FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 4/2021
Hälfte hat zugesagt, mit einem Drittel reden wir noch, nur ein kleiner Teil hält an den selbst gewählten Benchmarks und Standards fest. Jedenfalls können wir guten Gewissens von uns behaupten, auf Basis der heutigen Regulierung die Vorgaben aus Artikel 8 der Offenlegungsverordnung zu erfüllen. Dieser Artikel steht für Fonds, die eine nachhaltige Anlagestrategie verfolgen. Wie sieht es aber mit Artikel 9 aus, also den sogenannten Impact-Fonds, die konkreten Einfluss nehmen möchten? Da wird es in der Tat interessant. Die Frage ist doch, wo ich mehr Impact habe: Wenn ich nur die Aktien grüner Firmen kaufe, kann ich kaum Einfluss nehmen. Das gelingt deutlich besser, wenn ich die Evolu- tion von braun zu grün vorantreibe. Das Problem der Impact-Fonds liegt doch woanders: Die Branche suggeriert dem Kunden, dasmit seinemGeld etwas Positi- ves passiert. Aber wie soll das mit einem Aktienfonds gelingen, der auf dem Sekun- därmarkt aktiv ist? Den Unternehmen fließt ja gar kein frisches Geld zu. Auf unsere „Ecosystem Restoration“-Strate- gie trifft diese Kritik nicht zu. Dort fließt ein relativ hoher Anteil des Portfolios in Nebenwerte und in Börsengänge. Das geht schon in Richtung einer Anschubfinanzie- rung neuer Unternehmen und Technolo- gien, die dabei helfen können, unser Öko- system zu schützen. An diesem Fonds zeigt sich übrigens ein anderes Problem der Branche: Weil viele Unternehmen im Port- folio recht jung und klein sind, fällt das durchschnittliche ESG-Rating vergleichs- weise schlecht aus. Bei Produktselektoren, die ein Mindestrating voraussetzen, fällt dieser Fonds darummitunter leider durchs Raster. Doch zurück zu Ihrer Frage: Der größere Hebel unserer Branche liegt sicher- lich im Engagement. Ihr Haus hat ESG-Kriterien in alle Fonds integriert, nicht nur in die Nachhaltigkeits- mandate. Wenn ein Portfoliomanager aber eine „braune“ Aktie findet, die er als attrak- tiv erachtet, darf er sie kaufen, oder? Solange kein hartes Ausschlusskriterium dagegen spricht, ist das möglich. Der Port- foliomanager muss dann aber dokumen- tieren, warum er dieses Investment trotz des schlechten ESG-Scorings tätigt. Außer- dem muss er den Dialog mit dem Unter- nehmen suchen, wie der Übergang zu einem grüneren Geschäftsmodell gelingen soll. Das wird an konkreten Zielen festge- macht, die auch kontrolliert werden. Gibt es keine Fortschritte,muss der Fondsmana- ger den Titel verkaufen. Hinzu kommt, dass unsere Portfoliomanager einen Anreiz haben, den ESG-Score ihrer Benchmarks oder ihres Anlageuniversums zu übertref- fen. Das macht Aktien mit schlechten ESG-Bewertungen für sie unattraktiv. Interessant. Wie sieht das konkret aus? Jeder Fondsmanager hat einen Passus in seiner Zielvereinbarung stehen, dass der ESG-Score seiner Portfolios über dem Durchschnitt des jeweiligen Sektors liegen soll – unabhängig davon, ob es sich um einen Nachhaltigkeitsfonds handelt oder nicht. Es lohnt sich für unsere Portfolio- manager also auch finanziell, den Über- gang hin zu einer nachhaltigeren Wirt- schaft zu unterstützen. Vielen Dank für das Gespräch. BERND MIKOSCH FP KURZ-VITA: Hagen Schremmer Hagen Schremmer leitet seit Juni 2020 von Frankfurt aus das Deutschlandgeschäft von BNP Paribas Asset Manage- ment. Davor stand der Volks- und Betriebswirt 20 Jahre bei der Deutsche-Bank-Gruppe unter Vertrag. Er war unter anderem Assistent von Vorstandschef Josef Ackermann und leitete verschiedene Vertriebsteams, bevor er 2017 die Verantwortung für das Retail- und Wholesale-Geschäft der DWS in Deutschland & Österreich übernahm. » ImWholesale-Bereich verfolge ich unter anderem das Ziel, das Geschäft mit Volks- banken und Sparkassen auszubauen. « Hagen Schremmer, BNP Paribas Asset Management FOTO: © CHRISTOPH HEMMERICH 340 fondsprofessionell.de 4/2021 VERTRIEB & PRAXIS Hagen Schremmer | BNP Paribas Asset Management
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