FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 1/2022
Agenda kommt, reicht das oft schon aus, um eine Änderung zu erreichen.“ Echter Einfluss gesucht Das Abstimmungsverhalten der Invest- menthäuser ist auch für Dachfondsmana- ger ein Thema – etwa für Sauren. „Bevor wir Zielfonds für unsere drei Nachhaltig- keitsfonds auswählen, analysieren wir, wie es um das ESG-Engagement des Managers bestellt ist“, sagt Vorstand Michael Vieh- mann, der beim Kölner Vermögensverwal- ters die Nachhaltigkeitsthemen verantwor- tet. Die Frage sei, wie ein Portfoliomanager tatsächlich etwas im positiven Sinne bewir- ken könne. „Ausschlusskriterien allein brin- gen wenig. Echten Einfluss kann ein Fondsmanager nur nehmen, wenn er die Diskussion mit Vorstand oder Aufsichtsrat sucht und seine Stimmrechte aktiv nutzt. Für unsere nachhaltigen Dachfonds suchen wir daher solche ‚Active Owner‘.“ Wer auf die Auswahlliste der Kölner ge- langen möchte, muss den „Active Owner- ship Request“ ausfüllen. Dort fragen Vieh- mann und seine Kollegen beispielsweise ab, wie oft und warum gegen den Vor- schlag des Vorstands gestimmt wurde und ob der Manager eigene Beschlussvorlagen eingebracht hat. „Das erlaubt zwar keine inhaltliche Beurteilung, liefert uns aber Input für das Gespräch mit dem Manager. Im direkten Dialog erfahren wir dann viel über dessen Selbstverständnis und Ziele.“ Das Sauren-Team interessiert auch, inwie- fern der Fondsmanager überhaupt in die Frage involviert ist, wie abgestimmt wird. „Das ist ein guter Hinweis, wie ernst er das Thema tatsächlich nimmt“, sagt Viehmann. „Es gibt Häuser, die verlassen sich nur auf die Empfehlungen von Stimmrechtsbera- tern. Es ist völlig okay, sich Vorschläge unterbreiten zu lassen. Diese sollten aber nicht als Pflichtübung abgehakt werden.“ Für Fondsmanager großer Anbieter ist es mitunter gar nicht so einfach, sich selbst einzubringen. Dort nimmt häufig ein eige- nes Team die Stimmrechte verschiedener Mandate gesammelt wahr. Die gebündelte Abstimmung stärkt zwar den Einfluss des jeweiligen Investmenthauses, die individu- elle Einschätzung der einzelnen Portfolio- verwalter geht aber verloren. Starkes Signal Als Beispiel für vorbildliches Engage- ment nennt der Sauren-Vorstand Raphael Pitoun.Der Trium-Capital-Manager ärgerte sich über das Management des Buchungs- portalbetreibers Booking, das während der Pandemie jeden vierten Mitarbeiter entließ, sich aber dennoch ein millionenschweres Vergütungspaket schnüren wollte. Alle Gespräche brachten nichts, darum wird er bei der nächsten Hauptversammlung eine eigene Beschlussvorlage einbringen. „Das ist ein deutlich stärkeres Signal, als einfach nur gegen die Vergütung zu stimmen“, meint Viehmann. Oder, um es anders zu formulieren: Hier stimmen Reden und Handeln überein. BERND MIKOSCH FP » Wir suchen ›Active Owner‹. « Michael Viehmann, Sauren Bald dürfen Fondsanleger mitbestimmen „Letter to CEOs“: Wenn Larry Fink (Foto) seinen jährlichen Brief an die Vorstandschefs veröffentlicht, stößt das nicht nur in den Führungsetagen der globalen Großkonzerne auf Interesse, sondern in der gesamten Wirtschaftswelt. In seinem aktuellen „Letter“ vom Januar 2022 entwickelt der Blackrock-Boss eine interessante Idee zur Aktionärsdemokratie. Stimmrechtsausübung: „Wir sehen ein wach- sendes Interesse von Aktionären (…) an der Cor- porate Governance von börsennotierten Unter- nehmen“, schreibt Fink. „Aus diesem Grund haben wir damit begonnen, mithilfe von Techno- logie mehr Kunden die Mög- lichkeit zu geben, unmittelbarer ihre eigenen Stimmrechte bei den Unter- nehmen ausüben zu können, in die sie ihr Geld investieren.“ Aktueller Stand: Bestimmte institutionelle Kunden von Blackrock können schon selbst ent- scheiden, wie ihre Stimmrechte genutzt werden sollen. Dabei geht es um spezielle Mandate, die Indizes nachbilden. Bald soll dies für etwa 40 Prozent der insgesamt 4,8 Billionen US-Dollar möglich sein, die Blackrock in Aktienindexstrategien betreut. Vision: „Unser Ziel ist, dass sich jeder Anle- ger – und das schließt Privatanleger mit ein – an der Stimmrechtsausübung beteiligen kann, wenn dies gewünscht ist“, schreibt Fink. „Wir wissen, dass wir dafür noch erhebliche regulato- rische und logistische Hürden nehmen müssen. Wir sind jedoch überzeugt, dass dies zu einem demokratischeren Kapitalismus führt, bei dem mehr Stimmen Gehör finden. Denn jeder Anleger hat das Recht, gehört zu werden.“ MARKT & STRATEGIE Stimmrechtsausübung 128 fondsprofessionell.de 1/2022 FOTO: © CORNELIS GOLLHARDT, CHRISTOPH HEMMERICH
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