FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 4/2021
Ehrgeiziger Neustart Ein Mischfonds und eine Volatilitätsstrategie: Zwei alte Hasen der Investmentbranche gehen zwar vollkommen unterschiedliche Wege, haben aber das gleiche Ziel – eine eigene Fondsboutique. W er einen Blick auf die Statistiken zur Entwicklung der Fondsbranche wirft, kann eigentlich nur zu dem Schluss kommen, dass im Moment gerade alle Ampeln auf Grün stehen. Nach Zahlen des Branchenverbands BVI verwaltet die hiesige Fondsindustrie inzwischen erstmals in ihrer Geschichte mehr als vier Billionen Euro. Auch was die Mittelzuflüsse angeht, haben die Marktteilnehmer kaum Grund zur Klage. Europaweit flossen der Branche in den ersten drei Quartalen dieses Jahres satte 464 Milliarden Euro zu, wie eine Aus- wertung von Refinitiv Lipper zeigt. Auf den ersten Blick eine günstige Aus- gangslage, um durch die Neugründung einer Fondsboutique zu versuchen, ein gutes Stück vom lukrativen Kuchen abzu- bekommen. Die Mahner weisen allerdings mit Schlagworten wie „Konsolidierung“ oder „Passivierung der Branche“ auf seit Jahren anhaltende Entwicklungen hin, die nicht unbedingt dazu ermutigen, als Neu- ling seinen Hut in den Ring zu werfen. Aber es gibt sie, die Neugründer, die von der eigenen Idee so überzeugt sind, dass sie sich auch von Warnhinweisen auf hohe Gründungskosten, eine unter Druck stehen- de Vergütung und einer enorm aufwendig gewordenen Regulierung nicht davon ab- bringen lassen, ein eigenes Fondsangebot auf die Beine zu stellen. Ein Grund dafür könnte sein: Es sind allesamt alte Hasen, die das Geschäft seit Langem kennen. Eduardo Mollo Cunha gehört dazu. Mehr als zehn Jahre lang hat der gebürtige Brasilianer das Vertriebsgeschäft des Münchner Vermögensverwalters Eyb & Wallwitz geleitet. Anfang 2020 kam es zum großen Knatsch, und unter ziemlichem Mediengetöse trennten sich die Wege bei- der Seiten. Nicht zuletzt, weil Cunha juris- tisch gegen die Freisetzung durch seinen ehemaligen Arbeitgeber vorging. Wieder im Geschäft Inzwischen sind die Fronten zwischen beiden Parteien weitgehend geklärt. Und wer Cunha einmal kennengelernt hat, konnte sich gleich denken, dass er zu kei- nem Zeitpunkt vorhatte, sich zur Ruhe zu setzen. Im Gegenteil. Seit April dieses Jah- res ist er wieder im Geschäft. Mit einem Seed-Money-Volumen von einer Viertelmil- liarde Euro hat er eine eigene Investment- boutique namens Blackpoint Asset Ma- nagement gegründet. Als Mitgesellschafter an Bord sind Alexander Pirpamer, der auf eine 20-jährige Erfahrung im Fondsma- nagement zurückblickt, sowie Kurt Schwarz aus der Gründerfamilie der Schwarz Phar- ma AG als Ankerinvestor. Mitte November hat das Trio seinen ers- ten Fonds aufgelegt, den vermögensverwal- tenden Mischfonds Blackpoint Evolution Fund, KVG ist die Luxemburger IPCon- » Wir wollen auf keinen Fall ein ›Me-too-Anbieter‹ sein. « Eduardo Mollo Cunha, Blackpoint Asset Management Eigentlich stehen die Zeichen für die Neugründung einer Fondsgesell- schaft gut. Es braucht dennoch eine gehörige Portion an Motivation und Ausdauer, um den Schritt in die Selbstständigkeit zu wagen. VERTRIEB & PRAXIS Neue Marktteilnehmer 348 fondsprofessionell.de 4/2021 FOTO: © MARIDAV | STOCK.ADOBE.COM
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