FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 4/2021

Auch das System der privaten Altersvor- sorge wollen die möglichen Koalitionäre grundlegend reformieren. „Wir werden dazu das Angebot eines öffentlich verant- worteten Fonds mit einem effektiven und kostengünstigen Angebot mit Abwahl- möglichkeit prüfen“, schreiben sie in ihrem Sondierungspapier. Das Deutsche Aktien- institut (DAI) und der Verbraucherzentrale Bundesverband (VZBV) for- dern eindringlich, dass dieser Plan auch realisiert wird. Deutschland müsse 20 Jahre falsche Kapitalanlage mit über- wiegend festverzinslichen Alters- vorsorgeprodukten reparieren, mahnt VZBV-Vorstand Klaus Müller. „Deswegen muss die neue Ampel-Koalition den Weg für eine kostengünstige und renditestarke Altersvorsor- ge freimachen, die breit diversi- fiziert in Aktien anlegt“, fordert er. „Eine breit gestreute lang- fristige Aktienanlage entfaltet ihr Potenzial über viele Jahre und Jahrzehnte und ist damit prädestiniert für die Altersvor- sorge“, ergänzt Christine Bortenlänger, ge- schäftsführende Vorständin des DAI. Für Versicherer und Versicherungsmakler wären der Aufbau eines Staatsfonds nach schwedischemVorbild und die Einführung einer Aktienrente hingegen keine so gute Nachricht. Schließlich könnte dieses Mo- dell den Absatz von Versicherungsproduk- ten für die Altersvorsorge wie Fondspoli- cen drücken. „Wir sehen die Pläne kritisch, die eine für alle Bundesbürgerinnen und Bundesbürger geltende Einheitslösung in Form einer Aktienrente oder eines Staats- fonds anstreben“, sagt denn auch Michael H. Heinz, Präsident des Bundesverbands Deutscher Versicherungskaufleute (BVK). Keine Standardprodukte „Die Unterhändler der zukünftigen Ampel-Koalition sollten bedenken, dass die Lebenslagen der Menschen in Deutsch- land zu individuell sind, um hier mit einem Standardprodukt allen gerecht zu werden“, mahnt er. Da die Altersvorsorge dazu dienen soll, für Millionen Bundesbür- ger den Lebensstandard im Ruhestand zu sichern, müsse hier Gründlichkeit Vorrang vor Schnelligkeit haben. Systemische Risi- ken eines Fonds dürften nicht ausgeblen- det werden. Auch der Branchenverband Votum kann den Plänen nichts abgewin- nen.Die geplante Prüfung der Einrichtung eines Staatsfonds gebe Anlass zu Kritik, erklärt Martin Klein, Rechtsanwalt und geschäftsführender Vorstand von Votum. „Die private Altersvorsorge sollte staatsfern und privat bleiben. Den Bürgern muss bewusst sein, dass der Staat die angesparten Vorsorgevermögen auch zweck- entfremden könnte“, gibt er zu bedenken. Klein findet aber durchaus auch positive Punkte im Son- dierungspapier. „Wir begrüßen ausdrücklich, dass man im Be- reich der privaten Anlagepro- dukte offenbar bereit ist, zu- mindest teilweise auf Garantien zu verzichten, um höhere Ren- diten als bei den derzeitigen Riester-Produkten zu ermög- lichen“, erklärt er. In der Tat haben die drei Parteien ange- kündigt, die gesetzliche Aner- kennung privater Anlagepro- dukte zu prüfen, die höhere Erträge erzielen als die verschie- Skeptische Senioren Kann ein Einstieg in die Kapitaldeckung die Probleme bei der Rentenfinanzierung lösen?* Die Mehrheit der Befragten ab 50 Jahren glaubt nicht an den Erfolg einer teil- kapitalgedeckten Rente. * Insa-Umfrageunter2.140PersonenausDeutschland (29.10.–1.11.2021) | Quelle:DIA 0% 20% 40% 60% 80% 100% Ab 60 Jahre 50 bis 59 Jahre 40 bis 49 Jahre 30 bis 39 Jahre 18 bis 29 Jahre Nein Ja Weiß nicht / k. A. 26 % 55 % 19 % 53 % 34 % 13 % Alter: Christine Bortenlänger, DAI: „Eine langfristige Aktienanlage entfaltet ihr Potenzial über viele Jahre und ist prädestiniert für die Altersvorsorge.“ Martin Klein, Votum: „Wir begrüßen, dass man im Bereich der privaten Anlageprodukte offenbar bereit ist, zumindest teilweise auf Garantien zu verzichten.“ fondsprofessionell.de 4/2021 407 FOTO: © LILIAN SZOKODY, DIERK KRUSE | VOTUM VERBAND

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