FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 1/2022

kets Ex China Fund auf. „Es zeichnete sich schon damals ab, dass sich das Land inner- halb der Emerging Markets zunehmend zu einer eigenen Anlagestory entwickelt“, erinnert sich Thorben Pollitaras, Geschäfts- führer bei Comgest Deutschland. Bislang ist die Nachfrage nach den „Ex China“-Fonds jedoch überschaubar. Das Volumen der vier hierzulande bisher ver- fügbaren Fonds und ETFs summiert sich bloß auf rund 350 Millionen Euro. „Damit wird klar, dass es für Fonds mit diesem An- lageschwerpunkt nur ein sehr begrenztes Anlegerinteresse gibt“, meint Detlef Glow, Research-Chef beim Datenspezialisten Re- finitiv Lipper. Er sieht den Ansatz skeptisch. Solche Strategien seien für Investoren sinn- voll, die ihr Geld konkret in einzelnen Län- dern, Themen oder Branchen allokieren möchten. „Diese Anleger würden aber wohl auch andere Länder einzeln gewich- ten“, sagt Glow. Auch Annika Milz, Leiterin des institu- tionellen Geschäfts bei Fidelity Deutsch- land, registriert bei ihren Kunden noch kein verstärktes Interesse an Ex-China-Lö- sungen. „Es gibt weiterhin primär breite Emerging-Markets-Allokationen“, sagt sie. „China hat Elemente von beidem, Schwel- lenland und Industrienation. Gerade das macht das Land so attraktiv, weil man als Investor verschie- dene Opportunitäten vorfin- det.“ Sie rechnet damit, dass Anleger auch wieder verstärkt in chinesische Aktien zurück- kehren, wenn sich die aktuell hohe Unsicherheit und Volatili- tät an den dortigen Märkten wieder etwas gelegt hat. Andere Experten sind ange- sichts der tiefen staatlichen Ein- griffe in die Marktwirtschaft und der ungünstigen demogra- fischen Entwicklung skeptisch, ob Chinas Börse rasch wieder an die früheren Erfolge an- knüpfen wird. Trotzdem steht fest: Von den vier BRIC-Staaten Brasilien, Russland, Indien und China, die der da- malige Goldman-Sachs-Chefvolkswirt Jim O’Neill 2001 in seiner legendären Studie als aufstrebende Wirtschaftsgiganten iden- tifiziert hat, konnte sich China unangefoch- ten an die Spitze setzen. Starker Taktgeber Emil Wolter, Fondsmanager bei Com- gest, betrachtet das Reich der Mitte auf- grund seiner Größe und des Entwicklungs- stands durchaus als Sonderfall. Er erwartet, „dass Investoren China und die anderen Schwellenländer künftig zunehmend als eigenständige Allokationen auffassen wer- den.“ Wolter rechnet zudem damit, dass Chinas Börsengewicht noch weiter zulegen dürfte, insbesondere wenn auch die inlän- dischen A-Aktien stärker in die globalen Schwellenländerindizes miteinbezogen werden. Mit allen Onshore-Aktien würde das Land schon heute rund 50 Prozent des MSCI Emerging Markets Index ausma- chen.Wie stark dieser inzwischen von Chi- na abhängt, zeigen Berechnungen, wonach die Korrelation in den letzten 30 Jahren von ungefähr 0,5 auf zuletzt nahezu eins gestiegen ist: Das Börsengeschehen in der Volksrepublik diktiert damit quasi im Alleingang das Auf und Ab der indexna- hen globalen Emerging-Markets-Portfolios (siehe Grafik vorige Seite). Der „Boykott“ chinesischer Aktien kann Investoren durchaus Vorteile bringen. Zu- nächst einmal führt er zu einer deutlich ausgewogeneren Län- dergewichtung. So kommen im MSCI Emerging Markets ex China Index mit seinen ins- gesamt mehr als 670 Unter- nehmen die drei Schwer- gewichte Taiwan, Indien und Südkorea mit ungefähr glei- chen Anteilen auf zusammen rund 60 Prozent. Es folgen Bra- silien, Saudi-Arabien sowie fast 20 weitere Staaten – unterm Strich also eine wirklich bunte Mischung. Auch der Branchen- mix verändert sich durch den Ausschluss deutlich: Während im globalen Index die im Chinesische Dominanz Ländergewichte im MSCI Emerging Markets Index* Chinas Gewicht im globalem Schwellenländerindex steigt seit Jahren. Das geht zulasten der Länderdiversifikation. * jeweilszumJahresende |Quelle:Fidelity,MSCI 0 % 20 % 40 % 60 % 80 % 100 % 2020 2015 2010 2005 2000 China Taiwan Südkorea Indien Sonstige » Investoren werden China künftig zuneh- mend als eigenständige Allokation auffassen. « Emil Wolter, Comgest MARKT & STRATEGIE „Ex China“-Fonds 142 fondsprofessionell.de 1/2022 FOTO: © AXEL GAUBE

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