöse Povisionserlöse Andere Erlöse 68 Mrd. Euro 32 Mrd. Euro 8 78 Mrd. Euro 30 Mrd. Euro 11 Mrd. Euro Kosten und Erträge sinken Kennzahlen europäischer Banken je Kunde in Euro Das operative Ergebnis europäischer Banken schrumpft. Die Institute bekom- men die Kosten kaum in den Griff. Quelle:PwC/Strategy&RetailBankingMonitor2021 0 100 200 300 400 500 600 2020 2019 2018 2017 2016 Operatives Ergebnis Kosten 565 Euro/ Kunde 355 Euro/ Kunde 527 Euro/ Kunde 334 Euro/ Kunde Euro/Kunde BANK & FONDS Hausbank 390 fondsprofessionell.de 3/2021 FOTO: © STRATEGY&|PWC

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