FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 4/2021

Police vergleichbar wie die BU ein, da das Restarbeitsvermögen minimal bis gar nicht mehr vorhanden ist“, sagt Franke. Bei nicht so schweren Erkrankungen können Versi- cherer Kunden aber auf alle anderen Tätig- keiten des Arbeitsmarktes verweisen, etwa den Professor auf den Pförtnerposten. Kaum Topbewertungen Knapp 20 Unternehmen bieten derzeit EU-Policen an, darunter Axa, Continentale, DBV, Dialog,HDI, Inter,Metallrente (Swiss Life), Volkswohl Bund,WWK und Zurich. Laut der Studie „BU/Arbeitskraftabsiche- rung 2021“ der BBG Betriebsberatung do- minieren BU-Policen den Umsatz der Mak- ler im Bereich der Arbeitskraftabsicherung (96 Prozent). Es folgen Grundfähigkeitsver- sicherung (49,7 Prozent) und die Dread- Disease-Versicherung (31 Prozent). EU-Poli- cen rangieren am Ende (17,1 Prozent). Dennoch: „Neben der BU- ist die EU- Versicherung die einzige Möglichkeit, die Arbeitskraft abzusichern, da sie eine ge- sundheitliche Beeinträchtigung mit der Möglichkeit verknüpft, Erwerbseinkom- men zu erzielen“, erklärt Andreas Ludwig, Bereichsleiter Produkt & Analyse bei Mor- gen & Morgen. In seinem aktuellen EU- Rating wurde nur einem Tarif von zwölf Versicherern die beste Bewertung zuteil, da Geld schon bei einer Restleistungsfähigkeit von drei bis sechs Stunden fließen würde. Geboten werde dies von der Swiss Life, und zwar nur für das Angebot innerhalb des Versorgungswerks Metallrente (EMI Flex Komfort). „Leistungsanspruch besteht aber nur, wenn der Teilzeitarbeitsmarkt als verschlossen gilt“, relativiert der Berliner Versicherungsmakler Bert Heidekamp. Die Beweisführung dürfte für den Kunden nur sehr schwer zu führen sein. Die genaue Ta- rifbezeichnung ist zudemwichtig, da Swiss Life bei der Metallrente noch drei weitere Tarife offeriert, die zwischen sehr gut und durchschnittlich bewertet wurden. Das Institut für Vorsorge und Finanzplanung hat zuletzt Ende 2020 ein EU-Rating vorge- legt. Am besten schnitten bei den Service- versicherern, also Gesellschaften mit per- sönlicher Beratung, Axa (SEU), Continen- tale (Premium EU), Dialog (SEU-Protect), Metallrente (EMI Komfortschutz) und Zu- rich (Erwerbsunfähigkeits-Schutzbrief) ab. Details entscheiden Guten Rat imDetail kann nur eine indi- viduelle Beratung vom Fachmann liefern. Makler Heidekamp, Sachverständiger für Berufsunfähigkeits-, Pflege- und Unfallver- sicherungen, bemüht sich regelmäßig, den Tarifdschungel zu lichten. Bei der privaten EU-Versicherung spielen Beruf, Lebens- und meist Einkommensverhältnisse oder Arbeitsmarkt zwar keine Rolle. „Aber die Tarife unterscheiden sich im Detail, da es zusätzliche Voraussetzungen, Einschrän- kungen oder Sonder- und Zusatzleistun- gen geben kann“, so Heidekamp. Von Vor- teil ist beispielsweise, wenn der EU-Tarif konkret darauf verzichtet, dass Behinderte in eigens dafür eingerichteten Werkstätten oder Heimen arbeiten müssen, weil der Versicherer sonst nicht zahlen müsste. Auf eine solche Verweisung verzichten unter den laut Heidekamp besten Anbietern nur Dialog (Tarif SEU-Protect),HDI (Ego Basic- EV 17) und Metallrente (EMI Komfort- schutz mit Care-Option). Gut sei auch, wenn der Versicherer zusätzlich den Ren- tenbescheid eines Sozialversicherungsträ- gers anerkennt. Von den Besten erkennt Heidekamp zufolge nur die Europa-Versi- cherung (Tarif EU) den Bescheid über eine gesetzliche Erwerbsminderungsrente als EU-Fall an und würde EU-Rente zahlen. Tarifvergleich Weil es auf jedes Detail ankommt, helfen keine herkömmlichen Onlinevergleiche oder globalen Ratings, ist Heidekamp über- zeugt. Für seine Plattform „Fairtest.de“prüft er über 100 Schwerpunktfragen mit mehr als 300 Qualitätsmerkmalen. Für FONDS professionell hat er den Modellfall eines 30- jährigen Maurers betrachtet, der 1.000 Euro Monatsrente bis 65 ohne Leistungsdyna- mik absichern will. Die Tabelle (nächste Seite) enthält bloß die besten Tarife, die auf mindestens 55 Prozent Erfüllungsgrad der Fairtest-Kriterien kommen. Sehr gut schnei- det nur die Dialog Leben mit dem Tarif „SEU-Protect“ ab, der es auf 72 Prozent Erfüllungsgrad bringt. Allerdings nur, weil mehrere Extras dabei sind, etwa eine Pfle- geoption oder 12.000 Euro Zusatzleistung bei erstmaliger EU. Ohne diese Zusätze schafft derselbe Dialog-Tarif bei Fairtest.de 66 Prozent Erfüllungsgrad und damit noch eine gute Bewertung. Die Tabelle zeigt zudem, wie hoch der aktuelle Zahlbeitrag (netto) und der maxi- male Beitrag (brutto), den die Versicherer bei sinkenden Überschüssen verlangen könnten, sind. Zudem wird der Vergleich zu einer BU-Rente gezogen. Er zeigt, dass die BU-Beiträge bei diesen Anbietern zwei- bis dreimal höher liegen als für die EU- Versicherung. „Das wissen die wenigsten Vermittler“, sagt der Analyst. „Da kann die EU-Basisabsicherung bei der Dialog für 49 » Ältere EU-Tarife sollten jetzt überprüft werden. « Bert Heidekamp, Tarifanalyst fondsprofessionell.de 4/2021 267 FOTO: © UWE TOELLE

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