FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 1/2022
bei E-Auto-Batterien. Derzeit werden unge- fähr zwei Millionen Tonnen Nickel jähr- lich produziert. Davon ist die Hälfte pures Nickel höchster Qualität, das zu drei Viertel in die Stahlindustrie wandert. Laut EU- Kommission braucht 2040 allein die E-Mo- bilität 2,6 Millionen Tonnen Nickel höchs- ter Qualität jährlich. Wir müssen die Pro- duktion steigern, und zwar schnell. Reichen die bestehenden Ressourcen für solche Metalle überhaupt aus? Nehmen Sie Kupfer: Das ist wichtig, weil es in fast allen CO 2 -armen Technologien steckt. In einer Windturbine sind es zwi- schen einer und fünf Tonnen. Das franzö- sische Energieinstitut IFPEN hat errechnet, dass 2050 fast 90 Prozent der heute bestä- tigten Kupferreserven erschöpft sein wer- den, allein wenn wir das Zwei-Grad- Ziel erreichen wollen; nicht einmal das 1,5-Grad-Ziel. Und das auch nur, wenn wir eine ambitionier- te Recyclingquote von plus 40 Prozent schaffen. Man muss sich dennoch keine Sorgen machen. Eine bestätigte Reserve ist laut Definition eine, die man technisch und wirtschaftlich entwickeln kann. Wenn also der Preis steigt, wird man weitere Quellen erschließen können. Haben Sie eine Prognose, was die Energiewende für die Rohstoffpreise bedeutet? Der Internationale Währungs- fonds IWF hat in einem Report im Oktober vier Metalle herausgegrif- fen: Darin heißt es, allein Lithium, Kobalt und Nickel sollen sich bis 2030 um mehrere hundert Prozent ver- teuern, Kupfer um 60 Prozent. Der IWF nennt seine Schätzungen „konservativ“. Was ist eigentlich mit Platin? Dem Metall wird seit Jahren ein hoher Bedarf prognos- tiziert. Die Preise sind trotzdem sehr tief. Das wird sich durch die Wasserstofftech- nologie ändern. Derzeit landen 45 Prozent des Platins in Dieselkatalysatoren. 2015, nach dem VW-Dieselskandal, ist der Platin- bedarf stark gesunken. Aber das Metall ist einer der besten Katalysatoren. Man kann damit zum Beispiel Wasser elektrolysieren, also in seine Bestandteile zerlegen. So ent- steht sauberer Wasserstoff – imUnterschied zum heute vorherrschenden Wasserstoff, der aus Gas gewonnen wird. Der weltgröß- te Produzent Anglo American Platinum erwartet, dass 2030 rund 100 Tonnen jähr- lich nur für die Wasserstoffelektrolyse und die Brennstoffzellen gebraucht werden; fast 40 Prozent des weltweiten Platinbedarfs. Man will ja Wasserstoffanlagen errichten, umÖkostrom zu speichern: Man leitet die Überproduktion in solche Anlagen, erzeugt damit Wasserstoff und speist diesen bei Bedarf wieder in das Netz ein. Optimal ist das nicht, weil es am Weg hohe Energie- verluste gibt. Aber meiner Meinung nach ist das unerheblich: 30 Länder haben schon einen Wasserstoffplan mit milliar- denschweren Investments unterzeichnet. Es ist anzunehmen, dass die steigenden Metallpreise auch die Inflation befeuern … Ja, ich betone schon seit Jahren, dass man den Leuten deutlicher die Wahrheit sagen sollte. Die Energiewende wird teuer. Und sie wird einen großen inflationären Effekt haben. Ich denke nicht, dass das zu zehn Prozent Inflation führt, aber die Auswir- kung wird gravierender, als die Leute den- ken. Man muss jedoch auch den anderen Teil der Wahrheit erwähnen: Wenn wir die Energiewende nicht schaffen, wird es uns viel mehr kosten. Wahr ist aber auch: Ein Teil der Inflation kommt daher, dass die Staaten die Energiewende falsch herum angegangen sind. Wie meinen Sie das? Regierungen haben das Angebot an fossi- len Energien wie Kohle und Öl gedrosselt, aber nichts unternommen, um die Nach- frage zu senken. Nun ist nicht genug Roh- öl am Markt. Bei 120 bis 130 Dollar pro Fass werden Ölfirmen vielleicht beginnen, wieder in die Pro- duktion zu investieren. Was ist die Lösung? Man kann den Men- schen das Auto FOTO: © OFI 137
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