FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 4/2021
Die Münchner Domicil Real Estate bietet Wohnimmobilien als Direktinvestments für Privatanleger an. Das Geschäftsmodell basiert, anders als sein Leumund, auf Fairness und Langfristigkeit, meint der Vorstandsvorsitzende Khaled Kaissar im Interview. B ei der Überführung von Mehrfami- lienhäusern und größeren Wohnan- lagen in real geteiltes Eigentum entstehen abgeschlossene Wohnungen – klein genug, dass sie als Direktinvestment für Kapital- anleger in Frage kommen. An diesem Geschäftsmodell nehmen viele Anstoß, weil sich dort Haie und Heuschrecken tummeln.Die Domicil Real Estate begegnet dem zweifelhaften Image damit, dass sie Mieter und Vertriebspartner ins Zentrum ihrer Aktivitäten stellt. Wie sich das Geschäftsmodell trotz seiner idea- listischen Wendung noch rechnet, darüber sprach FONDS professionell mit dem Fir- mengründer und Vorstandsvorsitzenden Khaled Kaissar. Herr Kaissar, die Domicil Real Estate ist ei- nes der wenigen großen Häuser, die Immo- bilien als Direktinvestments anbieten, und zwar im sogenannten Aufteilergeschäft. Khaled Kaissar: Wir bevorzugen die Be- zeichnung Privatisierung, aber im Prinzip haben Sie recht, wir teilen Wohnimmo- bilien in Teileigentum auf. Warum mögen Sie die Bezeichnung Auf- teilergeschäft nicht? Sie wird mit rüden Praktiken der Entmie- tung nach Eigentümerwechsel in Verbin- dung gebracht und mit der Vorstellung, dass alte, alleinstehende Damen an die Luft gesetzt werden. Das machen wir natürlich nicht. Sondern? Was machen Sie mit der alten Dame, die da noch wohnt? Wir finden es toll, dass sie da wohnt. Es geht uns um die Erhaltung einer Mieter- kultur, und die Mieter zahlen ja auch regel- mäßig Miete,was für die Anleger doch ent- scheidend ist. Fühlen sie sich wohl und gut betreut, passen sie auch auf die Anlage auf. Mieter, die seit 20 oder 30 Jahren in einer Wohnanlage wohnen, sind das Beste, was einem Eigentümer passieren kann, denn sie denken und fühlen fast so, als wären sie Eigentümer. Die fühlen sich ein Stück weit verantwortlich und verfolgen das eigene Interesse, damit die Anlage nicht ver- kommt. Ein Hinweis an die Nachbarn, sie mögen zum Beispiel ihre Winterreifen wegräumen, kommt am ehesten von den alteingesessenen Mietern. Es wäre ein Feh- ler, sie loswerden zu wollen. Aus Investorensicht kann es schon Sinn ergeben, alte Mietverträge durch höher dotierte neue zu ersetzen. Dazu zwei Erkenntnisse, die wir gewonnen haben: Private Eigentümer sind die sehr viel sozialeren Vermieter, und wenn sie doch versuchen, einen Altmietvertrag zu kündigen, um vielleicht tatsächlich drei oder vier Euro pro Quadratmeter mehr zu bekommen, dann haben sie es häufig mit Mietern zu tun, die ihrerseits ständig dabei sind zu optimieren. Und wenn die sehen, dass schräg gegenüber gebaut wird und eine attraktivere Wohnung entsteht, dann sind die auch schon wieder weg. Ständiger Mieterwechsel ist nichts für unsere Investo- ren, denn wir sind für sie meistens eine dritte Säule ihrer Altersvorsorge, neben der gesetzlichen Rente und einer Lebensversi- cherung. Entsprechend verfolgen wir eine langfristige Perspektive von häufig 20 Jah- ren und länger. Uns kommt es auf lang- „Private Eigentümer sind die sozialeren Vermieter“ » Es geht uns um die Erhaltung einer Mieterkultur. « Khaled Kaissar, Domicil Real Estate FOTO: © ANDREAS GEBERT 206 fondsprofessionell.de 4/2021 SACHWERTE Khaled Kaissar | Domicil Real Estate
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