FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 4/2021
ter erobern einzelne Bereiche des Bankings. Daneben nutzen aber auch weitere bran- chenfremde Anbieter ihre Zugänge und erweitern ihr Angebot um Dienste aus dem ureigenen Bankwesen. So startete bei- spielsweise der schwedische Zahlungs- dienstleister Klarna Giro- und Sparkonten. Der deutsche Immobilienmakler Engel & Völkers wiederum will Kunden Festgeld- konto und Kreditkarte bieten. Spieß herumdrehen Was liegt da näher für die Banken, als den Spieß herumzudrehen und ihrerseits branchenfremde Dienste anzubieten? Erste Beispiele gibt es bereits. Die erwähnte Hausverwaltung bietet die Volksbank Braunschweig Wolfsburg – neben der Ver- mittlung von und der Investition in Immo- bilien. Die Genossen erzielen bereits mehr als die Hälfte ihrer Erträge außerhalb des Kerngeschäfts. Die Volks- und Raiffeisen- bank Südpfalz wiederum bietet den Dienst „VR Privatsekretär“. Dieser hilft den Kun- den bei Schriftverkehr, Reparaturen, Gar- tenarbeit oder auch IT-Problemen rund um Smartphone oder Laptop. Strom- und Gasangebote stehen in den Startlöchern. Doch wollen die Kunden solche Ange- bote überhaupt von ihrer Bank? Dieser Fra- ge ging Investors Marketing nach und be- fragte 55 Manager deutscher Finanzdienst- leister sowie 1.000 Kunden. Das ernüch- ternde Ergebnis: Nur 13 Prozent der Kun- den würden bei ihrer Hausbank anderwei- tige Dienstleistungen in Anspruch nehmen (siehe Grafik „Bank soll Bank bleiben“). Bei den Instituten selbst fällt die Ablehnung nicht so groß aus: Immerhin 36 Prozent der Manager glauben an die langfristige Tragfähigkeit dieses Geschäftsmodells. Auf der Agenda Das heißt jedoch nicht, dass entsprechen- de Ideen rundheraus zum Scheitern verur- teilt sind. „Was nicht ist, kann ja noch wer- den“, meint Mihm. „Den meisten Men- schen fällt es schwer, sich Dinge vorzustel- len und zu bewerten, die es noch nicht gibt“, führt der Branchenkenner aus. Sprich: Haben sich die Kunden erst einmal daran gewöhnt, dass ihre Hausbank ihnen auch einen Handwerker vermitteln kann, sind sie künftig vielleicht doch bereit, das Ange- bot zu nutzen. Bei den Geldhäusern wiede- rum, die sich branchenfremde Dienstleis- tungen vorstellen können, stehen diese zwar nicht ganz oben auf der Agenda, zäh- len aber dennoch zu den Aktivitäten, die vorangetrieben werden sollen (siehe Grafik „Offen für Neues“). Auch mit Blick auf die Zukunft kann sich diese Strategie auszahlen. So ergab eine Umfrage von Civey im Auftrag des digi- talen Marktplatzes Etvas, dass sich gerade jüngere Menschen durchaus Zusatzdienste von ihrer Bank vorstellen können. Die Bank soll Bank bleiben Was Kunden von ihrer Hausbank in Anspruch nehmen würden Bankfremde Dienstleistungen bergen derzeit keinen Anreiz für die Kunden der Geldhäuser. Quelle: InvestorsMarketing (2021) Nur Finanzdienst- leistungen 87 % Auch andere Dienstleistungen wie Hausver- waltung oder Handwerker- vermittlung 13 % Offen für Neues Was Banken in den nächsten drei Jahren verstärkt anbieten wollen* Einige Institute wollen ihr Geschäftsfeld erweitern. Angebote abseits der Finanz- welt zählen dazu. *von36Prozent,dieNicht-Finanzdienstleistungenanbietenwollen |Quelle: InvestorsMarketing (2021) Nicht-Finanzdienst- leistungen wie Strom / Gas … Bausparen … Konsumentenkredite … Baufinanzierung … Zahlungsverkehr … Wertpapiergeschäft Ergänzende Leistungen für … 63 % 58 % 50 % 33 % 17 % 29 % » Kosten zu senken und Gebühren zu erhöhen reicht nicht mehr. « Oliver Mihm, Investors Marketing BANK & FONDS Kundenbindung 382 fondsprofessionell.de 4/2021 FOTO: © INVESTORS MARKETING
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