FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 4/2021
Reichweite“, berichtet der Vorstandschef. Auch überregional nutzt die Sparkassen- organisation Influencer. So trommelte der muskelbepackte und tätowierte Influencer „Der Bote“ bereits mehrmals für den Bezahldienst Kwitt, der mittlerweile in Giropay aufging. Dabei nahm er teilweise sich selbst und auch den Influencer-Kult auf die Schippe. Micro-Influencer Da sie die Jugend anders kaum noch erreichen, setzen immer mehr etablierte Kreditinstitute auf die neue Marketing- form. „Alternative Bank- und Kontenmo- delle und das Verschwinden der traditionel- len Bankfiliale tragen dazu bei, dass sich vor allem junge Kunden von den altherge- brachten Finanzinstituten abwenden“, sagt Heike Liebermann, Geschäftsführerin von Liebermann Communications aus Köln. Auch die Zahl der „Touchpoints“ der jun- gen Zielgruppe zu einer Bank oder Spar- kasse würden offline immer weniger. „Ein eigener Bankberater? Fehlanzeige“, meint die Expertin für Online-Marketing. „Tradi- tionelle Medien erreichen die Zielgruppe der 16- bis 26-Jährigen kaum noch.“ (Siehe Interview nächste Seite.) Um bei der Jugend Vertrauen aufzubau- en und ein Umdenken zu initiieren, könne Social-Media- und Influencer-Marketing helfen. Liebermanns Agentur unterstützt Finanzinstitute bei der Erstellung von der- artigen Kampagnen und sucht dement- sprechend auch passende Protagonisten aus.Neben anderen Bloggern setzte sie bei- spielsweise die Influencerin „Mrs_Mamaa“ für die Easycredit-Kampagne der genossen- schaftlichen Bankengruppe ein. „Wir wähl- ten ausschließlich Micro-Influencer im Be- reich bis 100.000 Follower aus. Deren Ziel- gruppen befanden sich in Lebensphasen, die die Finanzierung von Engpässen, ausge- löst beispielsweise durch einen Umzug, Studium oder die Einrichtung der ersten eigenen Wohnung, mit sich bringen kön- nen“, sagt Liebermann. Marketing für Kre- dite ist jedoch kein einfaches Thema. Die Zusammenarbeit mit Influencern erforde- re von Banken eine höhere Sensibilität und Kreativität, betont sie. „Kredite zu bewer- ben kann beispielsweise bei Followern und Abonnenten eine Diskussion über Ver- schuldung auslösen. Hier sind eine sehr enge Abstimmung und ein genaues Brie- fing der Influencer Voraussetzung für die erfolgreiche Umsetzung.“ Authentisch statt werblich Influencing scheint sich für die Auftrag- geber zu lohnen. Fast jeder zweite junge Erwachsene hat bereits Produkte, die von Influencern vorgestellt wurden, erworben, so der Bundesverband der digitalen Wirt- schaft (BVDW). Laut einer aktuellen BVDW-Umfrage versprechen sich rund 73 Prozent der befragten Marketingverant- wortlichen durch Influencer eine verbesser- te Kommunikation mit der Zielgruppe. 71 Prozent sehen die Content-Generierung und rund 68 Prozent die Erlangung von Authentizität als Vorteil an. Nicht verwunderlich ist, dass auch Fin- techs die Werbeform nutzen. Sie besitzen ja fast die gleiche DNA wie die Influencer: Jung, aufstrebend und technikaffin sind hier die Stichworte. So warb beispielsweise der Zahlungsanbieter Klarna mit dem Rapper Snoop Dogg. In mehreren bunten Videos preist der Musiker, den zwei afgha- nische Windhunde bei seinem Auftritt begleiten, die „smoothe“ Zahlungsabwick- lung durch das schwedische Unternehmen an. Snoop Dogg glaubt an die Firma: Der Musiker engagierte sich nach dem Dreh gleich als Gesellschafter mit einemMinder- heitsanteil an Klarna. Auch die Smartphonebank N26 setzt auf Social-Media-Marketing. Sie warb mit den Influencern Anne Bodykiss und Jonah Plank für ein neues Kontomodell. Beide Multiplikatoren besitzen jedoch – ähnlich wie der Rapper – keinerlei Bezug zur Bankenbranche. Da stellt sich die Frage, ob die junge Zielgruppe den Ratschlägen von Beauty- und Fitnessexperten oder Popstars bei finanziellen Themen vertraut. Influen- cer wie die Finanzblogger „Missmoney- » Wichtig ist, dass Influencer zu einem Unternehmen und der Marke passen. « Rainer Langkamp, Kreissparkasse Steinfurt Influencer-Marketing wird wichtiger Die Bedeutung von Influencer-Marketing ist durch die Corona-Pandemie gewachsen, so das Ergebnis einer Studie des Bundesverbandes Digitale Wirtschaft (BVDW). „Unternehmen konnten durch gut ge- machtes Influencer-Marketing nicht nur ihre ‚Engagement Rate‘, sondern auch ihre ‚Conversion Rate‘ signifikant steigern“, so BVDW-Vizepräsidentin Anke Herbener. „Influencer bringen das mit, was viele Firmen gerade in Krisenzeiten dringend suchen: den Zugang zur Zielgruppe, deren Vertrauen sowie qualitativ hochwertigen Content.“ Der Trend zum Influencer-Marketing werde anhalten, meint der BVDW. BANK & FONDS Influencer-Marketing 376 fondsprofessionell.de 4/2021 FOTO: © KREISSPARKASSE STEINFURT
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