FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 4/2021
Besser wenig als gar nichts Nicht jeder kann sich eine BU-Police leisten. Eine Erwerbsunfähig- keitsversicherung ist eine Alternative – bei der Makler allerdings genau hinschauen müssen, sonst gehen Kunden leer aus. G eht es um die Absicherung der Ar- beitskraft, ist die Berufsunfähigkeits- versicherung (BU) die Königsdisziplin. Sie greift unabhängig von der Art der Krank- heit, wenn der Kunde den vertraglich ver- einbarten BU-Grad von meist 50 Prozent in seinem ausgeübten Beruf erreicht (siehe FONDS professionell 3/2021, Seite 258). „Über 30 Millionen Berufstätige haben keinen privaten Schutz ihrer Arbeitskraft“, weiß Michael Franke, Geschäftsführer des Analysehauses Franke und Bornberg. Da- bei würden knapp 80 Prozent der Anträge von Versicherten auf Berufsunfähigkeits- leistung anerkannt, sagt Franke. Dennoch: Die Branche hat in den letz- ten 15 Jahren den Wettbewerb um die bes- ten Bedingungen in der BU-Versicherung so angeheizt und zugleich die Beiträge für wenig riskante Berufe drastisch gesenkt, dass sich heute Menschen mit gesundheit- lich riskanteren Berufen wie Handwerker den BU-Schutz oft nicht mehr leisten kön- nen. Sie müssen zur Arbeitskraftabsiche- rung daher auf andere Produkte auswei- chen, die jedoch nie das volle Ausfallrisiko decken. Bei angegriffener Gesundheit oder als riskant und damit teuer eingestuften Berufen können Grundfähigkeits- oder Dread-Disease-Policen sinnvoll sein. Ein großes Manko solcher Multi-Risk-Policen besteht allerdings darin, dass sie beim häufigsten BU-Auslöser, den psychischen Erkrankungen, nicht oder kaum leisten. Lange stand bei den alternativen Produk- ten die Erwerbsunfähigkeitsversicherung (EU) im Schatten der BU-Versicherung.Die Anspruchsgrundlagen sind dabei deutlich geringer als bei der BU. Die EU leistet nur in den Fällen, bei denen die versicherte Per- son infolge ärztlich nachgewiesener Krank- heit, Körperverletzung oder (mehr als al- tersentsprechendem) Kräfteverfall außer- stande ist, überhaupt noch irgendeine Tätigkeit des allgemeinen Arbeitsmarktes für mindestens drei Stunden täglich auszu- üben. Das ist nicht viel – doch sie leistet auch bei psychischen Erkrankungen. Vom Professor zum Pförtner Infrage kommen sie nicht nur für Dach- decker oder Künstler, für die eine Berufsun- fähigkeitsversicherung oft zu teuer ist. „BU- Policen sind auch für Akademiker mit Vor- sicht zu genießen“, meint Finanzanalytiker Volker Looman. Kopfarbeiter wie Anwälte oder Betriebswirte müssten sich fragen, wann sie so krank seien, dass sie diesen Be- ruf nicht mehr ausüben können. Sie dürf- ten vielfach bei der BU-Leistungsprüfung leer ausgehen, fürchtet Looman. Dagegen müsse der Anbieter einer EU-Police bei Unterschreiten der Drei-Stunden-Tauglich- keit für jegliche Arbeiten stets zahlen, so Looman. „Bei vielen schweren Erkrankun- gen wie Krebs, einem Schlaganfall oder psychischen Erkrankungen tritt die EU- » Neben der BU- ist die EU-Versicherung die einzige Möglichkeit, die Arbeitskraft abzusichern. « Andreas Ludwig, Morgen & Morgen Maurer leben mitunter gefährlich. Das schlägt sich auch in den Beiträgen für eine Berufsunfähigkeitspolice nieder. Eine Erwerbsunfähigkeits- versicherung ist im Vergleich dazu deutlich günstiger zu bekommen. FONDS & VERSICHERUNG Erwerbsunfähigkeitsversicherung 266 fondsprofessionell.de 4/2021 FOTO: © THE_BUILDER | STOCK.ADOBE.COM
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