FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 1/2022

„Metalle sind das neue Erdöl“, sagt Benjamin Louvet, Fonds- manager des Ofi Financial Investment Precious Metals Fund . Im Gespräch mit der Redaktion erklärt er, bei welchen Rohstoffen er Preissteigerungen von mehreren hundert Prozent erwartet. S taatenlenker haben bis jetzt unter- schätzt, wie hoch der Metallbedarf in E-Fahrzeugen,Windturbinen, Solaranlagen und Wasserstoffanlagen sein wird. Wir müssen unsere Diplomatie überdenken, sagt Fondsmanager Benjamin Louvet. Herr Louvet, Sie sagen, Metalle sind das neue Erdöl. Wie ist das zu verstehen? Benjamin Louvet: Wer über Metalle spricht, muss über den Klimawandel reden. Es gibt keinen Zweifel mehr, dass die Erderwär- mung durch den Ausstoß von Treibhaus- gasen – besonders von Kohlendioxid – menschengemacht ist. Die Staaten haben sich im Pariser Übereinkommen das Ziel gesetzt, dass die Erderwärmung bis zum Jahr 2100 unter zwei Grad Celsius bleiben soll, wenn möglich unter 1,5 Grad. Doch laut dem Weltklimarat IPCC ist unser da- für zulässiges CO 2 -Emissionsbudget beim derzeitigen Ausstoßtempo in nur 20 Jahren erschöpft. Unsere einzige Chance ist: Wir müssen fossile Brennstoffe loswerden und so schnell wie möglich die Wende zu CO 2 - armen Technologien schaffen – insbeson- dere zu Wind-, Solar-,Nuklear- und Wasser- kraft. Und diese Technologien sind extrem metallintensiv. Geben Sie uns ein Beispiel? Ein Elektroauto braucht sechs Mal mehr der kritischen Metalle als ein konventionel- les Auto. Und es sind ganz andere Metalle nötig – nicht nur Kupfer und Mangan, sondern auch Lithium, Kobalt,Nickel, Gra- fit. Oder nehmen Sie Silber. Es wird zur Verbindung der Batterieboxen in E-Autos eingesetzt. 2019 hat die Automobilindustrie bis zu sieben Prozent der weltweiten Silber- produktion benötigt – und das bei einem E- und Hybridanteil am Fahrzeugmarkt von nur fünf Prozent. Um die Paris-Ver- trags-Limits einzuhalten,müsste der Anteil bis 2030 auf 60 Prozent steigen. E-Mobilität wird ein echter „Game Changer“. Wie stark müssen die Kapazitäten bei anderen Technologien ausgebaut werden? 2020 hatten wir mit einer installierten Solarkapazität von 120 Gigawatt einen Rekord. Wenn wir uns an das Paris-Ab- kommen halten, müssen wir weltweit ab jetzt bis zum Jahr 2030 jedes Jahr 620 Gigawatt installieren. Also fünf Mal mehr als der aktuelle Rekord. Und wir brauchen vier Mal mehr installierte Windenergie- kapazitäten pro Jahr. UndwelcheMetallewerden für diese neuen Technologien am häufigsten gebraucht? Es gibt viele Metalle, die man fast überall in kleinen Mengen braucht – etwa Silber, weil es das am besten leitende Metall ist. In jedem Solarpaneel durchschnittlicher Grö- ße befinden sich fünf Gramm davon.Diese Menge konnte man in den vergangenen drei Jahren nicht weiter reduzieren. Allein für Solarenergie brauchte man im Jahr 2020 3.142 Tonnen Silber, zwölf Prozent der globalen Produktion. Die Internationa- le Energieagentur IEA sagt,wir müssen die- se Kapazität angesichts der Paris-Ziele jedes Jahr mit fünf multiplizieren. Andere Metal- le wiederum kommen nur in einzelnen Technologien vor – Nickel zum Beispiel „Das wird gravierender, als die Leute denken“ » Wir haben jetzt einen riesigen Bedarf, nicht in zehn Jahren. « Benjamin Louvet, Ofi Asset Management 136 fondsprofessionell.de 1/2022 MARKT & STRATEGIE Benjamin Louvet | Ofi

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