FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 4/2021

Thorsten Pötzsch ist seit September neuer Exekutivdirektor Wertpapieraufsicht und Asset Management bei der Finanzaufsicht Bafin. Im Interview erklärt er, was ihn an dieser Position reizt und wie er seinen neuen Geschäftsbereich schlagkräftig aufstellen will. E ine breite Fensterfront, durch die an diesem Morgen im Oktober ein war- mes Licht fällt, gleich daneben ein hohes Stehpult. Doch was im Büro auf der sechs- ten Etage in der Frankfurter Marie-Curie- Straße 24–28 zuallererst den Blick auf sich zieht, ist die rote E-Gitarre, die schräg an der Wand hinter dem Stehpult hängt.Wer meint, sie sei dort lediglich zu Deko-Zwe- cken drapiert, liegt falsch: Thorsten Pötzsch ist Hobbymusiker, hat seine eigene Band. Beruflich wechselte der promovierte Jurist erst kürzlich die Richtung: Am 2. Septem- ber übernahm er die Position des Exekutiv- direktors Wertpapieraufsicht und Asset Management bei der Finanzaufsicht Bafin. Zuvor war Pötzsch seit 2018 Exekutivdirek- tor für den Bereich Abwicklung. Herr Pötzsch, nachdem Elisabeth Roegele ihr Amt im Frühjahr dieses Jahres zur Verfügung stellte, haben Sie den Geschäfts- bereich Wertpapieraufsicht und Asset Management zunächst kommissarisch geleitet. Was hat Sie dazu bewogen, die Position des Exekutivdirektors in diesem Bereich nun ganz zu übernehmen? Thorsten Pötzsch: Ich fand den Wertpapier- bereich schon immer außerordentlich dynamisch. Anfang der 1990er-Jahre durfte ich als Referent im Bundesministerium der Finanzen amWertpapierhandelsgesetz mit- wirken. Später habe ich diese Arbeit dann auch bei weiteren Gesetzgebungsverfahren fortgesetzt, zum Beispiel beim Wertpapier- erwerbs- und Übernahmegesetz und ande- ren Kapitalmarktgesetzen. Welche Aufgaben kommen in der neuen Position nun vorrangig auf Sie zu? Und welche Ziele verfolgen Sie vor allem? Absolute Priorität hat für mich, dass die deutsche Wertpapieraufsicht für einen sau- beren Kapitalmarkt steht. Dieser Aufgabe sind wiederum verschiedene Ziele unter- geordnet. So brauchen wir vor allem ein effektives und schlagkräftiges Bilanzkon- trollsystem. Dafür werden wir im Januar kommenden Jahres die Aufgaben der Deutschen Prüfstelle für Rechnungslegung übernehmen. Wir müssen hier zukünftig auch deutlich proaktiver arbeiten, etwa mit einem guten Markt-Monitoring, Vor-Ort- Prüfungen und finanzforensischen Unter- suchungen. Ein weiteres wichtiges Thema für uns ist ein effektiver Verbraucherschutz. Hier werden wir noch stärker gegen unse- riöse Anbieter vorgehen und auch Produk- te verbieten oder, wo uns das nicht mög- lich ist, zumindest sehr deutlich warnen. Dann haben wir natürlich auch das The- ma Nachhaltigkeit, das eine große Rolle spielt und das wir unbedingt nach vorn bringen müssen. Das klingt nach viel Arbeit. Werden die zahlreichen Maßnahmen, die das Paket für die Bafin-Reform umfasst, der Finanz- aufsicht denn auch tatsächlich mehr Schlagkraft verleihen? Die Reformen sind absolut notwendig, damit wir als Aufsicht in Zukunft effizien- ter, effektiver und schlagkräftiger werden – und dabei auch rechtliche Grenzen aus- testen. Ich stehe daher voll und ganz hinter dem Projekt. „Wir müssen unsere Grenzen voll austesten“ » Absolute Priorität hat für mich, dass die deutsche Wertpapierauf- sicht für einen sauberen Kapitalmarkt steht. « Thorsten Pötzsch, Bafin FOTO: © CHRISTOPH HEMMERICH 400 fondsprofessionell.de 4/2021 STEUER & RECHT Thorsten Pötzsch | Bafin