FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 3/2021

Die Norm -Familie wächst Das DIN-Institut hat einen Ableger seiner Norm für die Analyse der privaten Finanzen entwickelt. Mit der DIN 77235 können Berater kleinere Unternehmen und Selbstständige unter die Lupe nehmen. D as Deutsche Institut für Normung (DIN) betrat 2019 mit der DIN 77230 „Basis-Finanzanalyse für Privathaus- halte“ Neuland. Die erste Finanznorm des DIN gibt Vermittlern einen standardisier- ten Rahmen vor, mit dem sie Lücken bei der Absicherung von privaten Kunden identi zieren können. Im Lauf der Arbeit an dem Regelwerk hatten die Beteiligten im DIN-Normenausschuss gesehen, dass eine Lücke bei der Analyse der Risiken von Selbstständigen sowie kleineren und mitt- leren Unternehmen existiert – schon war die Idee zu einer neuen Norm geboren. Nach rund drei Jahren Arbeit wurde im April der Entwurf für die DIN 77235 „Ba- sis-Finanz- und Risikoanalyse für Selbststän- dige sowie kleinere und mittlere Unterneh- men“ verö entlicht. Zum Jahresende soll sie in Kraft treten. FONDS professionell stellt das Regelwerk in Grundzügen vor. „Die DIN 77235 ist aus ihrer Schwester- norm 77230 entstanden und lehnt sich in vielen Bereichen an diese an“, sagt Mathias Grellert, leitender Projektmanager beim De no Institut für Finanznorm, das beide Normen initiiert hat. „Es gibt eine hohe Synchronisation zwischen ihnen, da sich die in der 77230 entwickelte Grundlogik bewährt hat. Damit fällt auch den Spezia- listen für die DIN 77230 die Erweiterung leichter.“ (Zur DIN 77230 siehe auch FONDS professionell 3/2018, Seite 338.) Viele Gemeinsamkeiten Was bedeutet das konkret? Wie das „Ori- ginal“bietet auch die neue Norm nur eine erste quantitative Analyse der Risiken und Finanzen eines Unternehmens. Eine quali- tative Untersuchung ndet explizit nicht statt. „Das ist Teil der anschließenden Bera- tung, die die Norm bewusst nicht abdeckt“, betont Grellert, der Co-Obmann des Nor- menausschusses war. Außerdem hat die DIN 77235 den Terminus und das Kon- zept eines „Finanzthemas“ aus der älteren Norm entlehnt: Sie schaut nicht nur auf rein betriebliche Risiken, sondern auch auf Finanzierungen und die Steuerung von Liquidität. Zu den insgesamt 51 Finanzthe- men der DIN 77235 zählen etwa „Betrieb- liche Haftungsrisiken“und „Finanzierungs- möglichkeiten“. Die Themen sind ferner fünf Analysebereichen zugeordnet: „Haf- tung“, „Menschen im Unternehmen“, „Li- quidität/Währung“, „Verlust/Beschädigung von Sachwerten“und „Recht“. Eine weitere Einteilung ist die nach der „Ausprägung der Organisation“oder „Sachverhalten“, wie es im Norm-Jargon heißt. Die „Basis“ um- fasst Finanzthemen, die für alle Organisa- tionen gelten.Hinzu kommen Punkte wie „Rechtsform“, „Mitarbeiter“, „Immobilien“, „Mobilien“, „Waren“ und „Ausland“. Diese Aufteilung der Themen in Matrixform ist wichtig für die Abfrage der Daten. An dieser Stelle enden die Gemeinsam- keiten mit der 77230. Im Gegensatz zur Vorgängernorm, die sich auf einen „typi- sierten Haushalt“ bezieht, gibt es beim neuen Regelwerk keinen „typisierten Kun- den“ als Folio für die Abfolge der Analyse; es ist unmöglich, alle Gewerbetreibenden auf einen Nenner zu bringen. Der größte Unterschied zur DIN 77230 ist daher, dass die neue Norm keine feste Rangfolge der Finanzthemen hat, sodass ein modularer und exibler Einsatz möglich ist. Horrorvorstellung für Gewerbetreiben- de: der Brand eines Geschäftsgebäu- des. Die neue DIN 77235 soll Beratern helfen, kleinere Unternehmen und Selbstständige vor den Folgen eines solchen Unglücks zu schützen. STEUER & RECHT DIN-Norm 404 fondsprofessionell.de 3/2021 FOTO: © ANTON GVOZDIKOV | STOCK.ADOBE.COM, DEFINO

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