FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 4/2021
Der „Fonds für kirchliche Stellen“, vor 35 Jahren als Nischenprodukt aufgelegt, wird unter dem neuen Namen Amundi Ethik Fonds mittlerweile international vertrieben. Ein Gespräch mit dem Portfoliomanager Jörg Moshuber. I m Jahr 1986 verwalteten österreichische Kapitalanlagegesellschaften (KAG) gera- de einmal 41 Fonds – ein Fünfzigstel des heutigen Angebots. In die kleine Auswahl reihte sich damals neu der „Fonds für kirchliche Stellen“ ein; aufgelegt von der Merkur KAG der Österreichischen Länder- bank. Die KAG ist längst Geschichte. Der Fonds wanderte nach mehreren Eigentü- merwechseln im Jahr 2018 zu Amundi Austria und reüssierte von dort aus inter- national: Der nunmehrige Amundi Ethik Fonds ist Basis der konzernweit vertrie- benen „Multi-Asset Sustainable Future“- Strategie. FONDS professionell sprach zum 35-jährigen Jubiläum mit Jörg Moshuber, der das Portfolio seit zehn Jahren managt. Herr Moshuber, wann in Ihrer Karriere ha- ben Sie zumersten Mal von „nachhaltigem Investieren“ gehört? Und was haben Sie sich gedacht: Nische oder große Zukunft? Jörg Moshuber: Tatsächlich war das ein Ni- schenthema. Als ich den Fonds 2011 über- nommen habe, war er klein. Den einstigen „Fonds für kirchliche Stellen“ hat man im Jahr 2003 in Ethik Fonds umbenannt, um zu schauen, ob sich dafür noch andere Interessenten finden. Ich kann mich erin- nern, dass „Ethik“ für mich etwas verstaubt geklungen hat. Aber ich habe mir dann die philosophische Diskussion von Aristo- teles und Sophokles angesehen: Knapp for- muliert ist Ethik die Umsetzung von Moral – und Moral ist das, was eine Gesellschaft für gut befindet. Was Österreicher, Deut- sche oder Franzosen allgemein gut finden, hängt am Ende stark an Einstellungen zu Umwelt, Sozialem und Governance, also der guten Unternehmensführung. Wenn man einen Fonds übernimmt, muss man dann seine Geschichte studieren? Oder sagt man sich, man steigt eh nie in den selben Fluss, es zählt nur das Jetzt? Ich habe mir die Prozesse angesehen. Und interessant war, dass sich seit Beginn wenig geändert hat: Es war immer schon ein fun- damentaler Einzeltitel-Bottom-up-Fonds. Natürlich haben sich die Ansichten darü- ber, was nachhaltig ist, verändert – etwa dass man auch den Umgang mit Zuliefe- rern beachten muss oder dass die digitale Sicherheit und die Handhabung von Kun- dendaten auch zur Nachhaltigkeit zählen. Aber immer schon hat sich der Fondsma- nager mit dem Team zusammengesetzt und bei jedem Titel abgewogen, ob er ins Portfolio darf. Ist ESG eigentlich immer noch Einschät- zungssache? Experten sagen, 90 Prozent der Daten sind geschätzt. In einen ESG- Bericht kann man viel hineinschreiben. Das sehe ich ganz anders. Aus einemNach- haltigkeitsreport lässt sich oft mehr über die Geschäftspläne herauslesen als aus dem Quartalsbericht. Das ist mittlerweile wirk- lich eine zusätzliche Informationsquelle für uns. Außerdem nutzt Amundi Informatio- nen von 14 externen ESG-Datenanbietern, und wir stützen uns auf ein fundamentales ESG-Analyseteam. Da liegen allerdings ebenfalls oft Schät- zungen zugrunde … „Eine Blase wird sogar von der Taxonomie verhindert“ » In einem Nachhaltig- keitsreport steht oft mehr über die Geschäftspläne als im Quartalsbericht. « Jörg Moshuber, Amundi FOTO: © GÜNTER MENZL 138 fondsprofessionell.de 4/2021 MARKT & STRATEGIE Jörg Moshuber | Amundi
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