FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 4/2021
ken. Auch Länder, in denen etwa Men- schenrechte verletzt oder Kinderarbeit tole- riert wird, scheiden aus. Bei christlichen Fonds gehen die Ausschlüsse aber weiter als bei so manchem ESG-Fonds. Auch moralisch oder ethisch fragwürdige Ge- schäftspraktiken sind tabu. Dazu gehört etwa die Herstellung von Alkohol und Tabak. Glücksspiel kommt ebenso wenig in Frage wie der Einsatz von Gentechnik, die Embryonenforschung und Abtreibung. Und das sind nur einige Beispiele aus den umfassenden Katalogen. Kein „grüner“ Ansatz Aufgrund der umfangreicheren Aus- schlusskriterien verstehen die Anbieter von Kirchenfonds ihre Produkte auch nicht als „grüne“ Sondervermögen, sondern beto- nen, dass sie sich auf soziale Aspekte sowie auf eine gute Unternehmensführung eben- so konzentrieren wie auf das E in ESG. „Wir haben keinen ‚grünen‘ Ansatz, sondern investieren ganz streng orientiert an christlichen Werten“, sagt Bernhard Matthes, Leiter Asset Management bei der Bank für Kirche und Caritas (BKC). Das bekannteste Vehikel aus dem katholisch geprägten Haus ist das BKC Treuhand Portfolio, das 2010 aufgelegt wurde und mit einem verwalteten Vermögen von 332,3 Millionen an dritter Stelle in der Liste der größten Kirchenfonds kommt. Damit Unternehmen und Staaten in das Universum des Mischfonds aufgenommen werden, dürfen sie keines der umfangrei- chen Ausschlusskriterien verletzen, die die BKC definiert hat. Unternehmen, für die kein Ausschluss greift, werden zudem nach der Systematik „Worst-in-Universe“ (schlech- teste Unternehmen des gesamten Anlage- universums), und „Worst-in-Class“ (schlech- teste Unternehmen der Branche) geprüft. Zutritt verboten „Stellen wir etwa fest, dass ein Unterneh- men hinsichtlich gewisser ESG-Faktoren zu den zehn schlechtesten Prozent seiner Branche gehört, findet es keinen Eingang in unser Anlageuniversum“, sagt Matthes. Und für das Portfoliomanagement gilt: Bei gleicher ökonomischer Eignung werden selbstverständlich die Firmen gewählt, die in Sachen Nachhaltigkeit Risiken stärker reduzieren. Hinter dem BKC Treuhand Portfolio steht jahrzehntelange Erfahrung auf dem Gebiet des Investierens nach christlichen Werten. „Nach diesen Werten haben wir lange Zeit individuelle Vermögensver- waltung angeboten sowie Mandate für in- stitutionelle Investoren aufgelegt“, berichtet Matthes. Erst 2010 entstand die Idee, auch einen Fonds herauszubringen. Auch für Union Investment sind christ- lich orientierte Investments nichts Neues. Der genossenschaftliche Fondsanbieter legt seit Anfang der 1990er-Jahre Sondervermö- gen in Zusammenarbeit mit verschiedenen Kirchenbanken auf. Da diese dem genos- senschaftlichen Sektor zugeordnet sind, hat die Union Investment das Thema seitdem vorangetrieben. Dem anfänglichen Aus- schlussverfahren folgte später ein deutlich erweiterter Kriterienkatalog für jeden ein- zelnen Fonds. Ein Produkt aus der umfangreichen Pa- lette ist der 2010 in Zusammenarbeit mit der GLS Bank und der Bank für Kirche und Diakonie aufgelegte Fair World Fonds – mit einem Volumen von rund 1,7 Mil- liarden Euro das größte christlich orientier- te Sondervermögen. Der Mischfonds legt weltweit in verzinsliche Wertpapiere, Ak- tien sowie bis zu zehn Prozent in Mikro- finanzfonds an, die einem klar definierten Anforderungskatalog entsprechen müssen. Dabei orientieren sich die Investitions- und Anlageentscheidungen an den sozialen, ökologischen und entwicklungspolitischen Kriterien, die „Brot für die Welt“ gemein- sam mit dem Südwind-Institut für Öko- nomie und Ökumene formuliert hat. Für menschenwürdige Arbeit „Dem Kriterienkatalog des Fair World Fonds liegt die Wertetrias aus Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung zugrunde“, erklärt Produktmanager Alexan- der Brumnic. Dieses Wertverständnis greift auf die Beschlüsse des Ökumenischen Ra- tes der Kirchen aus dem Jahr 1983 zurück. Daraus ergeben sich Ausschlüsse sowie Positiv- und Negativkriterien. So werden Oliver Pfeil, EB-SIM: „Am 1. Dezember legen wir einen neuen Fonds auf, den Aktienfonds EB Dividendenstrategie Klima Global.“ Bernhard Matthes, BKC: „Wir haben keinen ‚grünen‘ Ansatz, sondern investieren ganz streng orientiert an christlichen Werten.“ MARKT & STRATEGIE Kirchenfonds 144 fondsprofessionell.de 4/2021 FOTO: © EB-SIM, BRAUN MEDIA GMBH FÜR BANK FÜR KIRCHE UND CARITAS EG
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