FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 4/2021

regierungsorganisation Facing Finance überprüfen, ob und wie stark einzelne In- vestmentfonds an kontroversen Aktivitäten und Unternehmen beteiligt sind“, so Spind- ler. Wer also weitere grüne Fonds in sein Ethikbank-Depot kaufen möchte, muss selbst ausgiebig recherchieren. „Nachhaltig arbeitet eine Bank dann, wenn alle Kun- deneinlagen nachhaltig investiert werden. Das setzt eine Philosophie voraus, die wei- ter denkt als bis zu den nächsten Quartals- zahlen“,meint Spindler. Die Vorständin kri- tisiert den grünen Anstrich anderer Häu- ser: „Es reicht aus unserer Sicht nicht, ein paar grüne Investmentfonds ins Produktan- gebot aufzunehmen, ohne nachhaltige Fil- ter im Kerngeschäft der Bank umzusetzen.“ Umweltbank Die Depots der Umweltbank sind zu „100 Prozent grün“, ist Gabriele Glahn-Nü- ßel überzeugt, die den Bereich Wertpapiere und Vorsorge bei der in Nürnberg behei- mateten Bank leitet. „Wir verwahren in den Depots nur eine auf Nachhaltigkeit geprüf- te Auswahl an grünen Fonds und Anlei- hen sowie die Umweltbank-Aktie. Andere Werte können in unseremDepot nicht ver- wahrt werden“, sagt sie. Bei den Fonds han- delt es sich überwiegend um Fremdfonds, etwa von Swisscanto oder Avesco. Eine An- lageberatung gibt es wie bei den Mitbewer- bern Triodos und Ethikbank nicht. Seit Februar 2020 bietet das Institut gemeinsam mit der GS&P Kapitalanlagegesellschaft auch einen eigenen nachhaltigen Fonds an, den Umweltspektrum Mix. Dieser basiert auf dem Nachhaltigkeitsansatz der Bank, die auch das Anlageuniversum festlegt. Das Volumen der Kundendepots liegt bei über 800 Millionen Euro, im hauseige- nen Fonds sind rund 80 Millionen Euro angelegt. Im Herbst sollen zwei weitere Fonds unter der Marke „Umweltspektrum“ auf den Markt kommen. Die Aktienfonds werden sich ausgewählten Nachhaltigkeits- themen widmen. Ebenfalls in diesem Jahr begleitet die Bank noch die Emission einer Unternehmensanleihe der hundertprozen- tigen Beteiligungstochter Umwelt Projekt GmbH. Zusätzlich vertreibt das Institut eigene Genussscheine. Die Umweltbank betont, auch abseits der Geldanlagen und Finanzierungen auf Nachhaltigkeit zu achten – vom Fuhrpark über die Büroausstattung bis zum Kaffee. Das hat positive Nebeneffekte. „Das kommt auch gut bei unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern an“, sagt Glahn-Nüßel. „Wir gewinnen viele Talente, weil sie einen Job mit Sinn suchen und ihnen Nachhal- tigkeit am Herzen liegt.“ GLS Bank Die GLS Bank unterhält zwei Aktien- fonds, einen Mischfonds und einen Mikro- finanzfonds, die in Summe 1,1 Milliarden Euro verwalten. Die genossenschaftliche Bank, die 1974 gegründet wurde, diente ursprünglich dazu, den Aufbau einer Wal- dorfschule zu finanzieren. Im Jahr 2003 übernahmman die Geschäfte der in finan- zielle Schwierigkeiten geratenen Ökobank, 2008 kam die Integra-Bank dazu. Neben den hauseigenen Fonds vertreibt die Bank ausgewählte Drittfonds, Anleihen und Be- teiligungen sowie Aktien. Als einzige der vorgestellten Banken bietet die GLS auch eine Anlageberatung an, sei es telefonisch oder vor Ort in den sieben Filialen. „Darüber hinaus steht unser digitaler Anlage-Assistent ‚GLS Online-Invest‘ für die Auswahl der individuell passenden Anlagestrategie bereit“, sagt Lukas Adams, der bei der GLS Bank das Team Vermö- gensmanagement, Stiftungsbetreuung und institutionelle Anleger leitet. Der digitale Helfer beginnt ab einer Einmalzahlung von 500 Euro oder 25 Euro monatlich mit der Arbeit. Über die DZ Privatbank aus Frankfurt wird auch eine analoge Vermö- gensverwaltung für wohlhabendere Kun- den angeboten. „Alle unsere angebotenen Produkte müssen sowohl unseren strengen sozial- ökologischen Kriterien als auch den öko- nomischen Anforderungen gerecht wer- den“, erläutert Adams. „Ein externes, bank- unabhängiges Gremium prüft und ent- scheidet, ob die Produkte unseren hohen Anforderungen genügen. Auch die öko- nomische Prüfung in Form der Due Dili- gence findet intern statt.“ Spekulationen mit Devisen, Rohstoffen und Nahrungs- mitteln oder Investitionen in Wertpapiere oder Unternehmen, die aus steuerlichen Gründen ihren Ursprung oder Sitz in Schattenfinanzzentren habe, schließt die Bank aus. Investments in Derivate sind nur zur Absicherung zulässig. Angesichts dieser Restriktionen ist die Auswahl nicht immer ganz einfach, es geht nicht nur nach Schema F. „Einzelfallent- scheidungen sind notwendig und daher unser bewusst gewähltes Arbeitsprinzip“, erklärt die Bank. „So kann das quantitative Verrechnen von Plus- und Minuspunkten nie die realen Gegebenheiten eines Unter- nehmens in seiner Komplexität erfassen.“ » Wir verwahren in den Depots nur eine auf Nachhaltigkeit geprüfte Auswahl an grünen Fonds und Anleihen. « Gabriele Glahn-Nüßel, Umweltbank BANK & FONDS Nachhaltigkeit 370 fondsprofessionell.de 4/2021 FOTO: © UMWELTBANK

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