FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 4/2021
mit den Sparkassen großes Potenzial. Uns ist aber klar, dass wir erst am Anfang einer längeren Reise stehen. Mit zwei Kollegen werden Sie ohnehin kei- ne flächendeckendeVertriebsunterstützung für Hunderte Sparkassen undVolksbanken bieten können. Wenn wir uns als Rundum-Anbieter für alle Assetklassen und Fondstypen positio- nieren wollten, wäre das sicherlich richtig. Wir möchten aber – zumindest am An- fang – als Spezialanbieter mit unseren nachhaltigen Themenfonds wahrgenom- men werden, etwa mit den schon erwähn- ten Strategien Energy Transition oder Eco- system Restoration. Dieses überschaubare Segment lässt sich auch mit einem kleinen Team betreuen. Und abseits desWholesale-Geschäfts? Im ETF-Geschäft konnten wir unser Volu- men in Deutschland im vergangenen Jahr mehr als verdoppeln, auch hier profitieren wir von unseren ESG-Produkten. Wir wer- den weitere Indexfonds nachhaltig umwid- men, das dürfte für anhaltendes Wachstum sorgen. Bei den Geldmarktfonds sehen wir vor allem Chancen imGeschäft mit Unter- nehmen, für die das Cash-Management im- mer schwieriger wird. BNP Paribas Asset Management ist einer der größten Anbieter von Geldmarktfonds in Europa, darum ha- ben wir hier in Frankfurt auch eigene Kol- legen imVertriebsteam, die sich auf entspre- chende Lösungen spezialisiert haben. Bei den institutionellen Investoren sehen wir ak- tuell insbesondere im Segment Private Debt und Real Assets eine große Nachfrage. Ge- fragt ist unsere Expertise auch bei Overlay- Mandaten, beispielsweise wenn es ummaß- geschneiderteWertsicherungsstrategien geht. Das Stichwort Nachhaltigkeit klang schon mehrfach an. BNP Paribas AM gehört zu den Anbietern mit den meisten Produkten, die gemäß Artikel 8 oder 9 der EU-Offenle- gungsverordnung als Nachhaltigkeitsfonds eingestuft wurden. Besteht da mitunter nicht die Gefahr, bei den Kunden falsche Erwartungen zuwecken?Wer zumBeispiel Geld in den „EcosystemRestoration“-Fonds steckt, hilft ja nicht wirklich dabei, die Welt zu retten. Bei diesem Punkt muss ich etwas ausholen. Wir haben Anfang 2019 unsere „Global Sustainability Strategy“ publiziert mit der Vorgabe, ESG-Kriterien in sämtliche Invest- mentprozesse zu integrieren. In unserer Datenbank berechnen wir für über 12.000 Firmen ein eigenes ESG-Scoring, für das wir die Ergebnisse der Unternehmensge- spräche unserer Analysten und Portfolio- manager mit den Daten externen Rating- häuser kombinieren. Das ist die Basis. Hin- zu kommt unser Stewardship- und En- gagement-Prozess, insbesondere in umstrit- tenen Branchen wie dem Minensektor oder bei Atomkonzernen. Wir sind der Überzeugung, dass sich durch den kriti- schen Dialog mit den Unternehmen mehr bewirken lässt als durch einen bloßen Ver- kauf der Titel – denn dann können wir gar keinen Einfluss mehr nehmen. Für einige Sektoren gelten aber auch radikale Aus- schlüsse. Hersteller geächteter Waffen und seit dem letzten Jahr auch Unternehmen, die mit unkonventionellem Öl ihr Geld verdienen, haben wir aus unseren Portfo- lios entfernt. In diesem Segment hilft auch Einflussnahme nichts. Unsere ESG-Politik haben wir für sämtliche unserer gemanag- ten Assets umgesetzt, Mitte des Jahres wa- ren das 340 von 490 Milliarden Euro. Was ist mit den restlichen 150 Milliarden Euro? Wir verwalten auch Mandate, die nach den Vorgaben der Kunden gemanagt werden. Im vergangenen Jahr haben wir aber alle institutionellen Kunden angesprochen, dass wir unsere Ausschlusskriterien auch für ihre Mandate anwenden möchten. Die » Es lohnt sich für unsere Portfoliomanager auch finanziell, den Übergang hin zu einer nachhaltigeren Wirt- schaft zu unterstützen. « Hagen Schremmer, BNP Paribas Asset Management FOTO: © CHRISTOPH HEMMERICH 338 fondsprofessionell.de 4/2021 VERTRIEB & PRAXIS Hagen Schremmer | BNP Paribas Asset Management
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