FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 4/2021
prospekte zu studieren. Hier erweisen die FNG-Matrix und das FNG-Nachhaltig- keitsprofil gute Dienste – zwei Werkzeuge übrigens, die gewissermaßen von Beratern für Berater entwickelt wurden (siehe Kas- ten unten). Unterstützung bieten auch die Maklerpools und Haftungsdächer. „Wir pflegen bereits seit mehreren Jahren eine Topfondsliste zum Thema Nachhaltigkeit“, berichtet Christian Hammer, Geschäftsfüh- rer des Hamburger Haftungsdachs NFS Netfonds. „Insbesondere haben unsere Berater Zugriff auf eine Datenbank, in der nachhaltige Produkte geratet sind und in der eine Suche nach verschiedenen Nach- haltigkeitszielen möglich ist.“ Bei Fondskonzept können Makler die Fonds unter anderem nach dem FNG- Siegel filtern, bald soll das auch nach Aus- schlusskriterien möglich sein. Der Makler- pool bietet auch an, die Kundendepots dahingehend zu überwachen, dass ein zuvor definierter Mindestanteil von nach- haltigen Produkten in den Portfolios nicht unterschritten wird. Die Empfehlungsliste der Fonds Finanz enthält seit mittlerweile vier Jahren einen eigenen Abschnitt mit nachhaltigen Fonds, kurz darauf folgten entsprechende Muster- portfolios. Dabei stützt sich der Münchner Maklerpool auf die Urteile der hauseige- nen Analysten. „Wir prüfen, wie der Nach- haltigkeitsprozess funktioniert, welche kon- kreten Kriterien oder Strategien angewandt werden, wie diese definiert sind und ob sie unseren Ansprüchen genügen“, berichtet Tim Bröning, Mitglied der Geschäftslei- tung. „Zudem untersuchen wir, ob die Wertpapiere im Fonds den kommunizier- ten Auswahlkriterien des Anbieters entspre- chen.“ In Analysegesprächen müssten sich die Portfoliomanager auch kritische Fragen gefallen lassen, so Bröning. Teure IT-Anpassung Mit der bloßen Analyse und der Aus- wahl von passenden Fonds ist es künftig nicht mehr getan – dann muss auch der Beratungsprozess samt Dokumentation rechtlich sauber sein. Die Pools und Haf- tungsdächer müssen ihre IT-Strecken also einmal mehr überarbeiten – wie schon so oft in den vergangenen Jahren. „Von den Anpassungen sind verschiedene Software- lösungen sowie Dokumentations-, Analyse- und Beratungsprozesse betroffen. Der Zeit- und Kostenaufwand für die Umstellung ist daher hoch“, meint Bröning, der allerdings betont, die neue Regulierung dennoch zu begrüßen. Hammer nennt auf Nachfrage sogar einen ungefähren Kostenrahmen für die nötigen IT-Umstellungen: „Wir rechnen mit einem kleinen bis mittleren sechsstel- ligen Betrag“, sagt er. Nachhaltigkeit hat eben ihren Preis. BERND MIKOSCH FP » Wir untersuchen, ob die Wertpapiere im Fonds den kommunizier- ten Auswahlkriterien entsprechen. « Tim Bröning, Fonds Finanz Werkzeuge für Berater Finanzberater, die Nachhaltig- keitsfonds vergleichen möchten, stoßen schnell auf eine Herausfor- derung: Jeder Anbieter handhabt das Thema anders. Anfang 2010 ging eine Arbeitsgruppe um Ingo Scheulen, Gründer des Beraternetz- werks Ökofinanz-21, das Problem an. Die Experten entwickelten zwei hilfreiche Werkzeuge, das FNG- Nachhaltigkeitsprofil und die FNG- Matrix, die über die Website des Forums Nachhaltige Geldanlagen (www.forum-ng.org/de/fng-nach- haltigkeitsprofile) abrufbar sind. Das FNG-Nachhaltigkeits- profil ist ein PDF-Dokument, das auf wenigen Seiten einen standardisierten Überblick zum Nach- haltigkeitsansatz des Fonds und weitere Eckdaten bietet. So ist beispielsweise klar ersichtlich, ob der Manager Invest- ments in Kernenergie ausschließt oder nicht. Die FNG-Matrix ist eine lau- fend aktualisierte Datenbank, in der sich die Fonds nach Anlageklasse, Nachhaltigkeitsansatz, Ausschluss- kriterien und ESG-Sie- geln sortieren lassen. Lange Zeit gab es die Matrix nur als Excel- Dokument, mittlerwei- le ist es ein komfor- tabel zu bedienendes Onlinetool mit Link zum jeweiligen Nachhaltigkeitsprofil. Der große Vorteil der beiden Instrumente ist die Tatsache, dass sie einen schnellen Überblick geben und einfache Vergleiche ermögli- chen. Für die Anbieter, die die Daten einpflegen, fallen keine Kosten an, darum ist die Datenbank mit fast 570 Fonds recht umfangreich. Die Eingabe durch die Fonds- gesellschaften ist zugleich der Nachteil: Die Nutzer müssen sich darauf verlassen, dass die Daten korrekt sind, denn eine unabhän- gige Überprüfung gibt es nicht. Manche Angaben im FNG-Profil und der FNG-Matrix wurden zudem lange nicht aktualisiert. VERTRIEB & PRAXIS Nachhaltige Anlageberatung 286 fondsprofessionell.de 4/2021 FOTO: © AXEL GAUBE
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