FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 4/2021

RP Rheinische Portfolio Management. Al- lerdings taugen Themeninvestments natür- lich nur als Beimischung. „Außerdem dür- fen sich Anleger nicht wundern, wenn das ESG-Rating eines solchen Fonds nicht son- derlich gut ist“, so Hajek. „Da kann eben auch der chinesische Batteriehersteller ent- halten sein, der es mit den Arbeitnehmer- rechten nicht ganz so genau nimmt.“ Grünabstufungen Für den klassischen Depotaufbau sind die ESG-Varianten der etablierten Indizes natürlich relevanter. Hier ist wichtig zu wissen, dass es mehrere Abstufungen der Nachhaltigkeit gibt – zu erkennen an der Nomenklatur, die sich mit der Zeit heraus- gebildet hat. „Das Signalwort ‚Screened‘ heißt in der Regel, dass der Indexanbieter lediglich einige Ausschlusskriterien anwen- det, etwa mit Blick auf Kinderarbeit oder geächtete Waffen“, erläutert Stefan Klotz, Geschäftsführer des Finanzdienstleisters Grüne Welt, der zwei nachhaltige Vermö- gensverwaltungen entwickelt hat. Ein „Screened“-ETF darf also höchstens als hellgrün gelten. Einen Hauch dunkel- grüner geht es bei „Enhanced“-Produkten zu, sagt Klotz: „Bei diesem Schlagwort wurde meist die Indexzusammenstellung so angepasst, dass Unternehmen mit guten ESG-Ratings ein höheres Gewicht bekom- men.“Bei einem „Leaders“-ETF komme in der Regel ein „schwaches Best-in-Class“hin- zu, so der Investmentprofi. „Das bedeutet, dass meist die 25 Prozent der Unterneh- men einer Branche mit dem schwächsten ESG-Rating aus dem Index fliegen.“ Bei einem „SRI“-ETF sei es oft genau umge- kehrt: Dort blieben häufig nur die besten 25 Prozent im Fonds, hinzu kämen deut- lich strengere Ausschlusskriterien. Sprich: „Auch wenn ‚Leaders‘ erst mal gut klingt, ist ein ‚SRI‘-ETF in der Regel die dunkel- grünere Lösung“, so Klotz. Diese Klassifi- zierung (siehe auch die Tabelle unten) gelte zwar nicht für jeden ETF, könne aber eine erste Orientierung geben. Der Teufel steckt – wie so oft – im De- tail. So gelten die Ausschlusskriterien häu- fig nicht absolut, sondern die Fondsgesell- schaft toleriert gewisse Umsatzgrenzen, etwa für das Geschäft mit Kraftwerkskohle oder konventionellen Waffen. Diese Tole- ranzgrenzen können sich von Anbieter zu Anbieter unterscheiden. „Um wirklich zu verstehen, was ein ETF tut, muss man schon tief in die Indexkonstruktion ein- steigen“, sagt Klotz. „Die Informationen sind zwar alle frei zugänglich, aber es ist echt Arbeit, das alles nachzuvollziehen.“ Auch Hajek schaut sich an, nach wel- chen Regeln ein Index konstruiert ist, be- vor er den entsprechenden ETF für seine Vermögensverwaltung oder den hauseige- nen Dachfonds auswählt. Zudem wirft er einen Blick auf verschiedene Ratings. „Dass die ESG-Scores der Agenturen oft sehr un- terschiedlich ausfallen, ist bekannt, darum sollte man sich nicht auf die Noten eines einzelnen Anbieters verlassen“, sagt Hajek. „Wenn ein ETF aber gleich bei mehreren Agenturen gut abschneidet, ist das schon mal ein gutes Zeichen.“ Nicht zu streng Dass es die ESG-Versionen eines Basis- index oft in mehreren Schattierungen gibt, liegt an den Kundenbedürfnissen. „Insti- tutionelle Investoren sind oft gezwungen, sich eng an den bekannten Indizes zu ori- entieren“, erläutert Klotz. „Für sie kann ein ‚Screened‘-ETF sinnvoll sein, weil sie damit immerhin die schlimmsten Geschäftsmo- delle vermeiden. Für einen Privatanleger, der nachhaltig investieren möchte, ist dieses Produkt dagegen nicht das Richtige.“ Es gibt aber auch Gründe, die dafür spre- chen, nicht auf die strengste Kategorie zu setzen. „Wir haben uns bewusst dafür entschieden, die ‚Enhanced‘- und nicht die ‚SRI‘-ETFs auszuwählen, weil sonst die Gefahr besteht, dass wir uns zu weit vom Originalindex entfernen“, sagt Eric Wiese, Geschäftsführer der Netfonds-Tochter NFS Hamburger Vermögen. „Wenn beispiels- weise aus dem S&P 500 nur 180 Unter- nehmen übrig bleiben, ist uns das zu » Wir müssen die Balance finden zwischen einem nachhaltigen und einem breit diversifizier- ten Investment. « Eric Wiese, NFS Hamburger Vermögen Was die Bezeichnungen von ESG-ETFs bedeuten Bezeichnung Screened Enhanced Leaders SRI/Elite Ausschlüsse  *    Gewichtung nach ESG-Score     Best-in-Class     Stefan Klotz vom Finanzdienstleister Grüne Welt orientiert sich an diesem Schema, um nachhaltige Indexfonds zu kategorisieren. SchematischeDarstellung |*meistkontroverseGeschäftsbereiche |Quelle:GrüneWeltGmbH |Bearbeitung:FONDSprofessionell MARKT & STRATEGIE ESG-ETFs 128 fondsprofessionell.de 4/2021 FOTO: © NFS HAMBURGER VERMÖGEN

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