FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 4/2021

Das führt zur nächsten Frage: Wie wird der Impact überhaupt gemessen? Eine Idee ist, den Umsatz des Unternehmens aus Aktivitäten zu beziffern, von denen man annimmt, dass sie positive Auswirkungen haben. Es gibt aber auch andere Ansätze. NN IP beispielsweise verknüpft jedes rele- vante Unterziel der SDGs mit einer spezifi- schen Kennzahl, etwa dem Kohlendioxid- ausstoß, und misst den erzielten Fortschritt. Nordea-AM-Managerin Zhirova berich- tet von weiteren „sehr interessanten Kon- zepten“, die sich in der Entwicklung befän- den, teils unter Einsatz einer künstlichen Intelligenz. Ein generelles Problem aber bleibt, räumt sie ein: „Eine direkte Mes- sung des Impact wird in den wenigsten Fällen für Personen außerhalb des betref- fenden Unternehmens möglich sein.“ Nikkie Pelzer, Impact-Managerin bei Triodos IM, stößt sich am Trend zur Verein- fachung. „Investoren sollen den Impact ge- nauso leicht vergleichen können wie Fi- nanzkennzahlen. Doch das führt oft zu ei- nem unvollständigen Bild.“ Im besten Fall werde mit einer Impact-Kennziffer die nachhaltige Wirkung eines Unternehmens zu einem bestimmten Zeitpunkt beschrie- ben. Meist handle es sich je- doch um historische Daten. „Das steht im genauen Gegen- satz zu dem, was man errei- chen möchte, nämlich einen Einfluss, der zu einer nachhalti- geren Gesellschaft in der Zu- kunft führt.“ Datenqualität Klar ist, dass sich die Qualität der Daten weiter verbessern muss. Zhirova setzt große Hoff- nungen in die Non-Financial Reporting Directive der EU, die Unternehmen zur Veröffent- lichung nichtfinanzieller Infor- mationen verpflichten wird. „Wenn Unternehmen Berichte zu den relevanten Parametern in standardisierter Form erstellen, wird es auch für den Investor viel einfacher, sinn- volle Reports bereitzustellen“, sagt sie. Triodos-Managerin Pelzer stimmt ihr prin- zipiell zu, schränkt aber ein: „Für kleine Unternehmen und Firmen außerhalb der EU bleibt es eine Herausforderung, nicht- finanzielle Informationen zu erhalten.“Für sie gilt die Richtlinie nämlich gar nicht. Aymeric François, Leiter des Geschäfts von Ninety One in Deutschland und Österreich, weist darauf hin, dass es selbst bei Daten zu den Kohlendioxidemissionen, die vergleichsweise einfach zu erheben sind, Nachholbedarf gibt. „Oft wird, wenn überhaupt, nur der selbst verursachte Aus- stoß veröffentlicht“, sagt er. „Wir drängen in Gesprächen mit demManagement darauf, auch die Emissionen auszuweisen, die durch den Gebrauch der verkauften Pro- dukte oder von Zulieferern verursacht wer- den. Von dieser Transparenz profitieren die Unternehmen letztlich auch selbst.“ Nur Zahlen reichen nicht François betont jedoch auch, dass die rei- ne Orientierung an Zahlen oft nicht weiter- hilft. „Es ist einfach, ein kohlenstoffarmes Portfolio zu konstruieren. Viel größere Ef- fekte hat es aber, in die Aktien großer Emit- tenten zu investieren und im kritischen Dialog mit dem Management die Dekarbonisierung des Un- ternehmens voranzutreiben.“ Den kompletten Rückzug vie- ler Asset Manager aus der Koh- lebranche sieht er deshalb so- gar kritisch: „Diese Firmen wer- den trotzdem Geldgeber fin- den – dann aber von der Sorte, die nur auf die Rendite achtet. Der Umwelt ist mehr geholfen, wenn verantwortungsbewusste Investoren an Bord bleiben und auf Veränderungen po- chen.“ Gut möglich also, dass sich mit Impact-Fonds tatsäch- lich etwas erreichen lässt. Ein Instrument für einfache Lösun- gen sind sie aber sicherlich nicht. BERND MIKOSCH FP » Investoren sollen den Impact genauso leicht vergleichen können wie Finanzkennzahlen. « Nikkie Pelzer, Triodos IM Finanzbranche unten durch Wer kann in puncto Nachhaltigkeit wie viel bewirken?* Hat der Finanzsektor einen großen Hebel in Sachen Nachhaltigkeit? Die Bürger sind eher skeptisch. *Forsa-Umfrageunter1.003Bundesbürgern (1.–8.10.2021) |Quelle:Union Investment Sehr viel Viel Etwas Wenig / gar nichts 0% 20% 40% 60% 80% 100% Non-Profit- Organisationen Geldinstitute/ Versicherer Bürger Politik Wissenschaft und Forschung Produzierende Unternehmen MARKT & STRATEGIE Impact Investing 136 fondsprofessionell.de 4/2021 FOTO: © TRIODOS IM

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