FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 4/2021
Globale Probleme werden immer häufiger vomWeltall aus gelöst. FONDS professionell hat mit Emilie Deslogis und Rolando Grandi gesprochen, die das Portfolio für den ersten aktiven europäischen „Space-Fonds“ zusammenstellen. D as französische Fondshaus La Finan- cière de l’Échiquier (LFDE) hat dieses Jahr als erster europäischer Asset Manager einen aktiv gemanagten Themenfonds für den Weltraum aufgelegt – ein Ökosystem, das die Wirtschaft ähnlich durchdringen wird wie künstliche Intelligenz (KI), sagen Fondsmanager Rolando Grandi und Ana- lystin Emilie Deslogis. Sie erklären, worin sich der „Echiquier Space“ von den (weni- gen) bereits existierenden Weltraum-ETFs unterscheidet und was das Schlagwort „Space 2.0“ für Anleger bedeutet. Frau Deslogis, Herr Grandi, wie kames zur Idee, einen Investmentfonds in diesem Nischensegment aufzulegen? Rolando Grandi: Wir hatten das Thema eigentlich schon im Jahr 2018 bei der Auf- lage unseres KI-Fonds im Auge. Damals war klar: In diesem Bereich passiert gerade etwas.Wir haben bei der Softwareeffizienz oder bei der Datenanalyse Anwendungen gesehen, die die Welt wirklich transformie- ren. Und auch imWeltraumbereich gab es immer mehr Innovationen. Bei KI waren die Investoren anfangs zögerlich und ha- ben die Bedeutung in Frage gestellt. Doch binnen drei Jahren ist das Volumen in un- serem KI-Fonds auf über eine Milliarde Eu- ro angestiegen. Ich denke,wir befinden uns beimWeltraumthema gerade dort, wo wir 2018 beim Launch des KI-Fonds waren. Warum stehen wir beim Thema Weltraum an einemWendepunkt? Grandi: Der Weltraum wird nicht mehr nur militärisch genutzt. Militärische An- wender sind ja ökonomisch sehr träge. Sie haben zum Beispiel in der Vergangenheit wenig Wert auf Kostenreduktion gelegt. Das war „Space 1.0“. Heute finden wir hin- gegen ein äußerst unternehmerisches, inno- vationsgetriebenes Umfeld für unsere Inves- titionen vor. Wir sprechen von „Space 2.0“. Es umkreisen Tausende Satelliten die Erde, die bei der Bewältigung des Klimawandels helfen. Regierungen und Institutionen ob- servieren mithilfe von Satellitentechnolo- gien etwa Naturkatastrophen-Risiken oder überwachen die Einhaltung von Vorschrif- ten in der Landwirtschaft. Bei Satelliten fällt Weltraummüll an. Wie nachhaltig kann so ein Fonds sein? Emilie Deslogis: Zum einen tragen die Unternehmen, in die wir investieren, ja zur Lösung von ESG-Problemen bei. Aber wir sind uns sehr bewusst, dass es auch die andere Seite gibt. Da ist zum Beispiel der Schadstoffausstoß beim Start.Hauptthema ist jedoch wirklich der Weltraummüll.Wir haben sehr viele „Low Earth Orbit“-Satelli- ten, die die Erde in niedriger Umlaufbahn in nur 90 Minuten umkreisen. Wir fragen daher bei den Unternehmen gezielt nach dem „Deorbiting“: ob die Rückläufer selbstzerstörend sind oder ob es zu einer Wiederverwendung kommt. Zivile Weltraumanwendungen könnten genauso gut militärisch genutzt werden. Wie gehen Sie mit Grauzonen um? Grandi: Unsere Charta verlangt, dass Waf- fen vermieden werden.Wir definieren hier eine Schwelle von maximal fünf Prozent des Umsatzes. Die Daten dafür liefert MSCI. In den USA gibt es ja einige Raum- fahrt-ETFs, die auch in Rüstungsanbieter investieren und nicht nach den Möglich- keiten unterscheiden, die Space 2.0 bietet. Lockheed Martin würde zum Beispiel bei uns nicht gehen. Solche militärisch domi- nierten Firmen sind für uns auch vom Investmentkonzept her nicht sinnvoll. „Jeder Sektor profitiert von Weltraumtechnologie “ » Heute finden wir ein innovationsgetriebenes Umfeld für unsere Investitionen. Wir spre- chen von ›Space 2.0‹. « Rolando Grandi , LFDE 172 fondsprofessionell.de 4/2021 MARKT & STRATEGIE Emilie Deslogis + Rolando Grandi | LFDE FOTO: © LFDE
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