FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 4/2021

enorm. Wäre der Fonds in den 44 Jahren, bis der Anleger 99 wird, keinerlei Wert- schwankungen unterworfen, so wären in der Beispielrechnung mit demDreiprozen- ter von den zwei Millionen Euro nach Steuern immerhin noch rund 1.6 Millio- nen Euro vorhanden. Mit vier Prozent gerechnet, wäre das Kapital sogar auf gut 2,9 Millionen Euro gewachsen. Recht hoher Aktienanteil Nun können solche Überschlagsrech- nungen reale Marktbedingungen natürlich nicht einbeziehen. „Ein Anleger, der in einen Fonds mit jährlichen Ausschüttun- gen von vier Prozent investieren würde, müsste schon ein gewisses Schwankungsri- siko in Kauf nehmen“, sagt Tanzmeister. Ei- ne durchschnittliche langfristige Aktien- quote von 30 bis 40 Prozent wäre nötig, um einen Ertrag in dieser Höhe zu erzie- len, das bedeutet jährliche Schwankungen von im Schnitt sechs bis zehn Prozent. „Wir haben in dem Musterfall aber einen sehr langen Zeitraum, sodass damit zu rechnen ist, dass sich Schwankungen über die Jahre ausgleichen“, sagt Tanzmeis- ter. „Der JPM Global Income Fund etwa ist bereits 13 Jahre am Markt, und es gibt ausreichend empirische Daten, die belegen, dass sich der Kapitalstock auch bei voller Ausschüttung über einen rollierenden Zeit- raum von zehn Jahren nie um mehr als zwei Prozent verringert hat“, berichtet der Multi-Asset-Spezialist. 44 Jahre sind noch wesentlich komfortabler. Tatsächlich lässt sich eine „ewige“ Rente mit einem guten Fondsportfolio also errei- chen. Doch wie wäre es, würden genau dieselben Sondervermögen in einen Ver- sicherungsmantel verpackt? Zwar sind Fondspolicen im Vergleich zu Investment- depots bekanntlich mit höheren Kosten belastet, andererseits warten sie mit klaren Steuervorteilen auf. Eine Umfrage von FONDS professionell unter den zehn Versicherern, die in der jüngsten Auswertung des Fondspolicen- marktes (siehe Ausgabe 3/2021 ab Seite 228) unter den Top Ten gelandet sind, hat ergeben: Keiner der Anbieter hat für den beschriebenen Musterfall ein passendes Produkt. Experten wie Stefan Brähler, Geschäftsführer des Beratungshauses Con- fidema und Spezialist für den Einsatz von Versicherungsstrukturen in der Vermögens- verwaltung, können eine geeignete Fonds- police aber „basteln“. Brähler würde dafür die fondsgebundene Lebensversicherung der Basler in Luxemburg wählen, da dieses Produkt eine Laufzeit bis zumAlter von 99 Jahren bietet. „Bei einer solchen Fondspolice müsste ein Entnahmeplan eingerichtet werden, denn anders als beim Investmentdepot gilt jede Entnahme als Teilverkauf“, erklärt Brähler. Bei jedem Teilverkauf fällt Abgel- tungsteuer an. Diese ist bei einer monat- lichen Entnahme verschwindend gering, berechnet sich aber anhand von recht komplexen Vorgaben, die das Bundes- finanzministerium in einem Schreiben vom Oktober 2009 festgelegt hat. Die Quote zählt In unserem Musterfall wäre bei einer Investition von zwei Millionen Euro in die Police ebenso wie im Fondsdepot nach einem Monat ein Vermögen von 2.005.555,47 Euro zusammengekommen. „Da in dieser Summe die Prämie und die Erträge stecken, wird errechnet, wie hoch der Ertragsanteil ist“, sagt Brähler. Dieser liegt bei rund 0,28 Prozent. Weil diese Quote auch auf die Aus- schüttung in Höhe von 5.555,47 Euro angewandt wird, sind also 15,55 Euro zu versteuern (siehe Rechenbeispiel links). Nach Abzug der steuerlichen Teilfreistellung, die für Erträge aus Fondspolicen bei 15 Prozent liegt, fiele damit noch auf 13,22 Euro Abgeltung- steuer in Höhe von 25 Prozent an. Nach Steuern bliebe eine monatliche Rente von 5.552,16 Euro. Im Vergleich » Bei einer Fondspolice müsste ein Entnahme- plan eingerichtet werden, denn jede Entnahme gilt als Teilverkauf. « Stefan Brähler, Confidema Fondsdepot vs. Fondspolice: Das bleibt monatlich nach Steuern Fondsdepot Fondspolice Monatliche Auszahlung vor Steuern 5.555,47 Euro 5.555,47 Euro Für die Besteuerung ermittelter Anteil der Erträge 100 % 0,28 % Steuerliche Bemessungsgrundlage 5.555,47 Euro 15,55 Euro Nach Abzug von 15 % Teilfreistellung 0,00 Euro 13,22 Euro Abzüglich 25 % Abgeltungsteuer 1.388,87 Euro 3,31 Euro Ertrag nach Steuern 4.166,60 Euro 5.552,16 Euro Zugrunde gelegte Annahmen: Mann, 65 Jahre alt, Einmalzahlung: 2.000.000 Euro, jährliche Rendite: 2,5 %, monatliche Auszahlung, möglichst kein Kapitalverzehr Quelle:BerechnungenvonFONDSprofessionell FONDS & VERSICHERUNG Sofortrente 262 fondsprofessionell.de 4/2021 FOTO: © CHRISTINE KOCHER

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