FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 4/2021
Christliche Rendite Kirchenfonds sind schon seit Jahrzehnten am Markt. Seit sich Nachhaltigkeit zum Megatrend entwickelt, gewinnen sie an Bedeutung. Denn mit diesem Thema haben sie Erfahrung. D er heilige Franziskus von Assisi war in seiner Jugend alles andere als heilig. Mit 14 Jahren trat er in das Unternehmen seines Vaters ein und gab das Geld, das er verdiente, mit vollen Händen für allerlei Vergnügungen aus. Erst Krieg und Gefan- genschaft bewegten ihn zur Umkehr. Er wurde zum Einsiedler und verzichtete auf jeden privaten Besitz. Die Franziskaner stehen bis heute in der Tradition des Franziskus von Assisi. Zwar leben sie nicht ohne Geld. Wichtig ist ihnen aber ein sehr verantwortungsvoller Umgang mit den Finanzen. Anleger, denen der Ansatz des Ordens entgegenkommt, können in einen speziellen Fonds inves- tieren – den Terrassisi Aktien. Der Fonds setzt weltweit ausschließlich auf Papiere von Unternehmen, die nach- haltig wirtschaften und den Vorgaben des Ordens nicht widersprechen. Das im Jahr 2000 von Ampega aufgelegte Portfolio ist mit einem Volumen von 579,8 Millionen Euro hierzulande der größte Aktien- und der zweitgrößte Fonds überhaupt, der nach christlichen Werten investiert. Kirchenfonds, die nach strengen ethisch- moralischen Prinzipien anlegen, sind bereits seit Jahren am Markt. Lange Zeit blieben sie von Privatanlegern, bei denen die Berücksichtigung christlicher Werte nicht im Vordergrund steht, unbeachtet. Doch seit sich Nachhaltigkeit in der Invest- mentbranche zum ganz großen Trend ent- wickelt, werden Kirchenfonds interessant. Denn die Manager der christlichen Port- folios tun tatsächlich, was heute viele Fondsanbieter nur von sich behaupten: Sie investieren seit jeher nachhaltig. Christliches Wertefundament So ist es zum Beispiel bei der Fonds- tochter der Evangelischen Bank, der EB – Sustainable Investment Management (EB-SIM), die ihr Flaggschiff, den EB-Oeko- Aktienfonds, bereits 1991 aufgelegt hat. „Wir sind eine Ausgründung der Evange- lischen Bank, weshalb wir auf ein breites christliches Wertefundament zurückgreifen können“, erklärt Oliver Pfeil, Geschäftsfüh- rer und Investmentchef der EB-SIM. Unter dem Motto „Investments für eine bessere Welt“ hat sich das Haus auf die Themen „Wahrung der Schöpfung“, „Wirtschaft der Zukunft“, „Sozialer Fortschritt“ und „Eine Welt“ ausgerichtet. Neben dem EB-Oeko- Aktienfonds hat die Gesellschaft sieben weitere Publikumsfonds im Programm. Allen liegt ein Katalog von zahlreichen strengen Ausschlusskriterien zugrunde. EKD-Leitfaden „Ausgangspunkt für die werteorien- tierten Ausschlüsse ist der Leitfaden für ethisch-nachhaltige Geldanlage der Evange- lischen Kirche in Deutschland, kurz EKD“, erklärt Pfeil. Darüber hinaus berücksich- tigen Pfeil und sein Team in allen acht Anlagestrategien die Ziele für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen, in sämtlichen Impact-Fonds zudem die Klimaziele der Europäischen Union. Strenge Ausschlusskriterien sind für Kir- chenfonds kennzeichnend. Wie Nachhal- tigkeitsfonds ohne christlichen Hinter- grund investieren sie nicht in Unterneh- men, die etwa geächtete Waffen produzie- ren, oder in Betreiber von Atomkraftwer- Kirchenfenster in sanftem Licht: Fonds, die nach christlichen Werten investieren, standen lange im Schatten. In Zeiten, da sich Nachhaltigkeit zum großen Trend entwickelt, werden sie interessant. MARKT & STRATEGIE Kirchenfonds 142 fondsprofessionell.de 4/2021 FOTO: © KIRCHENFONDS | STOCK.ADOBE.COM
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